An den internationalen Terminbörsen gäbe es einige Gründe für einen nachhaltigen Auftrieb:
• So hat der internationale Getreiderat (IGC) vorigen Donnerstag vor allem die weltweiten Mais- und auch die Weizenernten kleiner eingeschätzt als vor einem Monat.
• Weiters wird vor allem die EU 2020/21 eine enge Weizenbilanz aufweisen.
• Und die USA könnten sich aufgrund einer Abschwächung des Dollars bessere Exportchancen ausrechnen.
Allerdings haben sich zu Beginn dieser Woche auch Gegenkräfte breit gemacht, die die zuvor erzielten Gewinne wieder dahinschmelzen ließen. Dazu zählen:
• Die Spannungen zwischen den USA und China,
• der steigende Eurokurs, der Weizen aus der EU im Export verteuert,
• und nicht zuletzt auch wieder bessere Ernteprognosen für Russland aufgrund von Regenfällen.
Der September-Weizenkontrakt an der Euronext schloss am Montagabend mit einem Verlust von gut 3 Euro bei 182,75 Euro/t, der Dezember-Termin mit einem Minus von fast 3 Euro bei 183,50 Euro/t. Nur Raps konnte zu Wochenbeginn einen Gewinn von 4,75 Euro auf 382,25 Euro/t verbuchen.
Heimischer Kassamarkt springt an
Der heimische Markt springt an, Verarbeiter im In- und Ausland würden Rohstoff aus der neuen Ernte 2020 ordern, heißt es von Getreidehändlern. Die Weizenernte wurde zwar immer wieder durch Niederschläge unterbrochen, doch zeigen sich Handel und Produzenten mit den bisher eingebrachten Qualitäten sehr zufrieden. Erfreulich sei dabei auch, dass die Ernte 2020 beim Weizen vernünftige Mengenanteile aller Qualitätsstufen vom Mahl- bis zum Premiumweizen und nicht nur fast ausschließlich das Aufmischsegment hervorbringe. Dies erlaube eine unaufgeregte Versorgung auch der inländischen Mühlen mit den von ihnen gefragten Qualitäten und verringere die Abhängigkeit von zurzeit unsicheren Spezialitäten-Exportmärkten wie Italien.
Die Wiener Produktenbörse notierte am Mittwoch voriger Woche Premiumweizen neuer Ernte mit 183 bis 189 Euro/t um 3 Euro höher als in der Vorwoche, Qualitätsweizen blieb unverändert und Mahlweizen zog im Mittel des Preisbandes um 1,50 Euro an. Damit zeige sich eine recht normaler Preisabstand zwischen den einzelnen Qualitätsstufen. Mit einiger Skepsis wurde lediglich die starke Spreitzung des Preisbandes der Mahlweizennotierung beäugt. Jedenfalls aber können die Ab-Station-Notierungen von Mahlweizen inländischer Herkunft gegenüber jenen CPT-notierten von Einfuhren aus dem EU-Raum nach Niederösterreich einen deutlichen „Österreich-Bonus“ verbuchen, heißt es.
Als “auffällig” kommentieren Händler die Importnotierung von Durum bei 262 Euro/t, denn am heimischen Kassamarkt würde der Handel Hartweizen inländischer Provenienz schon zu höheren Preisen kaufen, als hier einschließlich Transport aus dem EU-Ausland nach Niederösterreich bezahlt worden sind. Insider vermuten dahinter „Druckpartien“ aus der östlichen Nachbarschaft.
Christian Posekany, AIZ