Weil aufgrund des Corona-bedingten vierten Lockdowns bereits das zweite Jahr in Folge das persönliche Zusammentreffen der Bauernbündlerinnen und Bauernbündler bei den Bezirksbauernratskonferenzen nicht möglich war, wurde das bewährte Diskussionsformat kurzerhand in den virtuellen Raum verlegt.
Zahlreiche Funktionärinnen und Funktionäre nutzten die Möglichkeiten, sich bei diesen Online-Veranstaltungen von hochrangigen Experten und Agrarpolitikern Informationen aus erster Hand zu holen. Gleichzeitig formulierten sie Sorgen, Nöte und Ängste vieler Bäuerinnen und Bauern, um so den notwendigen Input für die weitere politische Arbeit zu geben. „Weil Mitreden und mitgestalten im niederösterreichischen Bauernbund ausdrücklich erwünscht ist“, betonte Bauernbunddirektor Paul Nemecek.
Reges Interesse auch an den virtuellen Konferenzen
„Besonders in herausfordernden Zeiten, in denen wir uns derzeit zweifelsohne befinden, ist es uns umso wichtiger, Probleme direkt mit unseren Verantwortungsträgern in den Ortsgruppen und Bezirken anzusprechen sowie Anregungen für unsere Politik mitzunehmen“, erklärte vorweg auch Bauernbundobmann Stephan Pernkopf, der sich erfreut über das große Interesse der Bauernbündlerinnen und Bauernbündler an den virtuellen Diskussionsrunden zeigte.
Dass es zahlreiche Herausforderungen für die Bäuerinnen und Bauern in Niederösterreich geben wird, wurde in diesen Debatten klar aufgezeigt.
Konkrete Forderungen der Bauern an die neue GAP
Nachdem die Europäische Union im Sommer die Rahmenbedingungen für die kommende GAP beschlossen hat, befinden sich die Verhandlungen der Regierungsparteien zur nationalen Ausgestaltung der Maßnahmen in der Schlussphase. Auch bei den Bezirkskonferenzen haben die Bauernbündler dazu konkrete Vorstellungen geäußert.
Sie fordern für ihre bäuerlichen Familienbetriebe eine Fortsetzung des erfolgreichen österreichischen Weges, mit weiterer Anrechenbarkeit der ÖPUL-Maßnahmen oder auch den spürbaren Unterstützungsmaßnahmen für junge Hofübernehmer. Immerhin sind 22 Prozent der heimischen Betriebsführerinnen und Betriebsführer unter 40 Jahre alt. Das sei ein europäischer Spitzenwert, den es zu erhalten gelte.
„Bitte achtet auch darauf, dass die Umverteilung und das Capping mit Hausverstand umgesetzt wird“, brachte ein Teilnehmer die Forderung vieler Bäuerinnen und Bauern nach Leistungsgerechtigkeit zur Sprache. Und Transparenz müsse „entweder für alle oder keinen gelten“, hieß es da ebenfalls. Eine Aufforderung an die Agrarpolitiker, sich auf EU-Ebene weiter für die Beendigung der Transparenzdatenbank stark zu machen.
Breiten Raum bei den Diskussionen nahm die ökosoziale Steuerreform ein, die von der Regierung im Herbst präsentiert wurde. Ausdrücklich begrüßt wurde die CO2-Vergütung, mit der der Land- und Forstwirtschaft die durch die CO2-Bepreisung höheren Treibstoffpreise am Ende des Jahres pauschal abgegolten werden. „Diese Maßnahme ist wichtig und richtig, denn die Landwirtschaft ist der einzige Sektor, der CO2 speichern kann“, meinte ein Teilnehmer.
„Dass es während der Coronakrise nie zu einer kritischen Knappheit an Lebensmitteln gekommen ist, ist vor allem uns Bäuerinnen und Bauern zu verdanken“, erinnerte eine Bauernbündlerin daran, dass sie und ihre Berufskolleginnen und -kollegen in der Krise klar bewiesen hätten, dass die Landwirtschaft systemrelevant ist, indem man den Tisch für alle decken würde. „Diesen Auftrag erfüllen wir gerne. Aber dazu brauchen wir die Unterstützung der Politik“, führte sie weiter aus. Damit die Selbstversorgung mit heimischen Lebensmitteln weiter gesichert bleibe, brauche es eine gesetzliche Verankerung der Krisenvorsorge sowie der Lebensmittel-Herkunftskennzeichnung. Die Bäuerin wünscht sich auch Sanktionen für Händler, die vorsätzlich bei der Herkunft täuschen.
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- Foto: NÖ BB: Niederösterreichischer Bauernbund