
Warenterminbörsen und ihre Entstehung

Präsenz- und Warenterminbörsen
An Präsenzbörsen wie etwa an der Börse für landwirtschaftliche Produkte in Wien oder der Fruchtbörse Wels werden beim meist wöchentlichen oder 14-tägigen, persönlichen Treffen der Marktteilnehmer ausschließlich aktuelles, regionales Angebot und Nachfrage samt Kassamarktpreisen erfasst und veröffentlicht. Das Handelsvolumen ist dort meist überschaubar. Warenterminbörsen sind dagegen zwar ebenfalls lokal verwurzelt (z.B. Eurex in Frankfurt, MATIF in Paris), die Preisbildung unterliegt aber überregionalen Einflüssen. Grundsätzlich kann jeder mit seinen Geboten an der dortigen Preisgestaltung für die standardisierten Handelsgüter mit unterschiedlichen Lieferzeitpunkten in der Zukunft (=Terminkontrakte) teilnehmen. Die Verkaufs- und Kaufgebote können werktags zu den Handelszeiten beim Parketthandel vor Ort oder über Computersysteme aus der Ferne platziert werden. Die Kurse sind über die Webseiten der Börsen oder Datendienste laufend abrufbar. Die Saatbau Preisgut stellt hier beispielsweise in der “Saatbau-App” für Android- und iOS Smartphones kostenlos 15-minütig aktualisierte Live-Kurse zur Verfügung.
Der Handel an Warenterminbörsen
Die börsengehandelten Warenterminkontrakte besitzen standardisierte Parameter wie Menge, Qualität, Lieferzeitpunkt und Lieferort. Weizen, Mais und Rapskontrakte an der MATIF-Paris werden in 50 Tonnen-Tranchen gehandelt (Notierung immer als Nettopreis je Tonne). Jedes Jahr ist in verschiedene Liefermonate unterteilt. Weizenkontrakte werden beispielsweise in den Liefermonaten März, Mai, September und Dezember für die drei bevorstehenden Jahre gehandelt. Die Unterteilung soll sowohl Produzenten, als auch Verarbeitern die Möglichkeit geben, ihre saisonalen Warenströme abzubilden. Der Kontraktmonat September ist jener Liefermonat, der der neuen Ernte unmittelbar nachfolgt, und stellt so die Preiserwartungen der Marktteilnehmer für das jeweilige Erntejahr dar. Für jeden Liefermonat wird durch die Handelsaktivität täglich ein Preis gebildet. Durch knappe Lagerbestände oder hohe Überlager können sich zwischen aufeinander folgenden Liefermonaten, besonders aber zwischen dem jeweils letzten alterntigen und ersten neuerntigen Kontrakt stärkere Differenzen bei den Notierungen ergeben. Alle Teilnehmer der Wertschöpfungskette können die Warenterminbörse nützen, und lukrative Preisgefüge für bevorstehende Ein- oder Verkäufe fixieren. In der nächsten Ausgabe werden die Möglichkeiten der Preisabsicherung für Landwirte erläutert.