Macht Bio die Menschen satt und wie können die Bäuerinnen und Bauern vom Bio-Boom leben? Um diese beiden zentralen Fragen drehte sich der Vortrag von Andreas Steinwidder. Der Experte vom Bio-Institut an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein referierte auf Einladung von Agrarlandesrat Max Hiegelsberger bei der Veranstaltung „Zukunft Landwirtschaft 2030“ in der Bioschule Schlägl.
Bio ist global betrachtet noch immer in der Nische
Österreich ist in Sachen Bio Vorreiter. Hierzulande sind 22 Prozent (%) der Betriebe Bio. Sie bewirtschaften 25 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Global betrachtet sieht es jedoch ganz anders aus: „Bio ist hier mit 1,5 % der Fläche immer noch in der Nische“, so Steinwidder, der jedoch auf das weltweit starke Wachstum verwies. Er erwartet in absehbarer Zeit mehr als zehn Millionen Betriebe weltweit. „Wenn Bio weiter so wächst wie bisher, müssen wir parallel dazu aber auch den Markt dafür entwickeln“, gab Hiegelsberger in diesem Zusammenhang zu bedenken.
Steinwidder: „Bio-Betriebe bewegen sich im gleichen Umfeld und in gleichen Mechanismen wie konventionelle – hier besteht Gefahr auch gleich zu handeln.“
Da die österreichische Landwirtschaft stark exportorientiert ist, brauche es eine starke Dachmark „Österreich“ – und zwar nicht nur im Bio-Bereich: „Das ist uns leider bis jetzt nicht gelungen. Daran müssen wir aber dringend arbeiten“, ist Steinwidder überzeugt.
„Brauchen mehr Qualität und weniger Masse“
Jung (20 bis 25 Jahre), weiblich, aus der Stadt, Studentin, die auf gesunde Ernährung achtet und gerne kocht – so beschreibt Steinwidder einen typischen Bio-Konsumenten. In entwickelten Regionen werde „immer mehr von immer weniger produziert“, gab der Experte zu bedenken: „Das kann für Bio nicht die Lösung sein. Wir brauchen mehr Qualität und weniger Masse.“ Der Experte fordert die Bio-Tierhaltung weiter zu denken: „Wir müssen den Tieren einen hohen Wert geben, dürfen sie von Konsumenten nicht wegsperren und müssen auch einmal Leistungsgrenzen akzeptieren.“ Auch sei gegen einen sinnvollen Einsatz von Technik nichts einzuwenden, aber: „Wir verabschieden uns immer mehr von unserer eigentlichen Produktionsgrundlage, dem Boden.“
Verständnis zeigte Steinwidder für eine gewisse Frustration bei den Bäuerinnen und Bauern: „Ständig neue Bio-Vorschriften verhindern eine Planungssicherheit und treiben die Kosten und den Aufwand – ohne Mehrerlös – nach oben. Die Umweltfolgekosten spiegeln sich nicht im Produktpreis wieder.“
„Waldumbau ist das Gebot der Stunde“
Susanne Langmair-Kovacs von den Österreichischen Bundesforsten betonte in ihrem Vortrag die zahlreichen Ökosystemleistungen des Waldes. „Wir müssen dafür sorgen, dass es so bleibt wie es ist. Der Waldumbau ist daher das Gebot der Stunde.“ Die Jagd sieht sie dabei als Schlüssel für den Wald der Zukunft. Langmair-Kovacs ist davon überzeugt, dass der Anteil an Fichte deutlich zurückgehen wird, Mischbaumarten an Bedeutung gewinnen werden und sich der Tannen- und Lärchenanteil deutlich steigern wird.
Langmair-Kovacs: „Die Basis für den Waldumbau bilden Geld und Wissen. Daher gibt es auch zusätzliche Fördermittel für die Forstwirtschaft.“
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- Kuhportrait Fleckvieh: agrarfoto.com