Mit dieser Strategie würde die EU-Kommission die Land- und Forstwirtschaft in Europa wohl langfristig zurückdrängen. „Was wir schon geahnt hatten, wird jetzt sogar von der EU-Kommission bestätigt: Demnach würde die landwirtschaftliche Produktion verringert, Preise für Lebensmittel und Rohstoffe würden steigen und die Einkommen für Bauernfamilien parallel dazu sinken“, analysiert Bauernbundpräsident Georg Strasser. Für ihn „Gründe genug, um den Green Deal zu überarbeiten und für die Zukunft einen ordentlichen Plan auf den Tisch zu legen.“
Stimmen die Prognosen des wissenschaftlichen Dienstes der Kommission, dann sind die mittel- bis langfristigen Folgen des Green Deals auf Europas Agrarwirtschaft gewaltig. Die Produktion bricht in allen wichtigen Sparten ein – und die landwirtschaftlichen Einkommen sinken deutlich. In der Simulation wird ein Produktionsrückgang von 15 Prozent bei Getreide und Ölsaaten sowie Rind- und Schweinefleisch und von 10 Prozent bei Milch geschätzt. Die Preise für Getreide könnten um 8 Prozent steigen, für Rindfleisch um plus 24 Prozent, für Schweinefleisch um plus 43 Prozent und für Milch um plus 2 Prozent. All das würde wohl die Nachfrage dämpfen, weil der Konsum tendenziell stärker abnimmt, wenn die Preise stärker steigen. Das wiederum würde die Einkommen der Bauern drücken. Darüber hinaus müssten massenhaft Lebensmittel aus aller Welt importiert werden. Strasser: „Mit dieser Strategie würde nicht nur die Landwirtschaft ins Eck gedrängt. Wenn wir Fleisch oder Äpfel künftig aus anderen Erdteilen einfliegen, werden wir unsere Klimaziele meilenweit verfehlen. Das kann nicht im Sinne der Bürger, schon gar nicht im Sinne der Bauern sein.
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„EU-Strategieplan korrigieren“
Eine Überarbeitung des Green Deals der EU-Kommission fordern auch Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger und LK Österreich-Präsident Josef Moosbrugger. Köstinger: „Wenn wir unsere Produktion zwar klimafreundlicher gestalten, aber gleichzeitig das Bauernsterben forcieren und klimaschädliche Produkte aus dem EU-Ausland holen, schießen wir am Ziel vorbei.“ Nach Ansicht Moosbruggers muss Brüssel den Green Deal korrigieren und unter Berücksichtigung von Ausgangssituation, Wettbewerb und Praktikabilität „in eine Zukunftsstrategie für eine nachhaltig produzierende Landwirtschaft“ umändern.
Die Veröffentlichung dieser Folgenabschätzung mitten in den Sommerferien, die fehlende Vorankündigung und die seither nur minimale öffentliche Kommunikation – vieles deute darauf hin, dass die Ergebnisse dieses Berichtes der EU-Kommission offenbar nicht wirklich ins Konzept passen, meint Michaela Langer-Weninger, Strassers Stellvertreterin im Bauernbund und LK OÖ-Präsidentin. „Gleichzeitig werden damit unsere bisher dargelegten Bedenken der Landwirtschaftskammer bestätigt, wonach der Green Deal nicht nur zur Verlagerung der landwirtschaftlichen Produktion, sondern auch von Umwelteffekten in EU-Drittländer führen wird. Wir werden alles daran setzen, dass bei den anstehenden politischen Entscheidungen zum Green Deal auch diese Folgewirkungen miteinbezogen werden.“
Bernhard Weber