Geringere EU-Apfel- und Birnenernte erwartet

Laut Schätzungen von Marktexperten wird die Apfel- und Birnenernte 2016 in der EU geringer ausfallen, das Preisniveau soll annähernd kostendeckend sein. Für Österreich wurden teilweise Ausfälle von bis zu 88 Prozent prognostiziert, basieren

Der Spätfrost im April setzte dem heimischen Obst schwer zu. Für die Ernte 2016 wird ein Ausfall von bis zu 88 Prozent prognostiziert. ©Agrarfoto.com
Der Spätfrost im April setzte dem heimischen Obst schwer zu. Für die Ernte 2016 wird ein Ausfall von bis zu 88 Prozent prognostiziert. ©Agrarfoto.com
Mit rund zwölf Mio. t fällt die diesjährige EU-Apfelernte um 320.000 t kleiner als 2015 aus. Das prognostizierten Marktexperten beim Prognosfruit Kongress in Hamburg (D) vergangene Woche. Maßgeblich dafür verantwortlich ist der Ende April aufgetretene Spätfrost in den Balkanländern und der Alpenregion. Auch die österreichische Landwirtschaft war vom Frost schwer betroffen. Die heimischen Vertreter berichteten auf dem Kongress sogar über einen Ernteausfall von fast 90 Prozent (%). Für Österreich wird aufgrund der enormen Frostschäden ein drastischer Einbruch auf 22.000 t gegenüber 177.000 t im Vorjahr (- 88 %) erwartet, wobei es sich hier um die Schätzung für die steirische Ernte handelt.

Unsichere Exportmärkte

Marktanalyst für Gartenbau der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI), Helwig Schwartau, berichtete, dass die übrigen Produktionsländer mit den Ernteaussichten zufrieden seien. Allerdings gebe es bei der Einschätzung der Marktentwicklung “zahlreiche Unwägbarkeiten”, so Schwartau. Mittlerweile exportiert die EU 550.000 t Äpfel in die arabischen Länder. Die instabile politische Lage in den Empfangsländern, dazu die knappen Devisen aus dem Handel mit Erdöl und Erdgas sowie dem rückläufigen Tourismus fördern die Nervosität im Markt. “Kommt es hier zu Ausfällen würde dies den EU-Binnenmarkt stark belasten. Die Öffnung neuer Märkte in Asien ist immer wieder ein Diskussionsthema. Die Exporte steigen hier aber nur langsam an und stellen mit rund 50.000 t noch eine Nische dar”, erklärte der Marktanalyst.
Einen unbestreitbar starken Markteinfluss übe zudem das anhaltende Russland-Embargo für Lebensmittel aus der EU aus. Das Embargo besteht nun bereits seit zwei Jahren. Ein Ende ist aktuell nicht in Sicht. Erst vor wenigen Monaten mussten die beiden steirischen Firmen Steirerfrucht und Apfel-Land Fruchtlogisitik u. a. wegen der Auswirkungen des Import-Verbots Insolvenz anmelden. Die beiden Unternehmen wurden daraufhin von Österreichs größter Erzeugerorganisation für Äpfel, Birnen und Zwetschken, Obstpartner Steiermark (Opst), gekauft.

Clubsorten sehr gefragt

Durch die unsichere Situation in den Exportmärkten muss der rückläufige Apfelkonsum im EU-Binnenmarkt gebremst werden. Dies ist laut AMI-Experten nur über einen höheren Qualitätsstandard möglich, wobei die “Clubsorten” an Bedeutung gewinnen könnten. Es handelt sich dabei um Obstsorten, die einer zentralen Kontrolle unterliegen und nur von einer begrenzten Zahl von Produzenten (dem “Club”) unter einem eigenen Markennamen in den Handel gebracht werden. Die Experten sind sich einig, dass der Marktanteil solcher Sorten weiter steigen dürfte.

Birnenernte

Bei der EU-Birnenernte steht mit 2,17 Mio. t eine der kleinsten Ernten der vergangenen Jahre zur Verfügung – die Menge liegt um 9 % unter dem Schnitt. In vielen Regionen war es während der Blüte und in der Phase des Fruchtansatzes zu kühl und regenreich.

Apfel-Infos

• Daten der rollierenden Agrarmarkt Analyse (RollAMA) belegen, der Apfel ist das Lieblingsobst der Österreicher.
• 60.868 t Äpfel wurden im vergangenen Jahr verspeist.
• In Österreich werden auf rund 7000 ha Äpfel kultiviert. Die überwiegende Menge kommt dabei aus der Steiermark mit rund 5500 Hektar. Auch in Niederösterreich, im Burgenland und in Oberösterreich gibt es nennenswerte Apfelanlagen

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