Bio – ein globaler Markt, der weiter wächst

Der Markt für Bioprodukte ist der Nische entwachsen und zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor geworden. Viele Waren werden weltweit gehandelt. Österreichische Biolebensmittel haben auf Auslandsmärkten einen guten Namen.

Kleine Auswahl aus dem großen Bioangebot aus Österreich bei der Biofach-Messe 2017 ©Franz Gebhart
Kleine Auswahl aus dem großen Bioangebot aus Österreich bei der Biofach-Messe 2017 ©Franz Gebhart
Indien neben Dänemark und Finnland, gleich daneben Tschechien und die Ukraine. Frankreich in der Nachbarschaft von Thailand und Mexiko. Nicht weit davon entfernt Österreich. Biofach, nach eigenen Angaben die Weltleitmesse für die Biobranche, hat auch 2017 deutlich gezeigt, dass der Handel mit Bioprodukten zu einem erklecklichen Teil von globalen Warenströmen geprägt wird. Mehr als 50.000 Fachbesucher aus 134 Ländern waren vergangene Woche in die bayerische Stadt Nürnberg geströmt, um das schier unüberschaubare Angebot aus allen Kontinenten in Augenschein zu nehmen. Präsentiert wurde es von fast 2530 Ausstellern aus 88 Ländern. Österreich war mit 86 Ausstellern vertreten. Davon nützten 50 Anbieter den 800 m² großen Gemeinschaftsstand der “Außenwirtschaft Austria”.

Produktion und Nachfrage steigen

Sehen den Biosektor weiter im Aufwind (v. l.): Michael Blass (AMA-Marketing), Helga Willer (FiBL) und Gertraud Grabmann (Bio Austria). ©Franz Gebhart
Sehen den Biosektor weiter im Aufwind (v. l.): Michael Blass (AMA-Marketing), Helga Willer (FiBL) und Gertraud Grabmann (Bio Austria). ©Franz Gebhart
Alle wollen an dem – nicht nur in hoch entwickelten Industriestaaten – stetig wachsenden Markt teilhaben. Als Beispiel darf hier der für österreichische Hersteller wichtigste Auslandsmarkt Deutschland dienen, wo die Haushalte 2016 nach Angaben des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft (Bölw) für Lebensmittel und Getränke aus Bioproduktion 9,48 Mrd. Euro ausgegeben haben. Das entspricht gegenüber 2015 einer Steigerung um rund 9,9 Prozent.In Österreich liegt für 2016 noch keine Vergleichszahl vor. 2015 betrug der gesamte Einkaufswert für Biolebensmittel laut AMA-Marketing 1,38 Mrd. Euro, umgerechnet auf die Einwohnerzahl also deutlich mehr.Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) mit Sitz in der Schweiz beziffert in einer gemeinsam mit der deutschen Agrarmarkt-Informations-Gesellschaft (AMI) angestellten Untersuchung den Biomarkt in Europa für 2015 mit knapp 30 Mrd. Euro. Davon entfallen 27,1 Mrd. Euro auf die Europäische Union. FiBL-Expertin Helga Willer spricht von einer “großen Dynamik des europäischen Biomarktes” und von einem Wachstum, “welches mit einem Plus von 13 Prozent zum ersten Mal seit der Finanzkrise wieder zweistellig ausfiel”. Der weltweite Biomarkt wird auf 75 Mrd. Euro geschätzt, Tendenz steigend. Bei den Ausgaben für Biolebensmittel steht FiBL-Berechnungen zufolge die Schweiz mit 262 Euro pro Kopf und Jahr weltweit an der Spitze, gefolgt von Dänemark (191 Euro) und Schweden (177 Euro). Österreich rangiert mit 127 Euro an sechster Stelle, Deutschland mit 106 Euro auf Platz acht. Gewachsen ist auch die Produktion. Laut FiBL wurden Ende 2015 beinahe 51 Mio. ha nach biologischen Grundsätzen bewirtschaftet – fast 6,5 Mio. ha oder 12,7 Prozent mehr als 2014. Davon liegen 22,8 Mio. ha in Ozeanien (Australien, Neuseeland) und 12,7 Mio. ha in Europa.

Nächster Schritt: 30 Prozent Biofläche

In Österreich erwartet Gertraud Grabmann, Obfrau von Bio Austria, 2017 einen Wachstumsschub für den Biolandbau. Sie spricht von einem “Trend zur Ökologisierung” und rechnet für heuer mit einem Anstieg der Biofläche von 572.585 ha auf mehr als 600.000 ha, bewirtschaftet von mehr als 23.000 Biobetrieben (derzeit 21.820). Da die bisherigen politischen Zielvorgaben für die Bioproduktion in Österreich – 20 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche – bereits deutlich überschritten wurden, sei es “an der Zeit, einen neuen Meilenstein anzupeilen”. Grabmanns nächstes “Etappenziel” lautet: 30 Prozent Biofläche bis zum Jahr 2025. Dazu müssten aber die politischen Rahmenbedingungen stimmen und auch die Marktpartner mitspielen. Wichtig ist ihr, dass dabei möglichst viele kleine Betriebe bei der Stange gehalten werden können.

Der gute Ruf hilft im Export

Ein erklecklicher Teil der zu erwartenden Mehrproduktion wird, wie schon bisher, jenseits der österreichischen Grenzen abgesetzt werden (müssen). Nach wie vor können ja viele Länder, darunter Deutschland, die wachsende Nachfrage nach Bioprodukten nicht aus eigener Produktion decken.Hilfreich im Export ist, dass Biolebensmittel aus Österreich laut AMA-Marketing weltweit einen guten Ruf haben. “Österreichische Herkunft wird bei Lebensmitteln mit hoher Qualität assoziiert”, weiß AMA-Bioreferentin Barbara Köcher-Schulz – nicht nur in Deutschland, sondern z. B. auch in Asien. Exportmanagerin Margaret Zeiler spricht von “Bio als Speerspitze auf anspruchsvollen Märkten”. AMA-Marketing-Geschäftsführer Michael Blass hebt in diesem Zusammenhang die Bedeutung des AMA-Biosiegels als Zeichen für “hervorragende Qualität und strenge Kontrolle” hervor. Im Fokus der AMA-Exportaktivitäten für Biolebensmittel stehen neben Deutschland Italien, Frankreich und Skandinavien. Die wichtigsten Produktgruppen beim Export von Biolebensmitteln sind Milch und Milchprodukte sowie Fleisch und Fleischzubereitungen. Bei Bioäpfeln wurde Österreich in den vergangenen Jahren vom Import- zum Exportland.

Messe-Auftritt: Umfangreiches Ausstellungsprogramm

Das Ausstellungsprogramm der 86 österreichischen Biofach-Aussteller war auch 2017 sehr umfangreich. Das Angebot umfasste u. a. Milchprodukte einschließlich Käse, Obst, Müsli, Kürbiskernöl, Saatgut und Sämereien, Zucker- und Stärkeprodukte, Eier, Mehl, Fruchtsäfte, Babynahrung, Soja- und Haferprodukte, Frisch- und Tiefkühlgemüse, Energy-Drinks, Nahrungsergänzungsprodukte sowie EDV- und Beratungsdienstleistungen.

Franz Gebhart

Bioanteil

 ©Quelle: FIBL
©Quelle: FIBL

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