“Fleckvieh Changes” lautet das Motto des Fleckvieh-Weltkongresses, der von 30. August bis 4. September in Österreich stattfindet. Tagungsort ist das Parkhotel Schönbrunn in Wien, verschiedene Exkursionen führen die mehr als 220 teilnehmenden Fachleute aus der internationalen Rinderwirtschaft auf Betriebe in die Bundesländer. Den Abschluss des Kongresses bildet schließlich die Bundesfleckviehschau in Freistadt am 4. September, zu der auch alle Landwirte eingeladen sind. Der Verband Fleckvieh Austria als Veranstalter konnte den Kongress erstmals nach 25 Jahren wieder nach Österreich bringen.
Die Schwerpunkte des Kongresses wurden im Rahmen einer Pressekonferenz am 19. August in Wien vorgestellt. Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig, LKÖ-Präsident Josef Moosbrugger, der Obmann von Fleckvieh Austria Sebastian Auernig und BOKU-Experte Stefan Hörtenhuber haben dazu Stellung genommen.
Totschnig: Bei Milch und Rindfleisch auf die Herkunft aus Österreich achten
Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig betonte den hohen Stellenwert der Rinderwirtschaft in Österreich. Rund 27 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Produktionsleistung von jährlich 5,7 Milliarden Euro entfallen auf die Rinderhaltung. Nur mittels der Rinderhaltung sei es möglich, aus nicht essbarer Biomasse, wie Gras oder Heu, hochwertige Lebensmittel, wie Milch und Fleisch, zu erzeugen. Die Rinderhaltung trage außerdem maßgeblich zum Erhalt unserer identitätsgebenden Kulturlandschaft bei. Rund 50 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche bestehe aus Grünland, mit einem bedeutenden Teil im Berg- und Almgebiet.
Mit Bezug auf die Debatte um die Klimaschädlichkeit der Rinderwirtschaft betonte der Landwirtschaftsminister, dass die grünlandbasierte heimische Rinderhaltung “ein Vorreiter in Sachen Klimaschutz” sei. Österreichs Rinderwirtschaft habe mit 14,2 kg CO2 Äquivalenten den geringsten Ausstoß von Treibhausgasen je Kilogramm Rindfleisch in der EU. Auch bei Kuhmilch zähle Österreich mit nur einem Kilo CO2 Äquivalente je kg Milch zu den Spitzenländern mit den niedrigsten Treibhausgasemissionen. Totschnigs Appell: “Wer zu regionalen Produkten aus Österreich greift, stärkt unsere bäuerlichen Familienbetriebe, schont das Klima und die Wertschöpfung bleibt im Land!“
Auernig: Fleckviehschau ist das absolute Highlight für alle Rinderhalter
Gastgeber und Obmann von Fleckvieh Austria, Sebastian Auernig, betonte: „Wir haben mit Fleckvieh eine Zweinutzungsrasse zur Hand, die es uns Bäuerinnen und Bauern ermöglicht Milch und Fleisch in hervorragender Qualität, nachhaltig, wirtschaftlich und ökoeffizient auf unseren Familienbetrieben zu erzeugen. Die großen Zuchtfortschritte der letzten Jahre in den Bereichen Gesundheit und Effizienz werden wir anlässlich des Fleckvieh-Weltkongresses international vorstellen und unsere Erfahrungen weltweit austauschen. Bei der anschließenden Bundesfleckviehschau in Freistadt am 4. September wollen wir nicht nur die besten Tiere aus Österreich, sondern auch die Verbundenheit und das Herzblut, die die Arbeit mit unseren Kühen prägen, dem internationalen Publikum präsentieren.“
Moosbrugger: “Österreichs Wappentier müsste eine Kuh sein!”
LKÖ-Präsident Josef Moosbrugger verwies auf den hohen Stellenwert von Milch und Rindfleisch in der heimischen Küche. Milch, Butter, Käse sowie Gulasch, Tafelspitz und Wiener Schnitzel seien die Spitzenprodukte der Rinderwirtschaft. Man darf sie guten Gewissens genießen, denn unsere grünlandbasierten Alpenrepublik sei am besten mit Rinderhaltung zu bewirtschaften. Diese standortangepasste, auf natürlichen Kreisläufen aufbauende Landwirtschaft entspreche genau dem, was sich die Gesellschaft wünsche, so der Kammerpräsident. Der Bedeutung der Rinderwirtschaft nach müsste das Wappentier der Republik eine Kuh sein, so Moosbrugger. Durch die primär regionale, grünlandbasierte Fütterung sei unsere Rinderhaltung klimafreundlicher und erweise sich auch in den aktuellen Krisenzeiten als deutlich widerstandsfähiger gegenüber Preisschwankungen. So konnte etwa das Level der Milcherzeugung in Österreich – im Gegensatz zu vielen anderen Ländern – aufrechterhalten werden. Moosbrugger: ” Wir brauchen kein Eiweiß zu importieren, das liefert das Grünland vor Ort.” Nichts desto trotz setzen die Kostensteigerungen auch die heimische Rinderwirtschaft massiv unter Druck und machen Erzeugerpreisanpassungen erforderlich.
Hörtenhuber: Fleckvieh besonders effizient bei Milch- und Fleischproduktion
Boku Experte Stefan Hörtenhuber verstärkte, dass Fleckviehkühe im Durchschnitt mehr Milch und Rindfleisch aus nicht nahrungstauglichen Futtermitteln erzeugen als andere Rassen: „Fleckvieh wies in den vergangenen Jahrzehnten stärkere Steigerungen der Milchleistung als andere Rassen auf und trug damit wesentlich dazu bei, dass trotz gesteigerter Milchmengen nun um über 40 % weniger Milchkühe als 1990 gehalten werden. Die direkten Treibhausgasemissionen der Milchrinderhaltung konnten damit um 32 % gesenkt werden.“ Mit dem stetigen Rückgang an Methanemissionen durch die immer effizienteren Kühe konnte in Österreich und anderen Ländern die steigenden Emissionen gebremst werden.
Welt-Simmental-Fleckvieh-Kongress und Bundesfleckviehschau
Der Kongress findet vom 30. August bis 4. September 2022 in Österreich mit den Hauptstandorten Wien und Freistadt statt. Gäste aus aller Welt erwartet ein hochkarätiger Mix aus Fachvorträgen und Fachexkursionen zu österreichischen Zuchtbetrieben und Besamungsstationen. Über 220 Verantwortungsträger, Multiplikatoren und Züchtern aus insgesamt 30 Ländern der Erde werden zum Kongress in Wien und zur Bundesfleckviehschau in Freistadt erwartet. Von knapp 1,4 Millionen Fleckviehtieren schaffen es nur die 150 besten und vitalsten Tiere auf die Bundesschau zur Kür der Bundessieger. Mit der Integration eines nationalen Jungzüchterwettbewerbs soll die Motivation der bäuerlichen Jugend gefördert werden.
Weitere Infos:
www.fleckvieh.at
https://www.wsffcongress.com
- Bildquellen -
- 20220804 145929: Rinderzucht Tirol/Georg Kolb