Das Ökosoziale Forum ist ein Think-Tank, der sich für die Umsetzung eines nachhaltigen Wirtschafts- und Gesellschaftsmodells auf österreichischer und europäischer Ebene einsetzt. Im Rahmen des Webinars „Land der Frauen?“ rückten zwei Expertinnen die Lebensqualität von Frauen am Land und in der Stadt sowie Wanderungsbewegungen und Mobilitätskonzepte zwischen verschiedenen Raumtypen in den Fokus.
Perspektiven schaffen
Theresia Oedl-Wieser, Leiterin der Abteilung Ländliche Sozialforschung an der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft und Bergbauernfragen, erklärte, dass vor allem für junge Menschen die Mobilität zwischen städtischen, stadtnahen und ländlichen Räumen Teil der persönlichen Entwicklung ist. „Verbringt man seine Studien- oder Ausbildungszeit etwa in einer Stadt, so können verschiedenste Faktoren wie Familiengründung und verfügbarer Wohnraum in späteren Lebensabschnitten Beweggründe für den Umzug in den ländlichen Raum darstellen“, meinte Oedl-Wieser. Im Verhältnis wandern Frauen früher und öfter ab. „Von Interesse ist also die Frage, welche Voraussetzungen im ländlichen Raum geschaffen werden müssen, um Bleibe- und Rückkehrperspektiven zu erhöhen. Das erfordert eine Auseinandersetzung mit strukturellen Benachteiligungen und Exklusionstendenzen in der ländlichen Gesellschaft. Besonders wichtig sind berufliche und soziale Netzwerke, die vor allem in Phasen der Neuorientierung helfen. Ebenso gilt es, das transformative Potenzial von Frauen zu nutzen und als Beitrag zur wirtschaftlichen und sozialen Weiterentwicklung ländlicher Regionen wertzuschätzen“, führt die Expertin aus.
Forschungslücke schließen
Tatjana Fischer, stellvertretende Leiterin des Instituts für Raumplanung, Umweltplanung und Bodenordnung an der Universität für Bodenkultur Wien, wies in ihrem Beitrag auf eine ungenügende Datenlage hin, die keine wissenschaftlich fundierten Aussagen zur Zufriedenheit von Frauen in ländlichen Gebieten zulässt: „Ob Frauen in einer Stadt oder am Land glücklicher sind, hängt von der Lebensphase, der Wanderungsbiografie, der Lebenslage, der Relevanz weiterer Wohnsitze, der Erwerbsbeteiligung und den Fürsorgeaufgaben ab. Die Geborgenheit in einem stabilen und verlässlichen sozialen Netzwerk ist aber zentraler Aspekt einer subjektiv hohen Lebensqualität.“
Ermutigung als Kernthema
In der abschließenden Diskussion wurde nochmals die Bedeutung der Landfrauen betont. Neben Veronika Mickel-Göttfert (Vizepräsidentin Ökosoziales Forum) und Hermine Hackl (Präsidentin Ökosoziales Forum Niederösterreich) war auch Nicole Zehetner-Grasl geladen, Bürgermeisterin von Hofkirchen im Traunkreis und seit einem Jahr jüngste Ortschefin in Österreich. Einig sind sich die Diskutantinnen in einem Punkt: Die Beschäftigung mit frauenpolitischen Themen ist im ländlichen Raum noch ausbaufähig. Wichtig ist dabei, dass Frauen als Vorbilder vorangehen, ermutigen und diese Vorbildfunktion auch kommuniziert wird.
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- Woman Farmer Standing And Looking Agricultural Field Soil: Adobe Stock