Herausforderungen bei der Raumplanung

Je nach Region, Lage und Gemeindegröße stehen die Bürgermeister von Österreich bei der Raumplanung vor sehr unterschiedlichen Problemen.

Die meisten, die aufs Land ziehen, erwarten sich viel Platz, was sich aber nicht immer ausgeht.

Während der Speckgürtel um manche Städte Österreichs immer breiter wird, sind andere Regionen massiv von Abwanderung betroffen. Dies und weitere Gründe sind mit ausschlaggebend dafür, dass die Raumplanung in Österreichs Gemeinden mit unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert wird.

Abwanderungsgebiete

So hat die steirische Marktgemeinde Pöllau im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld seit längerer Zeit mit der Abwanderung von jungen Menschen zu kämpfen. Bürgermeister Johann Schirnhofer: „Wir haben zwei Hauptprobleme: Erstens liegen wir in einem Naturschutzgebiet.“ Das habe Auswirkungen auf Gewerbeansiedlungen, da sich keine großen Betriebe niederlassen wollen. „Das wiederum wirkt sich auf die verfügbaren Arbeitsplätze aus“, so Schirnhofer. Dazu kommt, dass Baugrund in der 6.317-Einwohner-Gemeinde vergleichsweise teuer ist. „Wenn junge Menschen ihre Arbeitsplätze im südlichen Ballungsraum haben, dort von einer besseren Verkehrsanbindung profitieren als bei uns und die Grundstückpreise noch dazu günstiger sind, so ist es keine Überraschung, wenn sie abwandern“, erklärt der Bürgermeister.

Eine andere Situation zeigt sich in der niederösterreichischen Gemeinde Kaltenleutgeben. Der Ballungsraum im Wiener Umland verzeichnet in den letzten Jahren einen stetigen Zuzug. Für die 3.869-Einwohner-Gemeinde heißt das: Vor lauter Verbauung sind kaum noch Freiflächen verfügbar – insbesondere, weil Kaltenleutgeben mitten im Wienerwald liegt und niemand die „Lunge Wiens“ angreifen möchte. „Und jene Flächen, die noch frei sind, werden so dicht verbaut, dass es nicht mehr als lebenswert wahrgenommen wird“, erklärt Bürgermeisterin Bernadette Schöny.

Enge Bergtäler als naturgegebene Beschränkung

Arzl im Pitztal liegt zwar geografisch weit von Kaltenleutgeben entfernt – die Tiroler Gemeinde mit 3.162 Einwohnern befindet sich raumpolitisch aber in einer ähnlichen Lage. „Da wir im Nahbereich von Imst sind, entwickeln wir uns immer mehr zu einer Wohngemeinde“, meint Bürgermeister Josef Knabl. Sein wichtigstes Ziel ist es, „mit Maß und Ziel zu wachsen.“ Dabei müsse man stets Bodenschutz gegenüber den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger abwiegen.

Knapp ist das Bauland in der Salzburger Gemeinde Annaberg-Lungötz. Die geografische Position im oberen Lammertal schränkt die Verfügbarkeit von Baugrundstücken ein. Zusätzlich beansprucht der Wintertourismus in der Heimatgemeinde von Schistar Marcel Hirscher einen Teil der Wohnobjekte. „Wir sind natürlich nicht Schlad-ming, aber historisch gesehen wurde bei uns häufig so gebaut, dass der obere Stock von Privaten als Gästeappartements vermietet wurde“, erklärt Bürgermeister Martin Promok. Das sei zuletzt weniger geworden. „Wir hatten in den vergangenen Jahren weniger Neubauten, aber viele Um- und Anbauten“, so der Ortschef. Ehemalige Gästezimmer würden in Wohnungen für die erwachsenen Kinder mit Familien umfunktioniert. „Ich bemerke eine Tendenz, dass Junge zwar oft zur Ausbildung wegziehen, aber doch wieder zurückkehren, wenn sie ihre eigene Familie gründen.“

Wie unterschiedlich die Ausgangslage auch ist, raumordnungspolitisch haben Gemeinden bei der Raumplanung grundsätzlich nicht besonders viel Spielraum. Mit intelligenten Instrumenten wie Baulandsicherungsmodellen oder befristeten Widmungen kann Siedlungsentwicklung zwar bis zu einem Grad kontrolliert werden. Auf den Immobilienmarkt haben Gemeinden jedoch nur wenig Einfluss. Im Balanceakt zwischen nachhaltigem Ressourcenschutz und den aktuellen Bedürfnissen der Bevölkerung leisten Bürgermeisterinnen und Bürgermeister täglich große Arbeit.

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AUTOREva Schubert
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