Ertrag und Sortierung einer Apfelparzelle bereits Monate vor der tatsächlichen
Ernte mit hoher Genauigkeit ermitteln – wer diese Daten vergleichsweise einfach
und automatisiert ermitteln möchte, der kann dafür die neu entwickelte Precision
Farming-Anwendung „pixofarm“ benutzen.
Den Gründungsgedanken des in Wien ansässigen Unternehmens Pixofarm beschreibt Farid Edrisian so: „Wir haben gemerkt, dass bei Äpfeln die manuelle Zählung und Messung von Früchten eine sehr zeitaufwendige und ineffektive Tätigkeit ist, aber gleichzeitig eine sehr wichtige.“ Der 35-jährige Edrisian und sein Co-Geschäftsführer Stefan Perkmann Berger kommen aus der Innovations- und Startup-Szene. Sie zählen weltweit zu den Ersten, die eine Digitalisierungslösung für Wachstumsmonitoring und Ernteprognose im Apfelbau zur Marktreife gebracht haben.
Handy-App und zentraler Server
Edrisian: „Die Ernteschätzung bei Äpfeln lässt sich sehr gut digitalisieren.“ Der Grundgedanke ist, dass wir während der Vegetationsperiode wiederholt Fotos von den auf den Bäumen heranwachsenden Früchten machen. Der Vergleich der Bilder zeigt, um wie viel die Äpfel in einem bestimmten Zeitraum an Größe zunehmen. Hinterlegt mit einer sortenspezifischen Wachstumskurve und Witterungsdaten, lassen sich aus den Bildern Erträge und Sortierung zum Erntezeitpunkt schätzen. Technische Grundkomponente des Verfahrens ist eine App für das Mobiltelefon. Der Obstbauer lädt das Programm auf sein Handy und erfasst darin seine Apfelparzellen. Damit ist das System auch schon einsatzbereit für die Fotos. Die Datenverwaltung und die Auswertungssoftware laufen auf einem zentralen Server, der von Pixofarm betrieben wird. Registrierte Anwender erhalten einen persönlichen Zugang zu einer Benutzeroberfläche („Dashboard“) und können dort ihre Daten einsehen und die Auswertungen abrufen.
Steuerung von Behang, Bewässerung und Düngung
Der Nutzen für den Obstbauern liegt in der wesentlich erleichterten Ernteprognose. Pixofarm liefert bereits Monate im Voraus Prognosen zu Erntemenge und Größenverteilung und damit wertvolle Anhaltspunkte für Vermarktung und Logistik. Bereits ab Juli sind gute Ergebnisse möglich. Aufgrund des frühen Informationszeitpunktes kann der Obstbauer auch noch gezielt auf das Ernteergebnis Einfluss nehmen. Denn das Pixofarm-Wachstumsmonitoring kann bereits ab einer Fruchtgröße von etwa 30 mm starten. Das ist circa Mitte Juni, wodurch der Obstbauer auch wertvolle Hinweise zur der zu diesem Zeitpunkt bald fälligen Behangregulierung gewinnen kann. Weiters liefert Pixofarm auch Anhaltspunkte für gezielte Bewässerung und Düngemitteleinsatz. Dazu ist das Prognosemodell auch mit Wetterdaten aus Satellitendiensten hinterlegt.
„Die Ernteschätzung bei Äpfeln lässt sich sehr gut digitalisieren.“
Prognosegenauigkeit von mehr als 90 Prozent ist möglich
Aktuell ist Pixofarm ausschließlich für Apfelplantagen erhältlich. Wachstumskurven stehen bereits für sämtliche gängige Sorten zur Verfügung, vom Klassiker Golden Delicious bis zu Clubsorten wie Pink Lady oder Evelina. Entwicklungsstart war im Jahr 2019, das Jahr 2020 war bereits das erste Jahr mit Vollbetrieb. Laut Edrisian hat Pixofarm bereits im ersten Jahr mehr als 50 Kunden von seinen Vorteilen überzeugt. Pilotkunden gibt es weltweit in etwa 15 Ländern, von den Apfelschwergewichten in Europa, wie etwa Polen, Italien und Spanien bis nach Australien, Neuseeland, Südafrika, Chile und Argentinien. Edrisian: „Unser System ist für Obstbauern ebenso interessant wie etwa für Vermarktungsgenossenschaften.“ Denn auch für die Gemeinschaftsvermarkter sind Ernteprognose und Vermarktungsplanung sehr wichtig. Die erzielbare Genauigkeit der Pixofarm-Prognosen beziffert Edrisian aufgrund von Kundenrückmeldungen mit über 90 Prozent. Erweiterungen des Systems sind in Planung für Zitrusfrüchte und Birnen. Auch für diese Kulturen eignet sich die „Gesichtserkennung“ für das Obst sehr gut. Zum Kennenlernen des Systems bietet Pixofarm interessierten Obstbauern auch Online-Einschulungen an.
Monitoring ab 39 Euro pro Hektar und Jahr: Das Pixofarm-System steht für Obstbauern in zwei Varianten zur Verfügung. In der Basisvariante „Monitoring“ ermöglicht Pixofarm die laufende Wachstumsanalyse während der Vegetationszeit. Aus der Messung etwa von 20 Äpfeln und zehn Bäumen erhält der Obstbauer zuverlässige Daten zum Fruchtwachstum und Behang. Diese Variante kostet 39 Euro pro Hektar und Jahr.
Die Vollvariante „Forecast“ enthält zusätzlich zum Wachstumsmonitoring auch die Ernteschätzung. Hier hat sich der Obstbauer an ein vorgegebenes Messprotokoll zu halten, zudem sind etwa 100 Fotos pro Parzelle erforderlich. Dies dient der Genauigkeit des Ergebnisses. Dieses Paket kostet jährlich 59 Euro pro Hektar. www.pixofarm.com
- Bildquellen -
- Farid Edrisian vermarktet das System …: pixofarm.com
- Farid Edrisian: pixofarm.com