Kaum Engpässe bei Pflanzenschutzmitteln

Die Versorgung der Landwirte mit Pflanzenschutzmitteln sollte trotz Störungen der internationalen Lieferketten gewährleistet sein.

Die aktuellen Kostensteigerungen bei Betriebsmitteln werfen auch die Frage nach der Situation beim Pflanzenschutz auf. Eine Recherche bei Industrie und Landesproduktehandel.

Die Preissteigerungen bei Pflanzenschutzmitteln bleiben im Rahmen der Inflation. Zwar gibt es auch hier einige Ausnahmen (siehe Print-Ausgabe BauernZeitung Nr. 06-2022), eine „Preisexplosion“ wie bei Handelsdünger zeichnet sich aber nicht ab. Was die Versorgungssituation betrifft, haben wir Christian Stockmar, Obmann der Industriegruppe Pflanzenschutz (IGP), um Auskunft gebeten.

Quelle: IndustrieGruppe Pflanzenschutz
IGP-Obmann Christian Stockmar sieht Vollversorgung gegeben.

BauernZeitung: Die Preissteigerungen bei Düngemitteln sind exorbitant. Wie ist die Situation bei Pflanzenschutzmitteln?
Stockmar: Die Situation ist zwar herausfordernd, eine Abhängigkeit vom Energiemarkt, wie dies in anderen Produktionsbereichen der Fall ist, ist bei Pflanzenschutzmitteln aber deutlich geringer. Zur konkreten Preisgestaltung verweise ich auf Großhandel und Handel.

Die chemische Industrie ist international verflochten. Kann es aufgrund der stockenden Lieferketten zu Engpässen bei Pflanzenschutzmitteln kommen?
Bei üblichem Saisonverlauf sollte die Versorgung in Österreich gewährleistet sein. Vorübergehende Lücken könnten jedoch entstehen, wenn es in den Kulturen etwa durch Schädlinge zu überraschenden Kalamitäten käme. Nicht ganz auszuschließen sind kurzfristige Engpässe auch, wenn es bei einzelnen Kulturen zu unerwarteten Flächenausweitungen kommt. Unsere Planungen sind aber jedenfalls auf eine Vollversorgung der heimischen Landwirte mit hochwertigen Pflanzenschutzmitteln ausgerichtet, um die erwünschte Versorgung mit regionalen Lebensmitteln sicherstellen zu können.

Wie weit hat die Industrie Lagervorräte für unvorhersehbaren Bedarf, etwa bei Fungiziden aufgrund der Wetterlage?
Die Versorgung orientiert sich dabei an den Absatzmengen der Vorjahre. Besondere Entwicklungen können meist auch vorzeitig erkannt werden. Auf diese Weise konnten drohende Knappheiten meist frühzeitig erkannt und abgefedert werden. Auch während der Corona-Krise mit den unterbrochenen Lieferketten war die Versorgung immer aufrecht.

Raten Sie den Landwirten zu verstärktem Frühbezug?
Wir empfehlen die Beratung durch den regionalen Handel. Die Unternehmen kennen individuelle Anforderungen und das lokale Angebot. Auf dieser Basis können die Landwirte die besten Entscheidungen treffen.

Hohe Preise verleiten zu reduzierten Aufwandmengen. Wo sehen Sie die Grenzen dieser Strategie?
Die Produkte und Wirkstoffe durchlaufen zahlreiche Studien und Tests, aus denen Aufwandmengen wissenschaftlich abgeleitet werden. Auch bei der Registrierung werden Aufwandmengen festgelegt. Wir empfehlen, die vorgeschriebenen Mengen im Sinne des Resistenz-managements und der Wirksicherheit einzuhalten.
Alles andere wäre betriebswirtschaftlich nicht sinnvoll.

Die IGP warnt gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer mit einer Plakataktion vor dem Kauf illegaler Pflanzenschutzmittel. Ist das Problem so groß, um eine solche Aktion zu rechtfertigen?
Es geht darum, die Landwirte für Gefahren illegaler Produkte zu sensibilisieren. Billige Angebote im Internet mögen verlockend sein. Die Kehrseite dieser meist gefälschten Produkte sind Risiken bei Wirksamkeit und Sicherheit. Dazu kommt die Gefahr möglicher Verwaltungsstrafen. Billig kann so recht schnell teuer werden. Landwirte sollten deshalb nur bei seriösen Händlern kaufen sowie eine Rechnung mit detaillierten Verkaufsinformationen verlangen.

Einen Überblick zu den Preisentwicklungen bei Pflanzenschutzmitteln in dieser Saison finden Sie in der aktuellen Print-Ausgabe der BauernZeitung Nr. 06-2022.

- Bildquellen -

  • W Christian Stockmar: IndustrieGruppe Pflanzenschutz
  • W Spritzmittel: agrarfoto.com
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AUTORH.M.
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