Beide Seiten haben recht

Kommentar von Bernhard Weber,
Chefredakteur.

Das gab es schon länger nicht, dass nämlich Klimapolitik ein zentrales Thema der Innenpolitik ist. Ausgehend von einer Evaluierung des Straßenbaus entwickelte sich eine heftige Debatte um den Klimaschutz als solchen. Dieser derzeit über die Medien ausgetragene Streit dient wohl vorrangig der Positionierung der beiden doch sehr konträren Koalitionsparteien. Lässt man die rhetorischen Scharmützel („zurück in die Steinzeit“, „altes Denken“, „Verzicht“, „Betonköpfe“) beiseite, so treffen dabei eben zwei unterschiedliche Ansätze zum Umgang mit dem Klimawandel aufeinander. Auf der einen Seite steht die Forderung nach einer Umgestaltung des Energie-, Verkehrs- und Wirtschaftssystems samt Veränderungen des Lebensstils. Auf der anderen Seite herrscht die Ansicht vor, dass wir mit effizienteren Technologien umweltfreundlicher werden, ohne unser Leben verändern zu müssen.
Nun wird so getan, als ob diese Standpunkte einander ausschließen würden. Ein näherer Blick zeigt aber, dass sie kein Gegensatz sind. Das Problem, das wir uns durch die überbordende Nutzung fossiler Rohstoffe eingehandelt haben, ist so groß, dass keiner der beiden Wege für sich alleine ausreicht. Vielmehr benötigt es beide Zugänge, um den Klimawandel in den Griff zu bekommen: Wir müssen unser Gesellschafts- und Wirtschaftssystem umbauen, unseren Lebensstil anpassen – und dabei die bestmöglichen Technologien nutzen. Andernfalls werden Wetterextreme, wie die jüngsten Hitzewellen sowie schwere Unwetter mit Hagelschlag und Überschwemmungen, zum Alltag werden.

bernhard.weber@bauernzeitung.at

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