Zuletzt habe sich die Situation auf den heimischen Bauernhöfen zwar stabilisiert, betont Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger, beim Blick auf das neue Jahr gebe es aber wieder Grund zur Sorge. „Die Betriebsmittelpreise werden hoch bleiben oder noch ansteigen, und die Agrarmärkte weiter unter Druck bleiben“, sagt Waldenberger auch im Hinblick auf sinkende Erzeugerpreise.
Pläne und Ziele noch aus der Zeit vor „multiplen Krisen“
Was die bereits mehrfach kritisierten Regelungen der Europäischen Union im Zusammenhang mit dem Green Deal angeht, verweist Waldenberger zum einen darauf, dass sich die Landwirtschaft sehr wohl zur klimaschonenden Produktion und zum Erhalten der Biodiversität bekenne. Auf der anderen Seite müsse bedacht werden, dass die Green-Deal-Ziele aus einer Zeit „lange vor Beginn der multiplen Krisen“ stammen und daher einige nun dringend angepasst gehörten. Etwa der Vorschlag für eine 50-prozentige Pflanzenschutzmittelreduktion, die Waldenberger als „sehr pauschal und sehr grob“ bezeichnet. Ebenso kritisiert er die Verordnung zur Wiederherstellung der Natur, anhand der 30 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche bis 2030 unter Schutz zu stellen sind. Solche Maßnahmen seien in der Praxis „nicht machbar“.
„Wenn wir uns abhängig machen von Importen ist der Umwelt auch nicht geholfen.“ Franz Waldenberger
„Aus österreichischer Sicht stört uns natürlich auch, dass dabei der gesamte EU-Raum über einen Kamm geschoren wird und quasi alle bei null starten. Dabei gehen wir hierzulande schon lange den Weg der integrierten Produktion und sind im Biolandbau weit vorne“, so Waldenberger. Der LK-Präsident pocht darauf, dass von Seiten der EU noch eine Folgenabschätzung vorgenommen werden muss. Dass das Umsetzen der Green Deal-Zielvorgaben massive Produktionseinschränkungen zur Folge hätte, würden bereits mehrere wissenschaftliche Studien aufzeigen. „Diese kommen zu unterschiedlichen Schlüssen, die zwischen sieben und 20 Prozent Rückgang liegen“, so Waldenberger. Er sieht damit die Lebensmittelversorgung in Gefahr. „Wir würden uns abhängig machen von Importen aus Drittländern. Damit wäre der Umwelt auch nicht geholfen“, sagt er. Vor diesem Hintergrund hätten zuletzt auch 18 der 27 EU-Agrarminister von der EU-Kommission eine umfassende Wirtschaftsfolgenabschätzung eingefordert. Sauer stößt der Bauernschaft auch die geplante Novellierung der EU-Richtlinie zu den Industrieemissionen auf, die durch herabgesetzte Schwellenwerte tausenden Betrieben teuer und aufwändig zu stehen kommen würde.
Landwirtschaftskammerdirektor Karl Dietachmair verweist darauf, dass sich die Landwirte nicht nur den neuen neuen gesetzlichen Vorgaben, sondern auch vermehrten Anforderungen der Konsumenten zu stellen haben. „Das sind zunehmend emotionale Faktoren. Tierwohl, Biodiversität und Klimaschutz spielen eine große Rolle“, sagt Dietachmair. Aktuell sei aber auch die reduzierte Kaufkraft der Konsumenten zu spüren, so dass etwa nach Jahren steigender Absatzzahlen die Nachfrage nach Bioprodukten geringer sei.
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