Das rettet keine Biene und keinen Bauern

Kontroverse um chemischen Pflanzenschutz. Die Initiative „Bienen und Bauern retten“ hat ihre Forderungen im EU-Parlament präsentiert. Dies sei eine Kampagne, die „auf dem Rücken der Bauern“ ausgetragen werde, meint demgegenüber die Pflanzenschutz-Branche.

Wo der Rapsglanzkäfer volle Arbeit verrichtet, gibt es weder für Bienen noch für Bauern etwas zu ernten!

Die Europäische Bürgerinitiative „Bienen und Bauern retten“ konnte am 24. Jänner 2023 ihre Positionen dem EU-Parlament präsentieren. Die Forderungen der Initiative fanden europaweit mehr als eine Million Unterstützer. Die Kernforderungen lauten:
• Beendigung des Einsatzes von chemisch-synthetischen Pestiziden in der Landwirtschaft,
• Wiederherstellung der Natur und Artenvielfalt sowie
• gute Unterstützung der Bauern und Bäuerinnen bei der Umstellung auf Agrarökologie.
In Österreich wurde die Initiative hauptsächlich von der Organisation Global 2000 vorangetrieben und hat hier knapp 23.000 Unterschriften erreicht. Der Österreichische Erwerbsimkerbund und die Sonnentor Kräuterhandels GesmbH haben die Sache finanziell unterstützt.
„Wenn man die Ernährungssicherheit langfristig absichern will, gibt es keine Alternative zur Pestizidreduktion“, stellte der Mitorganisator der Initiative, Helmut Burtscher-Schaden, von GLOBAL 2000-Österreich fest. Er appellierte an die EU-Abgeordneten: „Überprüfen Sie Ihre politischen Entscheidungen, hören Sie auf die Wissenschaft und nicht auf die Industrie!“

Realitätsfremd

Völlig konträr sieht die Sache die IndustrieGruppe Pflanzenschutz (IGP). Deren Obmann Georg Stockmar hält die Bürgerinitiativen-Forderung nach einer Landwirtschaft ohne Betriebsmittel für „realitätsfremd“. Würde man das umsetzen, so wären zahlreiche Betriebe zum Aufgeben gezwungen und die Importabhängigkeit würde erhöht.
Stockmar: „Europas Landwirte sind auf entsprechende Werkzeuge im Kampf gegen Schaderreger sowie auf Innovationen und Technologien angewiesen, um ihre Kulturen gesund zu erhalten und die Konsumenten mit hochwertigen Lebensmitteln zu versorgen.“ Was sie nicht brauchten, seien faktenferne und unwissenschaftliche Ratschläge aus NGO-Büros und bauernfeindliche Bürgerinitiativen. Die Initiative würde weder Bauern noch Bienen schützen, denn fehlende Wirkstoffe sorgen für Ernteeinbußen und -ausfälle. Beispielsweise sei jetzt schon die Rapsfläche in Europa rückläufig, weil wirksame Pflanzenschutzmittel verboten wurden. Damit fehlen große Teile der Ernte für die Ernährung und den Bienen fehlen wichtige Trachtflächen. Diese Entwicklung würde noch verschärft, sollten die Forderungen der Initiative umgesetzt werden.

Gefährdung der Lebensmittelversorgung

Stockmar: „Es ist an der Zeit, Kampagnen auf dem Rücken einer ganzen Branche, die uns verlässlich mit Lebensmitteln versorgt, zu beenden. Die Landwirtschaft braucht keine Kampagnen, die neue Probleme schaffen, sondern einen ehrlichen und konstruktiven Dialog über Lösungen. Doch dem verschließt sich Global 2000 bis heute.“

- Bildquellen -

  • 2304 W Rapsglanzkaefer Agrarfoto: agrarfoto.com
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AUTORH.M.
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