Die Waldbesitzer raufen sich die Haare. Viel zu geringe Niederschläge seit Jahren setzten allerorts den Bäumen zu, über ganze Landstriche hinweg wütet im Nadelwald der Borkenkäfer. Der Holzanfall hat ein noch nie dagewesenes Ausmaß erreicht, die Preise für Österreichs vermutlich wichtigsten Rohstoff liegen im Keller.
Indes ging dieser Tage Österreichs Papierindustrie mit der Klage an die Öffentlichkeit, sie leide am Mangel an Holz. Es gebe „zu wenig Qualitätsholz“ erklärte Austropapier-Präsident Christian Skilich von der Mondi Group. Konkret erklärte der Industriemanager, es komme zwar sehr viel an Schadholz auf den Markt, man benötige aber „für bestimmte Qualitäten auch frisches Holz“. Mit dem Überangebot, vor allem an Fichten aus dem Wald-, Wein- und Mühlviertel, finde man nicht das Auslangen, es brauche auch Hölzer, die in Österreich nicht ausreichend zur Verfügung stehen. Der Faserhersteller Lenzing etwa benötige fast ausschließlich Buchenrundholz.
Damit rechtfertigte Skilich vor allem die heftig vom Obmann des NÖ. Bauernbundes Stephan Pernkopf kritisierten Importe von meist billiger angebotenem Holz, die von Österreichs Holzindustrie kontinuierlich mit schweren Sattelschleppern aus EU-Nachbarstaaten, aber auch aus Drittstaaten, allen voran aus Russland, nach Österreich verfrachtet werden.
Der Holzverbrauch der heimischen Papier- und Zellstoffindustrie betrug 2019 laut Austropapier 8,74 Mio. Festmeter (-0,4 %). 4,02 Mio. Fm davon Rundholz (-3,1 %), 4,72 Mio. Fm Hackschnitzel (+1,9 %). Importiert wurden im vergangenen Jahr 2,53 Mio. Fm. Das sind fast 29 Prozent des Holzverbrauchs der Alpenrepublik. Die Branche müsse sich immer wieder über Importe „eindecken“, primär mit frischem Rundholz, so Skilich.
Auf Kopfschütteln stießen die Klagen der Papierindustrie bei vielen Bauernbund-Politikern, allen voran LK Österreich-Präsident Josef Moosbrugger („Diese Argumentation ist mir ein Rätsel“) oder bei OÖ Agrarlandesrat Max Hiegelsberger: Es lägen sehr wohl zigtausende Festmeter (Rund-)Holz für die Papier- und Zellstoffindustrie in der gewünschten Frischholz-Qualität zur Abholung bereit, geschlägert im vergangenen Winter, deren Besitzer nur darauf warten würden, dass es von der Industrie abgenommen wird. „Und in wenigen Wochen beginnt das Fällen von frisch befallenem Käferholz, das sofort aus den Wäldern gebracht werden muss“, so Hiegelsberger, der dazu im Mai einen Runden Tisch einberufen wird.
Mangel an Holz für Papier besteht angesichts der nebenstehenden Bilder wohl eher nur am (Industrie-)Papier.
Am Dienstag lenkte Skilich (nach einem Treffen mit Stephan Pernkopf) plötzlich ein: Die Papierindustrie sei sich der Ausnahmesituation der Forstwirte durch den hohen Schadholzanfall bewusst und sage ihre Unterstützung zu. Man sei bemüht, so viel Holz wie möglich zu übernehmen, ersuche aber auch um Verständnis „für gewisse Herausforderungen“, etwa Langfristvereinbarungen mit dem Ausland, die man einhalten müsse, betreffend Baumarten und Sortimenten, welche in Österreich nicht ausreichend zur Verfügung stünden, so Skilich in einer Presseaussendung.
Bernhard WEBER