Es ist ein richtungsweisendes Urteil, dass der Europäische Gerichtshof am 14. Juni 2017 in Luxemburg fällte. Die Höchstrichter der EU haben entschieden, dass in Zukunft rein pflanzliche Produkte nicht mehr unter der Bezeichnung Milch, Butter, Käse oder Joghurt angeboten werden dürfen. Nur Milch, die aus tierischen Eutern stammt, darf auch so bezeichnet werden, sonst besteht beim Verbraucher Verwechslungsgefahr. Lebensmittelbezeichnungen wie Sojamilch oder Tofubutter gehören damit der Vergangenheit an. “Es ist sinnvoll und richtig, dass pflanzliche Imitatprodukte nicht den gleichen Namen wie ihre tierischen Vorbilder führen dürfen. Ein Milchimitat aus Soja, Mandel oder Reis soll und darf auch nicht als ‚Milch‘ bezeichnet werden. Diese Entscheidung ist ein Schritt in die richtige Richtung”, begrüßt Bauernbund-Präsident Jakob Auer dieses Urteil.
Aus für Sojawurst und Seitanschnitzel
Was für Milchersatzprodukte jetzt beschossen ist, fehlt noch für Fleischimitate. Im Regal finden sich Dinge wie Tofuwürste, Seitangeschnetzeltes oder Sojaschnitzel. Da es für Begriffe wie “Wurst” keinen besonderen Schutz gibt, dürfen derzeit völlig legal auch fleischlose Erzeugnisse so bezeichnet werden. Auf die Packung muss zwar ein deutlicher Hinweis wie “fleischlos” oder “vegetarisch” gedruckt sein, doch für Auer ist das zu wenig: “Das Produkt suggeriert in der Farbe, Form und im Wortlaut ein Fleischprodukt. Zusatzhinweise können Verbraucher beim Einkaufen schnell übersehen, es besteht hohe Verwechslungsgefahr. Deswegen ist an der Zeit, dass es auch hier eine eindeutige Kennzeichnung gibt.”
Auer: “Die Industrie für Kunst-Nahrungsmittel ist erfinderisch, wenn es um appetitmachende Fantasienamen geht.” Was die Imitate alle gemeinsam haben, seien “sehr hohe Verarbeitungsgrade, elendslange Zutatenlisten, Zugaben von Geschmacksverstärkern sowie hohe Fett- und Salzanteile”, wie auch Konsumentenschützer immer wieder beklagen. “Wozu sollte eine Soja-Rolle ‘Wurst’ heißen oder ein Tofu-Mischmasch ‘Gulasch'”, fragt sich der Bauernbund-Präsident.
“Wir sind stolz auf unsere Küchentraditionen und Nahrungskultur und fordern, dass pflanzliche Alternativen künftig auch unmissverständlich bezeichnet werden. Wer ein Schnitzel kauft, soll sicher sein, dass auch wirklich Fleisch in dem Produkt enthalten ist. Am besten aus regionaler, nachvollziehbarer Haltung. Alles andere ist Verbrauchertäuschung”, erinnert Auer auch an die Debatte um “Analogkäse”. Damals fühlten sich Konsumenten und Milchbauern zurecht betrogen, weil Käse-Imitate aus Palmöl & Co. plötzlich auf der billigen Fertigpizza aufgetaucht sind.
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