Ein Lebensraum aus Menschenhand

Seit Jahrhunderten gehören Streuobstwiesen als traditionelle Form des Obstanbaus zum typischen Bild der bäuerlichen Kulturlandschaft und dienten meist der Selbstversorgung der Betriebe. Aber weil als Produktionsfaktor kaum mehr wirtschaftlich, sind Streuobstwiesen in Gefahr.

Kulturlandschaft
In der Buckligen Welt oder im Mostviertel prägen mancherorts uralte Streuobstwiesen das Landschaftsbild.

Um rund zwei Drittel sind die Streuobstflächen österreichweit in den vergangenen vierzig Jahren zurückgegangen. Für die BauernZeitung erklärt Andreas Spornberger, warum diese Flächen so wertvoll sind und was es braucht, um sie weiterhin zu erhalten.

Zu finden sind die Streuobstwiesen – wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung – in ganz Österreich, wo die klimatischen Voraussetzungen (eine mittlere Jahrestemperatur von mehr als 6 °C) gegeben sind. Gebiete mit besonders hoher Konzentration sind in Niederösterreich das Mostviertel und die Bucklige Welt.  

Wie Spornberger betont, sind die wertvollen Kulturlandschaften vor allem dort entstanden, wo der Weinbau klimatisch nicht mehr möglich ist. „Die Obstbäume wurden in erster Linie um die Gehöfte herum ausgesetzt und dienten zur Selbstversorgung der Menschen mit frischem Obst und weiterverarbeiteten Produkten, wie beispielsweise vergorenem Apfel- und Birnenmost“, so Spornbergerger.

Die  Menschen geschaffene (anthropogene) Landnutzung, die (nicht nur, aber auch) den Menschen nutzt. Das Besondere an den Streuobstwiesen ist für den Experten, dass es sich dabei um Polykulturen handelt. Das heißt, die Flächen werden nicht ausschließlich als Acker- oder Grünland genutzt, sondern gleichzeitig auch für die Obstproduktion. 

In mehreren Ebenen nutzbarer Lebensraum entsteht

Dadurch entstehe ein, in mehreren Ebenen nutzbarer Lebensraum. Spornberger spricht von dreidimensionaler Nutzung des Habitats, der für Vögel, Insekten und gleichzeitig auch eine Reihe von Pflanzen interessant ist. Streuobstwiesen wirken sich zudem positiv auf die Biodiversität aus, denn zahlreiche alte, regionale Obstsorten werden nur hier erhalten, da sie sich für den Intensivobstbau nicht eignen.

Die fortschreitende Mechanisierung in der Landwirtschaft macht Dr. Spornberger ebenso für den Rückgang der Flächen in den vergangenen Jahren verantwortlich wie die geringen Deckungsbeiträge bei Streuobst. Um diesem Trend entgegenzuwirken, sollte nach Ansicht des Experten an drei Punkten angesetzt werden: Neben Prämien der öffentliche Hand für die Erhaltung und Bewirtschaftung von Streuobstwiesen brauche es spezielle Geräte und Maschinen für die Ernte, die auch für kleinere und weniger spezialisierte Betriebe leistbar sind. Nicht zuletzt könne nur mit adäquaten Preisen für das Obst, vor allem für Pressobst, entsprechende Deckungsbeiträge für die Betriebe erzielt werden. 

Ein ausgewiesener Experte

In der ARGE Streuobst sind Organisationen und Personen vertreten, die sich dem Streuobstbau und der Erhaltung alter Obstsorten verschrieben haben. Dazu wird die Forschung forciert und es werden auch Veranstaltungen organisiert, um den Wert der Streuobstwiesen aufzuzeigen. Einer von diesen Personen ist Dr. Andreas Spornberger, Assistenzprofessor am Institut für Wein- und Obstbau an der Universität für Bodenkultur. Als ausgewiesener Experte für den Streuobstbau wurde der Leiter der Arbeitsgruppe „Nachhaltiger Obst- und Weinbau“ auch in den Vorstand der ARGE Streuobst kooptiert.

www.argestreuobst.at 

 

 

 

Eva Riegler

Red.AR

- Bildquellen -

  • Streuobstbäume: WOLFGANG/STOCK.ADOBE.COM
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