“Bei uns im Bezirk ist sicherlich das Thema Freizeitnutzung und Nutzungskonflikte eine große Herausforderung. Einheimische und Gäste suchen Erholung in der Natur und durch diesen Nutzungsdruck wird das Bewirtschaften von Feldern, Wäldern und Almen in manchen Regionen massiv erschwert und Konflikte sind vorprogrammiert“, gibt der Kitzbühler Spitzenkandidat für die bevorstehenden LK-Wahl, Josef Fuchs, einen Überblick.
Georg Wurzenrainer bewirtschaftet mit seiner Frau und unter tatkräftiger Unterstützung seiner Eltern den Waltenberghof in 1000 Metern Seehöhe direkt in Kitzbühel und eine Alm am Hahnenkamm. Er wirtschaftet quasi im Zentrum der Freizeitnutzung und kennt die Reibungspunkte nur allzu gut. „Ich beobachte eine starke Zunahme der Ich-Sucht in vielen Bereichen der Gesellschaft, die sich auch im Freizeitverhalten niederschlägt. Dagegen hilft nur eine fundierte Aufklärungsarbeit, die bereits in der Schule beginnt, da viele Menschen die Zusammenhänge und Arbeitsabläufe in der Landwirtschaft gar nicht mehr verstehen“, so Wurzenrainer.
Andreas Berger, Filzerbauer aus Kitzbühel, ergänzt: „Mittlerweile haben immer mehr Menschen einen oder gar mehrere Hunde. Viele Hundehalter legen aber wenig Wert darauf, die Hinterlassenschaften ihrer Hunde zu verräumen, und lassen ihre Vierbeiner frei auf den Feldern herumlaufen, was für Bauern in der Nähe gut frequentierter Wanderwege, wo täglich hunderte Menschen mit Hunden spazieren gehen, ein Riesenproblem darstellt. Weideflächen werden stark verunreinigt und das Futter ist teilweise für die Tiere ungenießbar.“ Für manche Bauern sei die Situation fast unerträglich.
Zusammenhänge erklären
LK-Präsident Hechenberger meint dazu: „Es braucht ganz klare Regeln im Naturraum. Und dazu müssen alle Partner – Gemeinden, Tourismus, Jägerschaft, Bergbahnen, Bauern – eingebunden werden, damit man praktikable Modelle entwickeln kann.“ Beispielsweise gibt es in Tirol bereits ein Mountainbike-Modell, das österreichweit als Vorbild dient. Jedoch auch wenn es um Wanderer, Tourengeher, Downhiller, Hundehalter etc. geht, werde man immer mehr auf solche Lenkungsmaßnahmen und praxistaugliche Entschädigungsmodelle zurückgreifen müssen, damit ein Miteinander von Land- und Almwirtschaft mit der Freizeitwirtschaft auch in Zukunft funktioniert.
Josef Hechenberger ergänzt: „Darüber hinaus dürfen wir nicht müde werden, offene Einblicke in unser Tun und Wirken als heimische Landwirtschaft zu geben. Nur so können Menschen auch nachvollziehen, weshalb es Lenkungsmaßnahmen braucht, und nur so kann ein konfliktfreies Nebeneinander auch in Zukunft gelingen.“ Abschließend meinte Hechenberger: „Die heimische Landwirtschaft ist dazu da, Lebensmittel für die Region zu produzieren, und sorgt dafür, dass nicht nur in Krisensituationen und unabhängig von offenen oder geschlossenen Grenzen die Selbstversorgung im Land gewährleistet bleibt. Das dient dem Wohle unserer ganzen Bevölkerung.“
Offene Stalltüren
Der Erbhof Unterkrumbach steht umgeben von Hochhäusern und Geschäften am oberen Ende der Bahnhofstraße mitten in der Stadt Wörgl. Bereits seit 1799 ist der Hof im Besitz der Familie. Durch eine Urkunde wird besagt, dass der Hof schon 1480 bestand. Bei Ausgrabungen auf dem Grundstück wurden Teile des Gutshofs „Villa Rustica“, verteilt auf über 1000 Quadratmetern, gefunden. Diese „Villa Rustica“ gilt deswegen auch als Namensgeber für die zahlreichen Produkte, die Monika und Martin Egger in ihrem kleinen Direktvermarktungsladen direkt ab Hof verkaufen. Gemeinsam mit ihren vier Buben Andreas, David, Michael und Josef bewirtschaftet die Familie mit viel Leidenschaft den Hof.
Auf die Frage, ob denn ein Bauernhof mitten in der Stadt nicht zu Konflikten mit Anrainern führt, antworten Martin und Monika: „Wir haben eigentlich überhaupt keine Probleme mit unseren Nachbarn. Im Gegenteil: Unsere Stalltüren sind immer offen und interessierte Besucher haben einen direkten Einblick in unsere Arbeit. Wir sind der festen Überzeugung, dass Offenheit ein wichtiger Schlüssel für mehr Verständnis und Toleranz gegenüber uns Bauern sein kann.“ Ein Auto braucht Familie Egger nur ganz selten, hauptsächlich dann, wenn ihre Tiere den Sommer auf der Alm verbringen. „Dadurch, dass wir mitten in der Stadt wohnen, kommen wir überall gut zu Fuß hin und davon profitieren wir auch mit unserem Hofladen, weil sehr viele Stadtbewohner vorbeikommen und im SB-Laden direkt ab Hof ihre Produkte bei uns beziehen“, gibt Familie Egger Einblicke. Froh ist sie über die kompetente Beratung der LK Tirol, die in Sachen Qualität, Etikettierung und Vermarktung seit Anbeginn mit Rat und Tat zur Seite steht.
Engagement stärken
Hechenberger und Brunschmid sagten auch weiterhin ihre Unterstützung zu: „Wir haben heuer den Bereich Direktvermarktung verstärkt fokussiert. Viele Bauern versuchen auf kreative und innovative Art und Weise ihre Produkte direkt in der Region zu vermarkten und oftmals sind es vor allem die bürokratischen Hürden, die interessante Projekte gleich zu Beginn hemmen.“ Deswegen setze man in der LK Tirol gerade in diesen Bereichen noch stärker auf Unterstützung und Beratung. „Die Bevölkerung schätzt heimische Erzeugnisse und immer mehr erkennen den direkten Zusammenhang zwischen Regionaltiät, Tierwohl und Qualität“, ergänzt Michael Jäger, der selbst Obmann des Bauernmarktes in Ebbs ist und bei der bevorstehenden LK-Wahl als Spitzenkandidat in Kufstein ins Rennen geht.
„Es liegt aber auch an uns Bauern, uns hin zur Bevölkerung zu öffnen – wie man hier in Wörgl sieht – und Einblick in unsere Arbeitsabläufe und Produktionsweisen zu geben. Nur so kann eine gelebte Partnerschaft mit einer guten Vertrauensbasis wachsen.“
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