Für die einen ist es die Alternative zu Fleisch, für andere das Futter, das in Viehtrögen landet: Soja. Der weltweite Bedarf ist so enorm, dass sich der Sojaanbau innerhalb von 35 Jahren beinahe verfünffacht hat und die Bohne über den gesamten Erdball transportiert wird.
Auch die heimische Tierhaltung ist abhängig von der Produktion im Ausland. Die Eigenversorgung mit pflanzlichem Eiweiß für die Fütterung liegt bei mehr als 80 Prozent. Der Rest des in der Tierfütterung benötigen Eiweißes muss mit importierten Sojabohnen abgedeckt werden. In Summe bezieht Österreich im Jahr 500.000 Tonnen aus dem Ausland.
Überall gebraucht, in wenigen Ländern produziert
Obwohl Soja weltweit benötigt wird, teilt sich der Anbau hauptsächlich auf vier Länder auf: Brasilien, USA, Argentinien und Paraguay. Sie produzieren gemeinsam 326 Millionen Tonnen und damit 85 Prozent der weltweiten Menge. Mit über 102 Millionen Tonnen ist China der größte Sojaimporteur vor der EU mit 36 Millionen Tonnen. Trotz jährlich steigender Produktion kann seit 2017 der weltweite Verbrauch an Soja nicht mehr gedeckt werden, womit auch die Preise gestiegen sind. Es gibt außerdem zu wenig gentechnikfreien Soja für die österreichischen Vermarktungsprogramme.
Mit dem Anbau größtenteils gentechnisch veränderter Sorten und der Rodung von Wäldern und Grasland wurde in diesen Hauptproduktionsländern die extreme Ausweitung der Soja-Produktion vorangetrieben. Diese Entwicklung nimmt mit all ihren Konsequenzen kontinuierlich zu. Durch die Abholzung geht zunehmend Biodiversität verloren, führt zu Landkonflikten und bringt indigene Gemeinschaften in Not. Zusätzlich zum Einsatz von in der EU bereits verbotenen Pestiziden wird das Klima durch lange Transportwege in die Exportländer belastet.
„Diese Entwicklung kann nicht unterstützt werden“, appelliert deshalb Bauernbund-Direktor Wolfgang Wallner. „Im Sinne des Klimaschutzes, der Bewahrung des Lebensraumes der dortigen Bevölkerung und unserer heimischen Bäuerinnen und Bauern gilt es, möglichst viel landwirtschaftliche Produktion im eigenen Land zu halten und den Eigenversorgungsgrad zu erhöhen.“
Österreich ist fünftgrößter EU-Produzent
Um die Selbstversorgung auszubauen und die „Eiweißlücke“ auch unabhängig von Importen zu verkleinern, wird in Österreich seit 1978 Soja angebaut. Seit zehn Jahren nimmt der Soja-Anbau in Österreich rasant an Fahrt auf, seit 2010 wurde die Anbaufläche mehr als verdoppelt. Heuer wurden 75.600 Hektar angebaut (plus 7.300 Hektar gegenüber 2020). In Oberösterreich werden 15.400 Hektar angebaut (plus 400 Hektar gegenüber 2020). Innerhalb der EU ist Österreich bereits der fünftgrößte Produzent von Sojabohnen. Auf knapp 203.000 Tonnen belief sich die Ernte im Vorjahr – knapp ein Viertel davon in Oberösterreich (47.500 Tonnen). Für heuer werden laut Prognosen der Landwirtschaftskammer im Bundesland ob der Enns etwa 48.700 Tonnen erwartet. „Die oberösterreichischen Bäuerinnen und Bauern tragen damit wesentlich zur Inlandsversorgung und damit zum Klimaschutz bei“, betont Wallner.
Mit der von Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger im Juli präsentierten Eiweiß-Strategie soll dieser erfolgreiche Weg weiter forciert werden. Mit der Strategie sollen die Soja-Importe bis 2030 um die Hälfte reduziert werden und zwar mit folgenden Schwerpunkten:
■ Steigerung der Anbauflächen
■ Reduktion von Eiweiß in der heimischen Fütterung
■ Aufbau von Absatzmärkten
■ dauerhafte Abgeltung der Mehrkosten für europäisches Eiweiß durch Marktteilnehmer und Konsumenten.
- Bildquellen -
- Soja Erntegut 4 ID27354: agrarfoto.com