Atmung prüfen, Kreislauf anregen und den Nabel versorgen, das sind die ersten drei Schritte bei der Versorgung neugeborener Kälber. Vor allem dem Nabel kommt eine besondere Bedeutung zu, da er als die einzige „offene Wunde“ des jungen Kalbes eine Eintrittsmöglichkeit für Keime und Krankheitserreger darstellt. Möglichen Infektionen sollte man standardmäßig mittels Jodlösung oder Blauspray vorbeugen.
Die Nabelschnur soll reißen
Von Natur aus sollte die Nabelschnur nach der Geburt abreißen. Durch das Abreißen ziehen sich die im Nabelstrang verlaufenden Blutgefäße zurück und verschließen. Bei fehlerhafter Abnabelung oder wenn man den Nabelstrang abschneidet, kann es zu Nabelblutungen kommen. Auch sollte der Nabel niemals gekürzt werden.
Bei einem sog. „Strangkalb“ hängen Blutgefäße des Nabels aus der Nabelöffnung heraus. Ursachen können eine gestörte Abnabelung sein oder wenn die Nabelschnur abgeschnitten wird. Aus diesen heraushängenden Blutgefäßen kann es zu Nabelblutungen kommen. Gefäße, die nach außen bluten, sollte man mit einem Gummiring oder mit einer Nabelklemme abbinden. Bluten die Nabelgefäße stark nach, so kann man sie auch mit einem Faden abbinden. Nicht für diesen Zweck geeignet ist allerdings eine Spagatschnur. Da diese immer feucht bleibt, führt dies häufig zu Nabelentzündungen.
Bei der Nabelklemme ist zu beachten, dass diese ausschließlich zum Verschluss heraushängender Blutgefäße geeignet ist. Zum Verschluss von Blutungen direkt aus dem Nabel, ohne das Gefäße heraushängen, ist eine Nabelklemme nicht geeignet, denn man würde damit zwar die Nabelhaut verschließen, nicht aber das Blutgefäß selbst. Die Blutung würde nach innen weitergehen.
In solchen Fällen ist zu beachten, ob die Blutung aus einer Nabelvene stammt oder aus einer Nabelarterie. Meistens kommen Nachblutungen aus dem Nabel aus der Nabelvene. Hier ist keine Operation notwendig. Die Vene wird mit einem Knoten verschlossen. Der Faden kann nach zwei Tagen gezogen werden.
Kommt die Nabelblutung aus einer Nabelarterie, so ist meistens eine Notoperation notwendig, um das Kalb zu retten. Die richtige Diagnose kann meist nur der Tierarzt stellen und dann die entsprechenden Schritte setzen. Nabelblutungen nach innen in den Bauchraum können von außen nicht durch austretendes Blut erkannt werden.
Nabelblutung nach innen
Sie kommen meist von den Nabelarterien. Die Symptome sind:
- Das zunächst gesunde und vitale Kalb mit normaler Kolostrumaufnahme wird plötzlich schwächer.
- Das Kalb zeigt Untertemperatur, kalte Körperoberfläche sowie kalte Ohren und Lippen.
- Die Augen sinken ein.
- Aufgrund der Blutarmut kommt es zu blassen, (weißen) Schleimhäuten und zu einem blassen (weißen) Flotzmaul.
- Betroffene Kälber verenden oft mit einem Schrei.
Lebensrettende Notoperation
In solchen Situationen liegt es alleine am Landwirt die Symptome zu erkennen und rechtzeitig den Tierarzt zu rufen. Hier ist eine lebensrettende Notoperation notwendig. Das Kalb bekommt eine Narkosespritze, der Bauch wird mit ein paar Scherenschlägen rasch geöffnet, die Nabelarterien abgebunden und dann wieder zugenäht. Bei rechtzeitiger und richtiger Reaktion von Landwirt und Tierarzt können solche Kälber gerettet werden. Die Operation kann mit einem vertretbaren Aufwand durchgeführt werden.
Weitere Informationen: vetinfo.at/dernabel
| Dr. Franz Kritzinger ist Tierarzt in Vöcklamarkt (OÖ) |
- Bildquellen -
- Strangkalb: Kritzinger
- Nabelklemme: Kritzinger
- Zwillingskalbung: agrarfoto.com