Donau Soja: Sojaimporte sind Achillesferse der EU-Lebensmittelproduktion

Aufbau einer zweiten europäischen Lieferkette aus Europa für Europa nötig

Nur 8 Prozent der zu Futtermittel verarbeiteten Sojabohnen stammen laut Donau Soja aus EU-Produktion, der Rest wird vor allem aus Südamerika importiert.

Die Coronakrise habe einmal mehr die Schwachstellen der Lebensmittelversorgung in der EU deutlich gemacht, betont die Organisation Donau Soja. Europa sei in hohem Maß abhängig von Sojaimporten, die Nachfrage übersteige das Angebot um ein Vielfaches. Europas Agrarflächen werden von Getreide dominiert und es mangelt an eiweißreichen Hülsenfrüchten wie Sojabohnen. Die EU-Mitgliedstaaten müssen im Green Deal und in ihren nationalen Plänen und Strategien zur Umsetzung der Gemeinsamen Agrarpolitik eigene Protein-Schwerpunkte setzen, um gezielt eine widerstandsfähige Proteinversorgung zu fördern. „Donau Soja fordert eine Eiweißwende“, sagt Matthias Krön, Obmann von Donau Soja. „Die Corona-Krise hat die Dringlichkeit in diesem Bereich klargelegt. Der Aufbau einer zweiten europäischen Lieferkette aus Europa für Europa ist unbedingt nötig“, so Krön. Neben der Stärkung der EU-Produktion haben Länder wie Serbien oder die Ukraine als Partner dabei großes Potenzial.

Die EU ist in der Lage, die Grundversorgung mit Lebensmitteln auch in schwierigen Zeiten zu sichern. Ein Großteil der Union ist hinsichtlich der Produktion landwirtschaftlicher Primärerzeugnisse wie Getreide und Milch autark und erreicht in vielen Bereichen sogar Überschüsse. Die wesentliche Ausnahme ist die enorme Proteinlücke innerhalb der EU. Laut Donau Soja stammen nur 8 Prozent der zu Futtermittel verarbeiteten Sojabohnen aus EU-Produktion, der Rest wird vor allem aus Südamerika importiert. „Die Abhängigkeit der EU von Sojaimporten macht uns anfällig für die Launen der Weltmärkte“, warnt Krön. Lieferverzögerung, wie erst kürzlich aufgrund der Corona-Quarantäne, zeigen, wie wenig krisenfest die EU-Lebensmittelindustrie in diesem Bereich sei.

Damit man dem Sojadefizit in der EU begegnen und ein ausgewogenes, widerstandsfähiges Agrar- und Lebensmittelsystem gestalten könne, braucht es laut Donau Soja eine umfassende europäische Eiweißstrategie: Mehr Vielfalt im Kulturpflanzensektor durch eine Steigerung des Anbaus von Sojabohnen und anderen proteinreichen Leguminosen; die Förderung einer nachhaltigen und gesunden Ernährung durch die verstärkte Nutzung pflanzlicher Eiweißquellen in der menschlichen Ernährung, die Förderung eines nachhaltigen Fleischkonsums und eine Änderung der Fütterungspraktiken in der Nutztierhaltung mit dem Ziel, die Eiweißverwertungseffizienz sowie die lokale Beschaffung von Eiweiß zu steigern.

„Wir müssen die Proteinversorgung in der EU dringend auf eine breite Basis stellen. Für unsere Lebensmittelversorgung brauchen wir eine robuste Eiweißstrategie in der EU”, betont der Donau Soja-Obmann. Neben dem Aufbau der Soja- und Leguminosen-Produktion in der EU können auch Mittel-, Ost- und Südosteuropa eine wichtige Rolle übernehmen, um eine zweite europäische Lieferkette aufzubauen. Krön: „Eine erfolgreiche Ost-West-Integration kann dazu beitragen, die starke Abhängigkeit der EU von transatlantischen Importen zu verringern.”

Hintergrundpapier “Sojaverfügbarkeit in Krisenzeiten”: Sojaverfuegbarkeit In Krisenzeiten

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