Sie sind seit Oktober Tierschutzsprecher der ÖVP. Wie wollen Sie Ihre neue Aufgabe angehen? Was sind Ihre Schwerpunkte und wo sehen Sie die größten Herausforderungen?

HECHENBERGER: Ich freue mich, dass ich diese wichtige Aufgabe übernehmen durfte. Es ist essenziell, dass jemand aus der Praxis sich für die Tierschutzagenden einsetzt und im Nationalrat die Gesetze mitverhandelt, die dann schlussendlich die Bäuerinnen und Bauern umsetzen müssen. Franz Eßl hat hier in der Vergangenheit wichtige Arbeit geleistet. Hier werde ich ansetzen. Tierschutz mit Augenmaß und Hausverstand ist mein Motto. Es muss auch in Zukunft gewährleistet sein, dass Tierhaltung praxistauglich möglich ist. Bei jeder Änderung müssen wir die Bäuerinnen und Bauern mitnehmen und nicht über ihre Köpfe entscheiden. Ich sehe mich hier als Vermittler und Sprachrohr für die bäuerlichen Familienbetriebe.

Im Oktober fand zu dem Volksbegehren des FPÖ-Landesrates auch ein Hearing im Parlament statt. Dort waren Sie zum ersten Mal als Fraktionsführer der ÖVP und Tierschutzsprecher im Einsatz. Wie haben Sie das Hearing erlebt?

HECHENBERGER: Das Hearing war für mich sehr bezeichnend. Bei einem Hearing dürfen Parteien Experten benennen und die Abgeordneten befragen dann diese „Fachleute“. Die SPÖ schickte VGT-Aktivistin Ann-Kathrin Freude, die FPÖ Madeleine Petrovic, Abgeordnete a. D. der Grünen und Präsidentin des Wiener Tierschutzvereins. Von den NEOS wurde der Tierarzt Dr. Erik Schmid, von den Grünen der Tierarzt Dr. Alexander Rabitsch und von der ÖVP Adolf Marksteiner (LKÖ-Experte) nominiert. 

Leider nutzten die meisten Experten diese Bühne, um ihre Ideologie zu verbreiten. Es ging weniger um eine sachliche Diskussion, sondern darum, die Bauern in ein negatives Bild zu rücken. 

Welche Aussagen meinen Sie genau? Haben Sie Beispiele?

HECHENBERGER: Die Expertin der SPÖ sagte, „dass es für die Bauern sehr praktisch ist, die Kühe auf die Alm zu stellen, denn da muss man sich nicht großartig kümmern – und dazu gibt es auch noch Förderungen. Es ist ja immer praktisch in der Landwirtschaft, wenn man sich nicht groß kümmern muss.“

Interessant war, dass die FPÖ eine ehemalige Grünen-Politikerin nominierte. Madeleine Petrovic setzt sich dafür ein, dass Tierschützer in allen Gremien und Kontrollen eingebunden werden. Außerdem meint sie, dass es bei Haustieren mehr Kontrollen gäbe als bei Schlachttiertransporten. 

Abgeordnete Faika El-Nagashi (Grüne) setzt sich für eine System-änderung ein. Pflanzliche Ernährung soll mehr gefördert werden. „Das Ende des Fleischkonsums“ sei das Ziel. In diese Kerbe stieß auch NEOS-Experte Erik Schmid: „Da ist dann Ende mit Speck“, verkündete er. Laut seiner Argumentation dürfte es keine Nutztierhaltung oder Fleischproduktion mehr geben, da es vergleichbare Alternativen gibt, nämlich eine vegane Ernährung. 

Zum Abschluss plädierte VGT-Aktivistin Ann-Kathrin Freude noch dafür, dass Tiere vor Gericht von Tierschutzorganisationen vertreten werden sollen. 

Auch Sie haben ein Statement bei dem Hearing abgegeben. Was war der Inhalt?

HECHENBERGER: Mir war es nach den ganzen negativen Beiträgen wichtig, den Bauern für ihre Arbeit zu danken. Denn sie leben Tierschutz in der Praxis und schauen tagtäglich darauf, dass es den Tieren gut geht. Wie in jeder Branche gibt es auch in der Landwirtschaft schwarze Schafe, doch ich verwehre mich, dass alle in einen Topf geworfen werden. Vorurteile und pauschale Verurteilungen bringen niemanden weiter und wenn weder das Wissen über die Arbeit in der Landwirtschaft noch das Verständnis dafür vorhanden ist, wird es nie eine Diskussion auf Augenhöhe geben. Gerade deswegen ist es so wichtig, dass praktizierende Bauern auch im Parlament sitzen und sich für unsere Landwirtschaft einsetzen. Denn wir wissen, wie es in der Praxis läuft und deswegen bin ich sehr froh, dass ich als Tierschutzsprecher nun auch aktiv Gesetze mitgestalten kann. Zukünftig müssen nun auch Haustierhalter vermehrt in die Pflicht genommen werden. Auch hier muss es Regeln geben. Es kann nicht sein, dass es beispielsweise bei der Haltung von teilweise gefährlichen Reptilien und der Anschaffung von Hundewelpen aus sogenannter Qualzucht in Kleinstwohnungen keine Auflagen oder Kontrollen gibt. Wir werden künftig genauer hinschauen müssen, denn auch hier muss Tierschutz gelten!

Vielen Dank für das Gespräch!

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  • Hechenberger DieFotografen 2018 4: Die Fotografen
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AUTORRed. JS
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