Ohne Traktor, das weiß jeder Bauer, geht auf den Höfen und Feldern fast gar nichts. Während die Versorgung mit Ersatzteilen grundsätzlich gut funktioniert, stehen europaweit inzwischen die meisten Montage-Werke still.
In Europa sind fast alle namhaften Hersteller aufgrund der Corona-Krise mit massiven Problemen konfrontiert. Mitarbeiter wurden zu ihrer eigenen Sicherheit nach Hause geschickt, nachdem auch die Zulieferungsketten weithin unterbrochen wurden.
-) CNH (Steyr, Case IH, New Holland): Im Zuge der aktuellen Entwicklungen hat der Konzern entschieden, die Produktion europaweit vorerst bis 6. April auszusetzen. Davon betroffen sind etwa die Fabriken in Italien sowie die Europa-Zentrale in St. Valentin.
-) John Deere: Der US-Konzern hat in seinem großen Traktorenwerk in Mannheim (D) vergangene Woche ebenfalls die Montagebänder abgestellt. Auch das JD-Motorenwerk in Saran (F) und die Kabinenfertigung in Bruchsal (D) wurden geschlossen.
-) Lindner: Der Tiroler Traktorenbauer hat mit Montag seine Fabrik in Kundl vorübergehend gesperrt, ebenso sein Innovationszentrum. Nur der Betrieb im Ersatzteillager läuft weiter. Der Sprecher des Familienbetriebes, David Lindner, hofft, dass die Produktion ab 14. April wieder langsam aufgenommen werden könne, mit reduzierter Montage um 15 Prozent bis Mitte Mai.
-) AGCO (Fendt, Massey Ferguson, Valtra etc.): In mehreren europäischen Werken des Konzerns wurde die Fertigung der Traktoren eingestellt oder zumindest erheblich reduziert. So hat Fendt in Marktoberdorf und Asbach-Bäumenheim (D) die Produktion vergangene Woche ausgesetzt. Das MF-Traktorenwerk in Beauvais (F) steht bereits seit 18. März still.
-) SDF (Same, Deutz-Fahr): Das Stammwerk von Same in Treviglio bei Mailand, mitten in Italiens Krisenregion Lombardei, musste schon vor Mitte März den Betrieb einstellen. Im Deutz-Traktorenwerk Lauingen (D) rollt seit 23. März kein Traktor mehr vom Band, berichtet Johannes Zuser von Deutz-Fahr Austria.
-) Claas: Der Hersteller hat die Serienfertigung seiner Erntemaschinen in Harsewinkel (D) Ende vergangener Woche “kontrolliert zurückgefahren” und legt die Fabrik für zunächst drei Wochen bis zum 17. April still. Die Produktion im Claas-Traktorenwerk in Les Mains (F) ist bereits vor drei Wochen zurückgefahren worden.
Ersatzteilversorgung ist sicher
Alle Hersteller sowie der Branchenkenner Rudolf Dietrich vom Club Landtechnik Austria betonen, dass die Ersatzteilversorgung indes auf alle Fälle auch weiterhin gewährleistet sei. Möglicherweise könne es temporär bei dem einen oder anderen Hersteller zu zeitlichen Verzögerungen kommen, was aber vor allem an den immer strikteren Transportrestriktionen quer durch Europa liege. Die Werkstätten des Landmaschinenhandels funktionieren bei Einhaltung aller Vorgaben: „Es geht kontaktlos”, so Rudolf Dietrich. Er bestätigt damit das Bild, das sich die BauernZeitung auch in Telefonaten mit nahezu allen wichtigen Herstellern, Generalimporteuren und vielen Händler gemacht hat, die ihre Kunden auch über Online-Shops und mittels Zustellmöglichkeiten bedienen. Zu Lieferverzögerungen kann es derzeit bei Neumaschinen kommen. Johann Gram, Austro Diesel: „Die meisten Traktoren für unsere Kunden haben wir rechtzeitig erhalten und sind derzeit bemüht, diese termingerecht auszuliefern.” Auch Arved von Bieberstein vom Claas Regional Center Central Europe sagt: “Wir arbeiten mit Hochdruck daran, Störungen zu vermeiden und im Bedarfsfall Lösungen zu finden. Es wird schließlich weitergehen. Die Ernte wächst heran.”
Tipp: Unter www.bauernzeitung.at/landtechnik-corona finden Sie zahlreiche Meldungen und Interviews zu dem Thema. Gespräche mit RWA-Generaldirektor Reinhard Wolf und
Gunnar Hauser, Verkaufschef Steyr-Traktoren in Österreich, sind bereits in der BZ erschienen.
Michael Stockinger
- Bildquellen -
- Traktorwerk: BZ/Stockinger