Fangfrisch aus dem See

Fisch aus den heimischen Seen ist ein unverfälschtes Naturjuwel. In Oberösterreich gibt es aktuell 50 Seenfischer, die sich mit zahlreichen verschiedenen Herausforderungen konfrontiert sehen.

In den Seen findet noch der unverfälschte, natürliche Lebenskreis statt“, erklärt Nikolaus Höplinger, Fischermeister aus St. Wolfgang. Im Gegensatz zu Produkten aus der Aquakultur verbringen Wildfangfische ihr gesamtes Leben im See. Nahrungsgrundlage für die heranwachsenden Jungfische sind tierisches Plankton wie Kleinkrebse und Hüpferlinge sowie Muscheln und Schnecken. Insgesamt gibt es im Land ob der Enns 50 Seenfischer, welche die Region mit Saiblingen, Reinanken, Forellen, Hechten, Zander, Karpfen, Schleien oder Barschen versorgen.
Die Netze werden am Abend ausgelegt und in den frühen Morgenstunden eingeholt. Regen oder Schnee spielen dabei heutzutage kaum noch eine Rolle: „Vom Wetter her ist nur der Wind ein begrenzender Faktor, denn wenn er zu stark wird, ist oft ein Auslegen oder Einholen der Netze unmöglich. Bei Schönwetter jedoch haben wir den schönsten Arbeitsplatz der Welt“, so Höplinger.

Steigende Wassertemperaturen führen zu Artenverschiebung

Trotzdem sehen sich die Seenfischer mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. So bringe etwa die durch den Klimawandel steigenden Wassertemperaturen einige Fischarten stark in Bedrängnis. Flache Seen mit sehr hohen Temperaturen sind meist von einem drastischen Sauerstoffmangel betroffen. Im warmen Wasser ist weniger Sauerstoff gebunden. In tiefen Seen können die Fische in tiefere Zonen abtauchen. Dort finden sie aber ein schlechteres Futterangebot vor. Hinzu komme, dass manche Fischarten kaltes Wasser bevorzugen. Dies führe zu einer sich schleichend entwickelnden Artenverschiebung.

Tourismus boomt und ist Segen und Fluch zugleich

Quelle: Genussland

Segen und Fluch sei hingegen der boomende Tourismus in den Seengebieten. Einerseits konsumieren die Gäste gerne Fisch, andererseits belasten sie durch das massenhafte Auftreten die Gewässer, vor allem in den Uferbereichen. Dies bringe den Fischfang zusätzlich unter Druck, da gerade diese Bereiche für die Jungfische ein wichtiger Lebensraum sind. Diese weichen oft ins vorgelagerte tiefere Wasser aus, wo sie aber den Raubfischen schutzlos ausgeliefert sind. Das bedeutet große Verluste. „Viele Menschen haben sich zwar schon in Richtung Naturschutz sensibilisieren lassen, manche legen aber nach wie vor ein sehr rücksichtsloses Verhalten gegenüber der Natur an den Tag – als besonders belastend seien vor allem auch Motor- und Elektroboote sowie Jetskis oder motorgetriebene Surfboards genannt“, bedauert Höplinger.
Problematisch seien auch Medikamentenrückstände in den Gewässern. Das Wasser werde zwar geklärt, trotzdem befinden sich darin viele von Menschen ausgeschiedene Chemikalien, wie eben Medikamentenrückstände. „Insbesondere die in den Anti-Baby-Pillen enthaltenen Östrogene wirken sich massiv auf die Gewässerchemie aus. Die Befruchtungsrate bei den Fischen nimmt dadurch rapide ab. Davon sind nicht nur die Fische, sondern auch alle anderen Wasser-Lebewesen betroffen“, erläutert Höplinger.

Verbauung bringt Veränderung in der Fischpopulation

Veränderungen in der Fischpopulation bringe auch die Verbauung mit sich. Viele der Zubringerbäche seien zur Sicherung der Bevölkerung „sehr hart verbaut“. Damit ist es den Fischen unmöglich, ihre angestammten Laichplätze zu erreichen. Es zeige sich sehr deutlich, dass genau die betroffenen Fischarten in ihrem Bestand besorgniserregend abnehmen bzw. überhaupt existentiell gefährdet sind – ein Beispiel hierfür seien die Seeforellen.

Prädatoren: Praxistaugliches Bestandsmanagement gefordert

Große Teile des Wasserrechts kommen noch aus der sogenannten Gründerzeit um circa 1850. Den Fischereiberechtigen wurde dabei lediglich eingeräumt, Maßnahmen zum Schutz der Fischerei und/oder eine Entschädigung zu begehren. Die rechtliche Stellung habe sich bis heute nicht geändert. „Diese Maßnahmen zum Schutz der Fischerei finden aber dort ihre Grenze, wo das beabsichtigte Projekt unwirtschaftlich zu werden droht“, betont Höplinger, der auch ein praxisbezogenes Bestandesmanagement für Prädatoren fordert: „Mit dem aktuell geltenden Schutzstatus von Otter, Reiher, Kormoran und Gänsesäger wird jede Fließgewässerbewirtschaftung sinnlos. Hier müssen dringend endlich Grundlagen für ein praxisbezogenes Bestandsmanagement dieser Tierarten geschaffen werden“, so Höplinger.

SEENFISCHER

Der Verein der österreichischen Seenfischer wurde 2005 von 22 Gründungsmitgliedern ins Leben gerufen. Sie alle waren Seenbewirtschafter an den Salzkammergutseen. Aufgrund des überregionalen Interesses wurden in der Folge Berufsfischer aus anderen Bundesländern aufgenommen. Der Verein ist mittlerweile auf 55 Mitglieder angewachsen.

Landsleute – Im Portrait: Nikolaus Höplinger

Ein Bauer mit Stall unter dem Wasser:

Quelle: Genussland

„Auch wenn wir keine typische Landwirtschaft betreiben, sehe ich mich als Bauer. Wir haben den Stall unter Wasser und statt dem Traktor halt ein Fischerboot“, so Nikolaus Höplinger aus St. Wolfgang. Seit 1786 bewirtschaftet seine Familie in ununterbrochener Erbfolge ihr Fischereirecht am Wolfgangsee im Ausmaß von 864 Hektar – anfangs durch Pacht und seit Aufhebung des Erzbistums von der Monarchie als Eigentum. Seit jeher ist man bestrebt den Fischbestand in seiner ursprünglichen Form, sowie die ausgeprägte Artenvielfalt dieses Sees nachhaltig und schonend zu bewirtschaften und diese so zu erhalten. Das Wichtigste sei die Frische der Ware. Aber auch Wasserqualität, Nahrungsaufkommen und Laichzeit sind entscheidende Faktoren für die Fischqualität.
80 Prozent der Fische werden direkt an die umliegenden Gastronomen vermarktet: „Damit bleibt die Wertschöpfung in der Region“, erklärt der Fischereimeister, der auch Gründungsobmann des Vereins der Österreichischen Seenfischer ist. Gründe für den Zusammenschluss waren neue Vermarktungsstrategien zu entwickeln, die fischereirechtliche Fortbildung voranzutreiben und die rechtliche Stellung zu verbessern. Die Seenbewirtschaftung sieht der bald 60-Jährige als „Generationenauftrag“.
Das ist auch im eigenen Betrieb bereits sichtbar. Neben Gattin Elfriede ist auch Sohn Benedikt voll in die Produktion eingebunden.

- Bildquellen -

  • Elfriede Höplinger bei der Zubereitung: Genussland
  • Nikolaus Höplinger: Genussland
  • Nikolaus Höplinger mit Sohn Benedikt in ihrem Element: „Wir haben den schönsten Arbeitsplatz der Welt.“: FOTO: GENUSSLAND
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AUTORThomas Mursch-Edlmayr
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