Freilandschweine gegen Wurmmisere

Schwarzkopfregenwürmer treiben Landwirten mancherorts auch die Sorgenfalten auf die Stirne. Ihr klebriger Kot verschmutzt das frisch geschnittene Futtergras und verschmiert im Extremfall die Reifen von Traktor und Maschinen. An der Fachschule Schlierbach will man das Problem lösen.

Ein Versuch an der LFS Schlierbach: Mit Freilandschweinen will man der Wurmplage Herr werden. Fotos: Agrarfoto.com, Nikolay N. Antonov - stock.adobe.com

Einerseits gelten Regenwürmer als wichtigste Helfer der Bauern auf Wiesen und Feldern. Ihr Vorkommen ist ein Anzeiger für intaktes Bodenleben. Zu viel Vertreter speziell des Schwarzkopfregenwurmes allerdings verursachen mit ihren bis zu 10 cm hoch aufgetürmten Kothäufchen schmutziges Futter, das bei Rindern, Schafen oder Ziegen zu Botulismus, also Vergiftungen, führen kann.

Am Biobauernhof der Familie Reitner etwa in Steinbach an der Steyr in Oberösterreich entwickelte sich dieser Wurm regelrecht zur Plage. Angefangen habe alles mit der Erde aus ein paar Blumentöpfen. Im ersten Jahr waren nur 50 Quadratmeter Wiese betroffen. Mittlerweile seien alleine am Betrieb Reitner mehr als 1,5 Hektar von den Würmern befallen. Und auch einige Nachbarbauern hätten mit deren Überzahl ihre liebe Not, so Franz Braunsberge, Lehrer an der Landwirtschaftlichen Fachschule im nahen Schlierbach.
Und auch in der Umgebung haben schon einige Bauern die Not mit diesem Wurm. Dort hat man sich des Problems angenommen und gemeinsam mit Experten der Bundeanstalt für Alpenländische Landwirtschaft in Gumpenstein, Steiermark, den österreichweit ersten Exaktversuch zur Eindämmung des Schwarzkopfregenwurmes gestartet. Schülerinnen und Schüler haben dafür mit ihrem Lehrer Josef Mörwald im vergangenen Winter aus einem LKW-Wechselaufbau zwei mobile Schweineställe gebaut. Diese erfüllen alle Anforderungen der Richtlinien für Bio-Tierhaltung sowie der Veterinärauflagen an Schweinehalter, etwa zur Verhinderung von Tierseuchen.

Denn bei einer der drei Versuchsvarianten will man mit Freilandschweinen der Plage Herr werden. Sie sollen die Würmer aufspüren und fressen. Speziell im Frühjahr und Herbst halten sich Regenwürmer im oberen Bodenbereich auf. Der ideale Zeitpunkt also, das Borstenvieh mit seinem feinen Geruchssinn auf Würmer anzusetzen. Die Schweine sind dabei sehr konsequent und durchwühlen wiederholt den Boden, um Nahrung aus dem Boden aufzuspüren. So veränderte sich die Versuchswiesenfläche binnen kurzer Zeit mehr und mehr zu einem Acker.

Bei Versuchsvariante 2 wiederum sollen Rinder auf der Kurzrasenweide den Boden durch ihre Tritte verdichten und so die massive Entfaltung der Würmer verhindern.

Und mit technischem Gerät wie einer Umkehrfräse rückt man bei Versuchsvariante 3 den Würmern an die Pelle. Noch laufen die Beobachtungen dazu, ob und wie man das Wurmproblem am besten lösen kann.

Die Ergebnisse werden jedenfalls nicht nur im oberösterreichischen Voralpenraum mit Spannung erwartet. Indes ist der Schwarzkopfregenwurm übrigens ein verlässlicher Wetterprophet: Stehen ein Kälteeinbruch oder auch eine Trockenperiode unmittelbar bevor, „flüchten“ die Würmer in sicherere tiefere Bodenschichten.

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AUTORRed. SN
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