Gerne wird derzeit über die „Helden des Alltags“ gesprochen. Ja, Helga Rosenberger zählt ganz bestimmt dazu: Bäuerin, diplomierte Krankenschwester und Mutter von drei Kindern – eine Kombination, die immer fordernd ist, gerade jetzt in Krisenzeiten aber besonderer Vorsichtsmaßnahmen bedarf, wie die junge Mostviertlerin zu berichten weiß.
Nach der Karenz zurück im Krankenhaus
Gemeinsam mit ihrer Familie bewirtschaftet sie einen Grünlandbetrieb mit Milchviehhaltung in Gresten (Bezirk Scheibbs). Hier, wo die sanften Hügel des Alpenvorlandes schon in die schrofferen Berge der Voralpen übergehen, liegt der Betrieb am Berghang – mit entsprechend steilen Wiesen. Für das junge Paar war nach der Betriebsübernahme daher schnell klar, dass Franz Rosenberger seinen gelernten Beruf des Zimmermannes aufgibt, um Vollzeit am Betrieb zu arbeiten. Helga ist nach der Karenz (der jüngste Sohn Leonhard wird demnächst drei Jahre alt) Anfang März wieder mit 20 Wochenstunden in ihren Beruf als diplomierte Krankenschwester am Landesklinikum Amstetten eingestiegen.
“Am Anfang gab es schon Unsicherheit”
„Ich hatte gerade wieder zu arbeiten begonnen, als die Krise begonnen hat“, erzählt Helga, dass es zu Beginn auch bei ihr große Unsicherheit gegeben habe. Auch die Schwiegermutter habe Bedenken geäußert, ob nicht gerade in diesem Beruf und damit für die Familie das Ansteckungsrisiko zu hoch sei.
„Wir wurden aber von der Klinikleitung und unseren Vorgesetzten stets umfassend informiert und es gab rasch eine Reihe von Vorsichtsmaßnahmen“, berichtet Helga. So wurden auch bei Verdachtsfällen alle informiert und auch jedes Mal abgeklärt, ob jemand aus den Reihen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhöhter Ansteckungsgefahr ausgesetzt gewesen war. Das habe Sicherheit gegeben. Mittlerweile sei das Krankenhaus für betriebsfremde Personen gänzlich gesperrt und auf ihre Station kommen nur mehr bereits getestete Patientinnen und Patienten. Da sei das Ansteckungsrisiko überschaubar.
“Die Arbeit muss jedes Jahr getan werden”
Am heimatlichen Bauernhof habe es wenig Änderungen gegeben, berichtet Helga Rosenberger weiter. Gerade im Frühling wird die Arbeit wieder mehr und muss genauso erledigt werden wie in jedem anderen Jahr. Die Milch werde weiterhin vom Betrieb abgeholt. Dazu hat es Schreiben von der Molkerei gegeben, welche besonderen Vorsichtsmaßnahmen zu treffen sind. So werden vorsichtshalber alle Teile, die der Tankwagenfahrer angreifen muss vor und nach der Absaugung desinfiziert. So kann keinerlei Ansteckung in den Betrieb gelangen oder im umgekehrten Fall hinausgetragen werden.
“Den Kindern fehlen ihre Freunde”
Mehr Umstellung hat der private Alltag mit sich gebracht. „Unser Ältester, Maximilian, geht in die zweite Klasse. Gerade erst haben wir die Aufgaben für die nächsten Wochen abgeholt“, hat Helga die Erfahrung gemacht, dass ausreichend Zeit für die Erledigung dieser Hausaufgaben einzuplanen ist. Sie versucht daher, trotz der geänderten Voraussetzungen, einen möglichst geregelten Tagesablauf zu gestalten. „Die anstehende Erstkommunion ist vorerst einmal abgesagt, da ist unserem Maximilian und uns allen schon leid“, so Helga, die auch bemerkt, dass den Kindern, Tochter Selina geht mit sechs Jahren das letzte Jahr in den Kindergarten, die Freunde schon fehlen.
“An weniger Zeitdruck könnten wir uns gewöhnen”
Positiv sieht Helga Rosenberger hingegen, dass der Zeitdruck derzeit doch ein wenig wegfällt: „Wenn die Kinder einmal eine halbe Stunde länger schlafen, ist das kein Problem und es fährt nicht der Schulbus vor der Nase weg.“ Die Kinderbetreuung daheim ist für die junge Familie kein Problem: Die drei sind es gewohnt, miteinander zu spielen und haben ausreichend Bewegungsspielraum. „Da die Oma im gemeinsamen Haushalt lebt, ist auch sie jederzeit da, wenn Not am Mann ist“, stellt Helga fest, die sich dennoch freut, wenn das Leben allmählich wieder in gewohntere Bahnen zu laufen beginnt. (Eva Riegler)