Nacherwärmung des Silostocks ist ein häufiges Problem bei Maissilagen. Qualitätsmängel bis hin zu mikrobiologischem Verderb können die Folge sein. Verstärktes Augenmerk gilt der Grundfutterqualität aktuell auch aufgrund der stark gestiegenen Kraftfutterpreise. Jeder Milchvieh- und Mastrinderhalter ist gefordert, hohe Grundfutterleistungen abzusichern.
Auf die Verdichtung kommt es an
Bei Maissilagen tragen folgende Maßnahmen zu aerober Stabilität ohne Nacherwärmung bei:
• Ernte bei optimalem TM-Gehalt,
• guter Kornaufschluss,
• rasche Befüllung ohne Unterbrechungen,
• beste Verdichtung,
• sofortiger luftdichter Abschluss,
• Gärdauer von mindestens sechs Wochen undausreichender Vorschub bei der Futterentnahme.
Im Zuge des Projekts „Maissilage Nacherwärmung 2021“ wurden im Frühjahr des vergangenen Jahres auf 55 heimischen Betrieben Maissilagen chemisch und mikrobiologisch analysiert. Beprobt wurde die oberflächliche Risikozone bis 60 cm Tiefe. Begleitend wurde auch das Konservierungs-Management erhoben.
Mehr als jede fünfte Silage war verdorben
Die Endauswertung hat gezeigt, dass ein Viertel der Projektteilnehmer keine futterhygienischen Probleme hatte. Bei 30 Prozent der Betriebe haben sich leichte Anzeichen für Schimmelbildung oder Hefenvermehrung gezeigt. Demgegenüber wiesen 23 Prozent der Maissilagen Temperaturen zwischen 20 bis 25 °C auf und waren damit bereits mäßig verdorben.
Der Rest, 22 Prozent der Proben, wies starke Verderbsymptome auf wie Temperaturen über 25 °C oder deutliche Verpilzung (Hefen oder Schimmelpilze). Das Verderbrisiko war tendenziell am höchsten, wenn mangelhaft verdichtet wurde und zugleich der Futterverbrauch am Silo unter 100 cm pro Woche lag.
Essigsäuregehalte unterhalb von 10 g/kg TM erleichterten die Vermehrung von Schimmelpilzen. Vielfach kein sicheres Anzeichen für instabile Maissilagen waren demgegenüber erhöhte
Ethanolgehalte (über 15 g/kg TM) oder Hefekeimzahlen von mehr als einer Million Kolonien bildende Einheiten je Gramm Futtermittel (KbE/g FM).
Erntezeitpunkt und TM-Gehalt beachten
Der TM-Gehalt von Maissilage sollte 320 bis 360 g/kg Frischmasse betragen. Für die Ernte optimal wäre das Stadium Mitte bis Ende Teigreife der Maiskörner (Korn-TM 550 bis 600 g/kg FM). Bei TM-Gehalten über 380 g/kg FM wird die Verdichtung immer schwieriger, sodass sich Hefen und Schimmelpilze besser vermehren können und die Gefahr der Nacherwärmung nach Siloöffnung deutlich ansteigt.
Mit zunehmendem TM-Gehalt muss die mittlere Partikellänge daher kürzer werden, um eine gute Lagerungsdichte mit kleinem Porenvolumen erreichen zu können – unter 280 g TM/kg FM etwa 10 mm und über 380 g TM/kg FM 5 mm Häcksellänge, aber nicht kürzer.
Shredlage besonders gut verdichten
Bei Shredlage werden die Maisstängel auf 16 bis 26 mm Länge gehäckselt und die Maiskörner fein gemahlen. Aufgrund der schlechteren Verdichtbarkeit sollte bei diesem System der TM-Gehalt 350 g/kg FM nicht überschreiten! Bester Kornaufschluss ist wichtig. Daher muss die Einstellung von Korncracker oder Reibplatte kontrolliert werden, damit wertvolle Energie nicht durch unverdaute Körner im Kot verlorengeht.
Maxmimal 15 cm Schichthöhe
Mais ist zwar leicht silierbar, bei Luftzutritt ist er aber auch schnell verderblich. Deswegen muss die Silobefüllung so rasch wie möglich erfolgen, das heißt, in einem Zug und ohne Unterbrechungen innerhalb eines Tages.
Hohe Ernteschlagkraft kann heute durch leistungsstarke Maishäcksler gewährleistet werden. Allerdings wird die Verdichtungsarbeit mit zunehmender Anlieferungsmenge zum Problem. Das betrifft insbesondere kürzere Fahrsilos.
Bei der Verdichtung gelten folgende Faustregeln:
Die Abladeschichthöhe sollte nicht höher als 15 cm sein, und
das Gewicht des Verdichtungsfahrzeuges sollte zumindest ein Drittel der stündlich zugeführten Tonnage an Erntegut betragen.
Höherer Reifendruck verbessert die Verdichtung. Für die Verteilung des Häckselgutes haben sich am Flachsilo breite Frontschilde bewährt.
„Silospeed“ bewältigt hohe Ernteleistungen
Das in der Länge variable Tunnelsilage-System „Silospeed“ ist bei sachgerechter Bedienung in der Lage, hohe Ernteleistungen bei bester Verdichtung zu bewältigen.
Im Projektjahr 2021 war die Oberflächenschicht der Maissilagen bis 60 cm Tiefe, insbesondere bei höheren TM-Gehalten, deutlich schlechter verdichtet als in den Jahren davor, wo der gesamte Futterstock beprobt wurde (siehe Grafik). Gegenüber der Soll-Verdichtung war die durchschnittliche Lagerungsdichte an der Oberfläche um rund 90 kg zu gering. Keine einzige Maissilage erreichte in der Oberflächenschichte die gewünschte Soll-Verdichtung.
Risikobedingungen vermeiden
Der Verderb von Maissilage wird insbesondere dann zum Thema, wenn Bedingungen vorherrschen, welche die Vermehrung von Hefen und Schimmelpilzen deutlich fördern. Die Kombination von zwei oder mehreren solcher Risikobedingungen erhöht das Problem entsprechend stark, speziell wenn zu geringe Dichte bzw. zu wenig Vorschub vorliegen.
Gärdauer und Vorschub einhalten
Die Öffnung von Maissilagen nach weniger als drei Wochen Gärdauer zeigt, dass meist zu wenig stabilisierende Essigsäure gebildet wurde. In der Folge ist mit einem höheren Risiko des Verderbs durch Hefen- und Schimmelpilzvermehrung zu rechnen. Eine Gärdauer von mindestens sechs Wochen ist empfehlenswert. Stabile Maissilage weist in der Oberflächenschichte (bis 60 cm Tiefe) weniger als 20 °C auf und sollte sich etwa vier Tage nach der Entnahme nicht erwärmen. Um einen Verderb zu verhindern, muss der wöchentliche Vorschub im Winter 100 bis 150 cm und im Sommer 200 bis 250 cm betragen, d. h. die Anschnittfläche ist auf den Tierbestand und dessen Verzehrleistung abzustimmen. Auch nach Anwendung von Silierhilfsmitteln sollte der Vorschub bei der Entnahme von Maissilage mindestens 140 cm pro Woche betragen. Das entspricht zwei Entnahmen mit dem Blockschneider.
| Ing. Reinhard Resch,
Experte für Bewertung von Futter, HBLFA Raumberg-
Gumpenstein |