Molden urgierte gleichzeitig auch als Taufpate für den neuen Jahrgang, dem er als Hommage an seinen jüngeren Bruder den Taufnamen „Blonder Berthold“ verlieh. Der internationale Bacchuspreis ging an den kanadischen Sommelier, Weinautor und -kritiker John Szabo. Gesegnet wurde die Wiener Weißwein-Cuvée von Dompfarrer Toni Faber.

Nominiert wurde der nationale Bacchuspreisträger diesmal vom Wiener Weinbauverband und seinem Präsidenten Norbert Walter. „Für mich verkörperst du stets die Normalität des Weines, nicht das Chichi, nicht das Klimbim. Das Schnörkellose, Geradlinige, Unaufgeregte. Dabei stellst auch du dich, wie ein guter Tropfen, nicht in den Mittelpunkt“, sprach Walter in seiner Laudatio den Preisträger direkt an.

Ernst Molden ist der Spross einer bekannten Wiener Familie. Seine Großmutter Paula Preradovic´ war die Verfasserin der österreichischen Bundeshymne, sein Vater Fritz Molden in jungen Jahren Widerstandskämpfer, später Zeitungsverleger und Verlagsgründer. Sein künstlerisches Schaffen begann Ernst Molden mit dem Schreiben. Er war Dramaturg am Wiener Schauspielhaus, aber gleichzeitig und immer mehr auch Musiker mit einem Stilmix, den man als „neues Wienerlied modernen Zuschnitts“ bezeichnen könnte. 

Zu seinen wichtigsten musikalischen Wegbegleitern gehörte Willi Resetarits, ebenso wie Knöfperlharmonika-Meister Walther Soyka. Spätestens hier erfolgt der Brückenschlag zum Wiener Heurigen, dem Molden allerdings lange Zeit „sehr zurückhaltend gegenübergestanden ist“. Der Grund dafür sei „ein Kindheitstrauma“ gewesen – er wohnte unmittelbar neben einem Heurigen und „mein Schlaf litt unter den touristischen Auswüchsen der Wiener Heurigenseligkeit“. Als Soyka ihn schließlich überredete, ihn – samt Gitarre – zum Heurigen Hengl-Haselbrunner, einem Epizentrum des Wiener- und Heurigenliedes, zu begleiten, soll aus der Abneigung wahre Liebe geworden sein.  „Keine Insignien, keine Buschen, keine komischen Wagenräder. Bloß da die Schank, dort der Tisch. Da der Aschenbecher, dort das Viertel. Und dann der Soyka und der Stirner (ein Zither-Virtuose und ebenfalls musikalischer Begleiter von Molden, Anm.) mit ebenso knochentrockener wie wunderschöner Musik. Was wollt ich noch sagen? Heurige sind super!“, so Molden. Seit dieser Zeit ist, wenn der Ausnahmekünstler auftritt, ein Glas Wein oder ein G’spritzter in Griffweite. Molden hat es sogar zum Leiter der „Schreib- und Trinkklasse“ der „Wiener Schule für Dichtung“ gebracht.

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  • : ÖWM - Anna Stöcher
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AUTORRed. SN
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