
Herr NR Hechenberger, Tierschutz und vor allem der Begriff Tierwohl sind beinahe schon Reizwörter für die Landwirtschaft geworden – die Auflagen steigen, die Einnahmen dadurch nur wenig oder gar nicht.
HECHENBERGER: Genau aus diesem Grund ist es so wichtig, dass ein Vertreter der Land- und Forstwirtschaft aus Westösterreich mit in den Entscheidungsgremien sitzt. Bäuerinnen und Bauern ist Tierschutz zweifelsohne sehr wichtig. Allerdings muss er praxistauglich sein – dafür setze ich mich ein.
Wie gestaltet sich diese Praxisnähe in den Verhandlungen um den Fortbestand der Kombinationshaltung?
Durch massive Anstrengungen wurde die Kombinationshaltung für Rinderbetriebe in dieser politischen Legislaturperiode abgesichert. Auch im Regierungsprogramm findet diese Haltungsform Berücksichtigung. Ich bin davon überzeugt, dass nicht die Stallform allein über das Wohl der Tiere entscheidet. Und solange ich Tierschutzsprecher bin, werde ich diese Position auch vehement vertreten.
Ein Dauerbrenner im Tierschutz sind die Tiertransporte. Was hat sich seit der Gesetzesnovelle im September 2024 geändert?
Österreich ist ein Exportland und solange es die Seuchensituation zulässt, werden Tiertransporte weiterhin möglich sein. Die Novelle brachte vor allem Änderungen für Langstreckentransporte. Es waren einige Anstrengungen nötig, um die kurzen Transporte, die in der Landwirtschaft alltäglich sind, weiterhin zu ermöglichen. Ohne diese Transporte gäbe es beispielsweise keine Versteigerungen mehr. Tirol verfügt über vorbildhafte Versteigerungsanlagen, ob in Lienz, Rotholz oder Imst. Das Versteigerungswesen ist für die Tiroler Landwirtschaft wichtig, daher muss es auch weiterhin funktionieren.
Welche aktuellen Themen beschäftigen Sie als Abgeordneten?
Derzeit stehen wir in intensivem Austausch zwischen Politik und Branchenvertretern zur Zukunft der Vollspaltenböden in der Schweinehaltung. Ab
1. Juni sollen Vollspaltenböden verboten werden, wir arbeiten jedoch an einer Übergangsfrist. Ein konventioneller Schweinemastbetrieb kann nicht von heute auf morgen auf Bio-Strohschweine umstellen.
Auch wenn die Schweinemast in Tirol selten ist und uns das Thema nicht primär betrifft, ist es wichtig, den konventionellen Schweinehaltern eine Zukunftsperspektive zu geben. Zum einen gilt es, abertausende Arbeitsplätze in vor- und nachgelagerten Bereichen wie der Be- und Verarbeitung zu sichern.
Zum anderen geht es auch um die Versorgungssicherheit. Nur weil in Österreich ein Verbotsschild über die konventionelle Schweinemast gehängt wird, heißt das nicht, dass weniger Schweinefleisch aus konventioneller Haltung konsumiert wird. Stattdessen wird es dann importiert, oft aus Ländern mit weitaus schlechteren Haltungsbedingungen. Dem Tierwohl ist damit nicht geholfen, wohl aber den Importeuren.
Steht der Tierschutz der Eigenversorgung mit Lebensmitteln im Weg?
Praxisnaher Tierschutz nicht. Es braucht aber einen fairen Umgang mit den Lebensmittelproduzenten, unseren Bäuerinnen und Bauern, egal welcher Produktionssparte sie angehören. Ich denke, da spreche ich für sie alle: Österreich muss nicht überall noch einen Extraschritt gehen. Wir sind EU-Mitglied, daher erwarte ich mir auch, dass europaweit vergleichbare Standards gelten. Das würde einen ehrlichen Wettbewerb und Chancengleichheit innerhalb der EU schaffen.
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