Moosbrugger: “Biodiversitätsdialog”-Pläne widersprechen Klimaschutzzielen

LKÖ-Präsident Moosbrugger fordert u.a. die Abkehr von fossilen und die Forcierung erneuerbarer Energieträger. FOTO: agrarfoto.com

Landwirtschaftskammer (LK) Österreich-Präsident Josef Moosbrugger übt scharfe Kritik an den Vorschlägen für eine neue Biodiversitätsstrategie (“Biodiversitätsdialog 2030+”), da diese im massiven Widerspruch zu den sonstigen Nachhaltigkeits- und Klimaschutzbestrebungen Österreichs stehen.

“Wir Bäuerinnen und Bauern haben großes Interesse an der Bewahrung unserer natürlichen Lebensgrundlagen und -vielfalt, allein schon wegen Bestäubung sowie Bodenfruchtbarkeit, und leisten auch einen erheblichen Beitrag dazu. Seit Jahrhunderten schaffen wir vielfältige Lebensräume und fördern dadurch auch aktiv vitale Artengemeinschaften. Wir sind stolz darauf, dass unsere Landwirtschaft unter 67 Staaten weltweit zur Nachhaltigkeitsweltmeisterin gekürt worden ist und wir mit 25% Bioflächenanteil und 84% Teilnahme am österreichischen Agrarumweltprogramm auch in Europa als Agrarumweltpioniere gelten. Was hier im ‘Biodiversitätsdialog 2030+’ allerdings vorgeschlagen worden ist, kritisieren wir sowohl inhaltlich als auch punkto Erstellungsweise”, betont der LK Österreich-Präsident, der Nachschärfungen mit anerkannten Fachleuten sowie Folgenabschätzungen fordert, die alle Nachhaltigkeitsbereiche umfassen.

Versorgungssicherheit, Arbeitsplätze und Klimaschutz “auf dem Spiel”

“Beispielsweise die vorgeschlagene, erhebliche Außer-Nutzung-Stellung unserer Felder und Wälder (mindestens 10%) ist nicht nur eine klare Bedrohung für unsere heimische Versorgungssicherheit und Arbeitsplätze. Das wird durch mehrere Studien belegt. Sie läuft vielmehr auch den Umwelt- und Klimaschutzzielen der Klimaschutzministerin massiv entgegen. Dazu zählen unter anderem das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz mit mehr Energie aus Biomasse, eine Eiweißstrategie und Bioökonomiestrategie oder die im kürzlich beschlossenen Forstpaket enthaltene Holzbauoffensive samt Entwicklung von Holzdiesel, um raus aus den Fossilen und rein in die Erneuerbaren zu kommen”, unterstreicht Moosbrugger. “Sollten die Vorschläge in dieser Form umgesetzt werden, stehen alleine im Forstbereich jährlich zwischen 3 und 7,4 Mio. Vorratsfestmeter (Vfm) Holzertrag auf dem Spiel, wie unsere Expertinnen und Experten aus dem Forstbereich schätzen. Dann fehlt ein Potenzial von 25.000 bis 60.000 Holzhäusern sowie weiterer nachhaltiger Rohstoff für die Verarbeitungsindustrie.”

Klimaverschlechterung als Biodiversitätsbedrohung eindämmen

“Die weltweiten Biodiversitätsverluste gehen diversen Studien zufolge auf verschiedenste Ursachen zurück, und ich möchte mit Nachdruck davor warnen, unsere bäuerliche, multifunktionale Land- und Forstwirtschaft mit jener anderer Länder in einen Topf zu werfen. Klar ist, dass neben Bodenversiegelung, Fragmentierung der Lebensräume, Verstädterung, Verkehr etc. auch die Klimaverschlechterung eine gravierende Ursache für weltweite Biodiversitätsverluste darstellt. Von daher sind die derzeit am Tisch liegenden Pläne als zusätzlich widersinnig zu bewerten. Die Abkehr von fossilen und die Forcierung erneuerbarer Energieträger gilt schließlich als eine der wichtigsten Gegenmaßnahmen. Und auch regionale Lebensmittel helfen dabei, schädliches CO2 aus Transporten einzusparen”, so Moosbrugger. “In den vergangenen Monaten hat die Regierung sinnvolle Umwelt- und Klimaschutzpläne erarbeitet. Diese sollten primär umgesetzt werden, bevor neue erstellt werden, die den alten sogar zuwiderlaufen.”

Forderungen nach Folgenabschätzung und Biodiversitätsdialog statt -monolog

“Unsere Expertinnen und Experten haben sich im Vorfeld gerne im Rahmen der Workshops an der Vorbereitung des Biodiversitätsdialogs beteiligt und ihr umfassendes Know-how eingebracht. Was jedoch nun im Rahmen der öffentlichen Konsultation präsentiert und diskutiert worden ist, entspricht in keiner Weise den Ergebnissen dieser Fachworkshops. Auch die Biodiversitätskommission, an der wir ebenso beteiligt sind, wurde nicht in die Erstellung eingebunden. Das muss geändert und nachgeholt werden. Ein Biodiversitäts-Dialog darf nicht zum Biodiversitäts-Monolog verkommen”, kritisiert Moosbrugger.

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