John Deere hat einen über 400 PS starken Elektrotraktor entwickelt, der über ein Kabel mit Strom versorgt wird. Mit dem Forschungstraktor und -projekt GridCON will das Unternehmen die Elektrifizierung von Landmaschinen weiter voran treiben und landwirtschaftlichen Betrieben bei der Selbstversorgung mit Energie perspektivisch neue Möglichkeiten geben.
Vor zwei Jahren hat John Deere mit dem Sesam nach eigenen Angaben den ersten vollelektrisch betriebenen Traktor vorgestellt. Nun wurde der Nachfolger präsentiert, der sich schon rein äußerlich deutlich vom Vorgänger unterscheidet. Denn eine Kabine und eine Batterie unter der Haube sucht man hier vergeblich. Stattdessen wird der Prototyp des GridCON über eine Kabelverbindung vom Feldrand aus permanent mit Strom versorgt. Die Kabeltrommel mit über 1000 Meter Reichweite kann über 300 kW übertragen. Bei Bedarf ist die Kabellänge erweiterbar. Während des Feldeinsatzes wird das Kabel sowohl beim Abwickeln als auch beim Aufwickeln von einem Roboterarm geführt. Eine intelligente Steuerung soll die Kollision mit dem Traktor verhindern.
Auf dem Feld folgt der GridCON automatisch vorgeplanten Pfaden. Dabei sind Fahrgeschwindigkeiten von bis zu 20 km/h möglich. Der „Fahrer″ kann den Traktor aber auch mit einer Fernbedienung steuern. Das ist z.B. hilfreich bei speziellen Manövern am Rand des Feldes zu Beginn der Arbeit.
Die Stromversorgung erfolgt mit 2500 V Wechselstrom. An Bord wird die Energie auf einen 700 V DC-Bus eingespeist und kann sowohl für den Fahrantrieb als auch für den Antrieb von Anbaugeräten genutzt werden. Für dieses „Electric Power Off-Boarding″ stellt der Traktor auch die notwendige kühlende Infrastruktur für elektrische Anbaugeräte zur Verfügung. Der Gesamtwirkungsgrad des Antriebsstrangs soll bei ca. 85 % liegen.
Das Leergewicht des Prototyps einschließlich Kabeltrommel und Roboterarm beträgt etwa 8,5 t. Damit hat der GridCON ungefähr das gleiche Gewicht wie ein serienmäßiger John Deere 6195R, allerdings bei doppelter Leistung. Die Entwicklungsingenieure planen eine weitere Gewichtsreduzierung von mindestens 1 t. Außer dem günstigen Leistungsgewicht spricht der lärm- und abgasfreie Einsatz für das Konzept. Gegenüber den batteriebetriebenen Traktoren kann der GridCON, so John Deere, mit ca. 50 % niedrigeren Maschinen- und Betriebskosten punkten.
Mit dem GridCON-Traktor steht nun ein Fahrzeug zur Verfügung, das komplett elektrisch, kabelbetrieben und im Feld autonom einsatzfähig ist. Damit will John Deere landwirtschaftlichen Betrieben zukünftig die Möglichkeit eröffnen, selbsterzeugte elektrische Energie im Betrieb zu nutzen.
Das GridCON Projekt wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (D) gefördert. Träger ist das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) in Köln. Es handelt sich um ein Gemeinschaftsprojekt von John Deere, der Technischen Universität Kaiserslautern und der Firma B.A.U.M. Consult GmbH.
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