Geplagte Winzer hoffen auf Sonne im Herbst

Ernteausfälle durch Frost und Hagel prägen das Weinjahr 2016. Gutes Herbstwetter könnte zumindest die Qualität im Lot halten. Die Interessenvertretung setzt abfedernde Maßnahmen, um existenzgefährdete Betriebe zu unterstützen und um den Mar

Die Frostnächte Ende April haben in wichtigen Weinbauregionen große Schäden verursacht. ©Hagelversicherung
Die Frostnächte Ende April haben in wichtigen Weinbauregionen große Schäden verursacht. ©Hagelversicherung
Wir hatten bisher ein schwieriges Weinjahr, so kommentierte Johannes Schmuckenschlager, Präsident des Österreichischen Weinbauverbands, im Rahmen einer Pressekonferenz am 25. August in Wien den bisherigen Saisonverlauf.
Schmuckenschlager bezog sich mit seiner Feststellung vor allem auf die drei Frostnächte, die Ende April in wichtigen Weinbauregionen erhebliche Schäden verursacht haben. Ab Ende Mai hat dann das instabile und schwüle Wetter regional auch zu massiven Hagelunwettern geführt. Besonders betroffen von Ertragseinbußen sind heuer die West- und Südsteiermark, wo vor allem aufgrund der Frostereignisse drei Viertel (!) der Ernte fehlen. Im Burgenland rechnen die Winzer mit etwa der Hälfte einer Normalernte. Auch in Niederösterreich kam es regional zu massiven Frostschäden, hier präsentieren sich die Reben in anderen Regionen aufgrund der Witterung aber sehr vital, sodass in Summe von einer landesweit durchschnittlichen Erntemenge auszugehen ist.
Nun hoffen die Winzer auf einen trockenen, schönen September, um die vorhandenen Trauben rasch und möglichst gesund zur Vollreife zu bringen. Dann sei wieder ein qualitativ ausgezeichneter Weinjahrgang zu erwarten, so Schmuckenschlager.

Fünfte kleine Ernte in Folge

Johannes Schmuckenschlager:
Johannes Schmuckenschlager: “Wir wollen mit abfedernden Maßnahmen den Markt stabilisieren.” ©BZ/Maad
Aufgrund der genannten Kalamitäten schätzen die Fachleute des Bundesweinbauverbands die diesjährige Ernte auf insgesamt 1,8 Mio. Hektoliter (hl). Gegenüber einer Menge von 2,5 Mio. hl in einem “Normaljahr” sei also eine unterdurchschnittliche Ernte zu erwarten. Dies sei bereits “die fünfte kleine Ernte in Folge”, so Schmuckenschlager. Trotz der geringeren Menge werde aber ausreichend Wein vorhanden sein, um die Nachfrage zu decken.

Hohe Traubenpreise

Die Ernteeinbußen führen regional zu einer regen Nachfrage nach Trauben. Zur Sturmproduktion werden für das Kilogramm Preise in der Bandbreite von 1,10 bis 1,30 Euro genannt. Im Schnitt erwartet der Weinbauverband ein Traubenpreisniveau von etwa einem Euro pro Kilogramm. Auf dem Fassweinmarkt stagnieren im Vorfeld der neuen Ernte die Umsätze. Verkäufer und Käufer warten ab, wie sich die Mengenlage entwickelt.
Um einen Mengenausgleich zwischen den Weinbauregionen zu ermöglichen, wird das nationale Weinkomitee eine Anhebung der Hektarhöchstmengen (9000 kg Trauben bzw. 67,5 hl Wein) beantragen. Wie im Vorjahr könnte eine Erhöhung um 20 Prozent zur Stabilisierung des Marktes beitragen. Eine Entscheidung ist für Anfang September zu erwarten.
Auch der Traubenhandel zwischen einzelnen Regionen soll erleichtert werden. Auf eine entsprechende Auszeichnung haben die Winzer zu achten. Werden beispielsweise Trauben über Bundesländergrenzen hinweg gehandelt, dann hat die Deklaration auf “Wein aus Österreich” zu lauten.

Katastrophenfonds?hilft

Obwohl Frost im Weinbau ein versicherungsfähiges Risiko darstellt, haben sich Bund und betroffene Länder frühzeitig darauf verständigt, auch Weinbaubetrieben, die aufgrund des Frostschadens in ihrer Existenz gefährdet sind, aus dem Katastrophenfonds unter die Arme zu greifen. Weinbaubetriebe, die im heurigen Jahr aufgrund des Frostereignisses weniger als 2000 Liter pro ha Wein ernten, können eine Entschädigung nach dieser Sonderrichtlinie beantragen. Es sollen 3600 Euro/ha zur Auszahlung kommen, bei einer Ernte von weniger als 1600 l/ha sollen 3900 Euro/ha ausbezahlt werden. Grundlage für die Mengenfeststellung ist die Erntemeldung per 31. November. Frostversicherten Betrieben, die unter die genannten Ertragsgrenzen fallen, soll die verbleibende Differenz zur Existenzsicherung ebenfalls ausgeglichen werden.
Keine Entwarnung konnte Schmuckenschlager bei der Sektsteuer geben.Die seit 1. März 2014 bestehende Steuer von einem Euro pro Liter bleibt trotz heftiger Proteste und vergleichsweise geringem Steueraufkommen zumindest für den bevorstehenden Jahreswechsel erhalten.

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