Grünland: Einsaaten brauchen Kalk

Auf mageren und ausgehungerten Wiesenstandorten kann Einsaat rasch zur Verbesserungen der Grasnarbe führen. Voraussetzung dafür ist allerdings die Regulierung des pH-Wertes durch gezielte Kalkgaben.

Am Beginn einer Wiesensanierung steht die Analyse des Pflanzenbestands und des Bodens.
Quelle: Humer
Einsaat und Kalkung ergeben eine unmittelbar verbessernde Wirkung auf die Grasnarbe.

Dass Kalkdüngung eine elementarer Voraussetzung für wüchsiges Grünland ist, gehört zum landwirtschaftlichen Grundlagenwissen.
Es gilt folgende Formel:
Einsaat + Beweidung + Kalk + Düngung = beste Wirkung
Viel zu wenig im Bewusstsein vieler Grünlandbauern ist dagegen, dass Kalk auch für erfolgreiche Einsaaten eine wichtige Rolle spielt.
Die fachlichen Grundlagen hierfür lieferte der deutsche Agrarwissenschaftler Ernst Klapp bereits vor etwa 60 Jahren mit seinen Untersuchungen dazu in Wales in Großbritannien. Der Professor konnte dort beobachten, dass sich die Grasnarben selbst auf schwierigen, sauren Bergwiesen durch Einsaat und Kalkung überraschend schnell verbessern ließen. Beobachtet wurde die Wirkung von Einsaat, geregelter Beweidung, Düngung und Kalkung.
Im Detail führte Klapp seine Untersuchungen über einen Zeitraum von 20 Jahren in mehreren Varianten durch:
• nur geregelte Beweidung,
• nur Kalkung und Düngung,
• eine geregelte Beweidung plus Kalkung plus Düngung, sowie
• eine geregelte Beweidung mit Kalkung, Düngung und Einsaat.
Besonders auffallend war die enorme Verbesserung der Grasnarbe (+300 %) in der Einsaatvariante 4 mit Beweidung, Kalkung und Düngung bereits in den ersten Versuchsjahren.

Verzichtet man auf die Einsaat, dann ist mit einer Kombination von Beweidung, Kalkung und Düngung (Variante 3) zwar ebenfalls eine Verbesserung der Grasnarbe möglich, es braucht aber annähernd zwei Jahrzehnte, bis der Effekt spürbar wird. In den Versuchen von Klapp war dies die zweitbeste Variante.

Auch „Hufkultivierung“ wirkt

Nur noch halb so hoch war der Verbesserungserfolg in der Variante 2 mit ausschließlich Kalkung und Düngung. Dies bedeutet, dass Beweidung den Einsaaterfolg etwa um die Hälfte verbessert. „Hufkultivierung“, ist dazu der Begriff, den einst Grünlandprofessor Schechner geprägt hat. Mit Variante 1 zeigte Klapp auf, daß geregelte Beweidung allein auch die Grasnarbe um 50 Prozent verbessern kann, im Vergleich zur besten Variante erreicht man mit ihr aber nur etwa 20 Prozent des Maximalerfolgs.
Was den Erfolg der Variante 4 betrifft, also die Kombination von Einsaat, geregelter Beweidung, Düngung und Kalkung, so ist besonders hervorzuheben, welche wichtige Rolle für die Narbenverbesserung der Kalk spielt. So haben Grünlandbegehungen in Niederösterreich und in der Steiermark gezeigt, dass Problemstandorte oft pH-Werte unter 4 aufweisen, also stark sauer sind. Damit auf solchen Standorten Einsaaten gelingen, muss man mit Kalk ergänzen. Denn hochwertige Futtergräser wie Raygräser, Timothe, Wiesenrispe, Englisches Raygras und Kleearten brauchen für gutes Wachstum höhere Boden pH-Werte.

Quelle: Humer
Die wertvollen Futtergräser gedeihen am besten im Bereich von pH 5 bis 6.

Damit die Einsaaten richtig „anspringen“, braucht es also eine vorausschauende Strategie. Die Kalkung sollte bereits im Jahr vor der Einsaat erfolgen, damit sich das passende Bodenmilieu einregulieren kann. Die rechtzeitige Kalkung verbessert die Keimbedingungen für die Kulturgräser und Kleearten. So können sich die Futtergräser gegen Unkräuter und -gräser besser durchsetzen.
Als weitere positive Wirkung einer Kalkgabe zu nennen ist die verbesserte Bodenstruktur mit erosionsstabilen Krümeln und Poren. Der Boden wird besser durchlüftet. Gekalkter Boden kann Regengüsse schneller aufnehmen und das Wasser besser speichern. Das fördert auch das Bodenleben. Mehr Regenwürmer in neutralen und kalkreichen Böden sorgen für eine bessere Bereitstellung von Nährstoffen.

Quelle: Humer
Am Beginn einer Wiesensanierung steht die Analyse des Pflanzenbestands und des Bodens.
Quelle: Humer
pH-Wert-Schnellbestimmung: In diesem Fall zeigt das Reagens sauren Boden mit starkem/sehr starkem Kalkbedarf an.

Kohlensaurer Kalk

Was die Höhe der erforderlichen Kalkgabe betrifft, so reicht für den bestmöglichen Anwuchs eingesäter Arten im Regelfall eine Gabe von Kohlensaurem Kalk in der Höhe von 1.500 bis 2.500 kg/ha, eventuell auch mit einer Schwefel-Dotierung.
Ist der generelle Kalkstatus des Standortes nicht bekannt, ist jedenfalls eine Bodenuntersuchung zu empfehlen. So lässt sich auch erkennen, ob zudem Magnesium benötigt wird. Bei Magnesiumbedarf ist Kohlensaurer Magnesiumkalk mit Schwefel der Kalkdünger der Wahl.


DI Hans Humer ist selbständiger Berater für Futterwiesen- und
Grünlandmanagement
Beratungsanfragen unter E-Mail: johann.humer@gmail.com
bzw. im Internet unter futterwiesenexpertehumer.com

- Bildquellen -

  • 2040 Kalk Gruenlandturbo Web: Humer
  • 2040 Graeser Komfortzone Web: Humer
  • 200708 Bodenprobe Humer Web: Humer
  • 200708 PHMETER Humer Web: Humer
  • 200708 Wiesensanierung Humer Web: Humer
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