Erdäpfel: Marktmisere bei Industriekartoffeln und Übergrößen

Teile der Kartoffelernte müssen heuer entsorgt werden.

“Nur sechs Cent pro Kilo verpackter Ware im Rumänien-Export, dabei kostet in Österreich alleine die Verpackung schon vier Cent“, so beschreibt Franz Wanzenböck, Obmann der IG Erdäpfelbau, gegenüber der Tageszeitung „Der Standard“ die gegenwärtige Situation auf dem Markt für Speisekartoffeln. Generell sei der Speisekartoffelmarkt heuer schwierig. Wanzenböck: „20 Cent braucht es für das Kilo, damit der Anbau wirtschaftlich ist. Heuer ist bisher aber nur die Hälfte davon drin.“ Besonders Übergrößen und Speiseindustriekartoffeln sind von der Misere betroffen.

Im Marchfeld wurden 2.000 Tonnen eingeackert

Der höhere Anteil an Übergrößen resultiert aus dem schwächeren Ansatz der Kartoffelstauden und dem Witterungsverlauf im heurigen Jahr. Die Misere bei den Kartoffeln für die Pommes-Industrie ist vor allem auf die coronabedingte Absatzkrise in der Gastronomie und bei den Schnellimbissketten zurückzuführen. Alleine im Marchfeld seien jüngst an die 2.000 Tonnen Speiseindustriekartoffeln eingeackert worden, berichtet die Zeitung. Eine Verwertung über die Stärkeindustrie oder die Verfütterung an Schweine scheitern, weil es keinen Bedarf dafür gebe bzw. weil die Kosten zu hoch wären. Allenfalls die Vergärung in Biogasanlagen sei für Teile der Überschüsse eine Alternative.
Die Krise ist international. Hohe Übermengen gibt es beispielsweise auch in Belgien, dem weltweit größten Pommes-Exporteur. Dort rief man die Bevölkerung auf, mehr Pommes zu konsumieren.

Marktlage ist „schwierig aber verkraftbar“

Größter Verarbeiter im Inland ist der McDonald’s-Lieferant Lamb Weston Meijer (LWM) am Standort Hollabrunn (NÖ). Das Werk laufe seit September wieder auf Volllast, teilte Geschäftsführer Dirk Niggemann dem Standard mit. Im Frühjahr habe LWM aufgrund des Corona-Stillstands allerdings 18.000 Tonnen Kartoffeln über Biogas und Stärkeindustrie entsorgen müssen. In der Folge habe man die Anbaufläche moderat reduziert, wobei die Kosten für das überschüssige Saatgut LWM getragen habe.
Seitens des Vorarlberger Pommes-Herstellers „11er“ gab Firmenchef Thomas Schwarz Auskunft, dass die Situation am Markt „schwierig aber verkraftbar“ sei. Sein Unternehmen könne die im Marchfeld und in Bayern kontrahierten Mengen verarbeiten. Was in der Gastronomie fehle, könne man im Einzelhandel kompensieren.

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  • Kartoffel_web: agrarfoto.com
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QuelleHans Maad
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