Green Care-Kinder- und -Altenbetreuung als Teil der Lösung für den ländlichen Raum

Flexible, wohnortnahe Angebote zur Daseinsvorsorge

Derzeit gibt es österreichweit 115 Green Care-Betriebe mit 180 Angeboten, wie zum Beispiel Kinderbetreuung.
Rund zwei Drittel der österreichischen Bevölkerung leben am Land. Und da immer mehr Frauen erwerbstätig sind, entscheiden oftmals Kinder- und Altenbetreuungsangebote darüber, ob eine Gemeinde als Wohnort infrage kommt oder nicht. Insgesamt gibt es in Österreich 1,3 Mio. Kinder im Alter von bis zu 14 Jahren. Weitere 1,7 Mio. Menschen sind 65 Jahre oder älter. 115.000 Personen haben eine Demenzerkrankung, mit steigender Tendenz. “Viele dieser Menschen benötigen eine intensive Betreuung und stellen ihre Angehörigen vor tägliche Herausforderungen. Green Care kann mit seinen Angeboten einer flexiblen, wohnortnahen Kinder- und Altenbetreuung hierbei Lösungen bieten”, zeigten heute Robert Fitzthum, Vereinsobmann Green Care Österreich, und Geschäftsführerin Nicole Prop bei einem Pressegespräch auf.

“Durch die Nutzung der bestehenden landwirtschaftlichen Strukturen und unter Einbindung von Natur und Tieren sowie vielfältigen Beschäftigungsmöglichkeiten gelingt es Green Care-Höfen, das Wohlbefinden ihrer Klienten zu steigern. Ihre Familienangehörigen optimal versorgt zu wissen, ermöglicht es Frauen am Land, wieder arbeiten gehen zu können. Oftmals entstehen neue Arbeitsplätze direkt auf den Höfen, Lebensqualität und Wertschöpfung für die gesamte Region”, unterstrich Fitzthum die Win-win-Situation. Um die regionale und volkswirtschaftliche Bedeutung solcher sozialen Dienstleistungen auf Bauernhöfen genauer zu erheben, erstellt das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) derzeit eine umfassende Wirkungsstudie.

Flexible Angebote mit zusätzlichen Leistungen

Die Professionalität der Angebote wird durch zielgerichtete Aus- und Weiterbildungen sowie eine externe zweistufige Zertifizierung sichergestellt. Derzeit gibt es österreichweit 115 Green Care-Betriebe mit 180 Angeboten. 57 von ihnen haben bereits den Zertifizierungsprozess erfolgreich abgeschlossen, weitere sollen folgen. Die Green Care-Bauernhöfe seien als Erweiterung beziehungsweise Ergänzung der konventionellen Angebote zu sehen, wird betont. “Dabei handelt es sich um atypische flexible, wohnortnahe Betreuung mit Zusatzleistungen, die ein Alleinstellungsmerkmal sind”, erläuterte Prop. Für Kinder und ältere Personen sind dies etwa flexible Betreuungs- und atypische Öffnungszeiten sowie diverse Back-up-Angebote wie Abhol- und Bringservice, eine gesunde Jause, Nachmittagsbetreuung oder Spielgruppen.

Ein zu geringes Angebot und einen allmählich steigenden Bedarf gibt es bei der Demenzbetreuung im ländlichen Raum. Hier könnten entsprechende Green Care-Höfe den betreuenden Familienangehörigen stunden- oder tageweise Entlastung anbieten. Die hochwertige Betreuung unter Einbindung der besonderen Potenziale des Hofes verbessern das Wohlbefinden und fördern die Beziehungsfähigkeit von demenzkranken Personen. Das Angebot beinhaltet aber keine Pflege. In der Steiermark befinden sich aktuell einige Pilotprojekte im Aufbau.

Der dritte Schwerpunkt ist die Gesundheitsförderung und Prävention, die seit wenigen Jahren von sogenannten Green Care-Auszeithöfen angeboten wird und die ganzheitliche, aktive Beschäftigung mit der eigenen Gesundheit in den Fokus rückt. 29 Höfe in ganz Österreich haben aktuell entsprechende Programme, die sie eigenständig oder in Zusammenarbeit mit externen Gesundheitsexperten durchführen.

Außerdem wollen die Green Care-Verantwortlichen die Zusammenarbeit mit dem Gemeindebund und LEADER weiter verstärken sowie eine noch bessere Anerkennung seitens der Sozialträger erreichen. Ziel sei es, so Prop, 2022 von den Stakeholdern in den Kommunen als innovative und soziale Handlungsoption gesehen zu werden.

“Wir sind überzeugt, mit unserem Fokus auf Gesundheitsförderung, ein harmonisches Miteinander und naturnahe, tiergestützte Angebote auf ein absolut zukunftsträchtiges Pferd zu setzen” betonten der Obmann und die Geschäftsführerin. In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Angebote entwickelt, die sowohl von der bäuerlichen Bevölkerung als auch von den Klienten, deren Familien sowie involvierten Sozialträgern und Institutionen sehr gut aufgenommen wurden. Hinzugekommen ist in diesem Jahr der “Gartenhof”, der es Betrieben möglich machen soll, ihren Garten so zu gestalten, dass er mit pädagogischer oder therapeutischer Intervention den Gästen einen Nutzen bringt. Neu ist ebenso das “Tiererlebnis am Hof”. Hier werden Landwirt(inn)en, die über keine pädagogische Berufsausbildung verfügen, in einem Lehrgang darin geschult, wie sie die Tiere auf ihrem Hof im Freizeitbereich einsetzen können.

Interessierte Bäuerinnen und Bauern können sich an die Green Care-Verantwortlichen in ihrer Landes-Landwirtschaftskammer wenden, wo gemeinsam die Möglichkeiten am Hof evaluiert werden und sie beim Betriebsentwicklungsprozess begleitet werden. 65 Betriebsführer haben 2019 diese Basisberatung in Anspruch genommen, ferner gab es 429 Beratungskontakte zur Betriebsentwicklung. 13 Höfe haben das Audit erfolgreich absolviert und ihre “Green Care – Wo Menschen aufblühen”-Hoftafel erhalten.

“Green Care ist – dank vielfältiger Angebote, aber einheitlicher Qualitätssicherung – ein beliebtes Premiumprodukt auf Bauernhöfen und somit im Grünen. Schon viele Gemeinden schätzen diese Daseinsvorsorge, die sich oft als Dableibensvorsorge erweist, und es werden immer mehr”, so Fitzthum abschließend.

AIZ

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