Angepasster Reifendruck

In einer mehrteiligen Serie der BauernZeitung beleuchtet Patrick Falkensteiner von der Boden.Wasser.Schutz.Beratung (BWSB) Oberösterreich das Thema Bodendruck. Nach Bodenverdichtung und Bereifung widmet sich der dritte Teil den unterschiedlichen Reifendruck-Regelungssystemen.

Reifendruckregelsysteme gibt es in unterschiedlichen Ausführungen, so auch für Gülleselbstfahrer. Gerade bei derart schwerbeladenen Landmaschinen ist eine Druckanpassung zur Bodenschonung essentiell.

Es gibt eine Reihe von technischen Hilfsmitteln, die es ermöglichen den Reifendruck an die jeweiligen Einsatzbedingungen anzupassen. Für das bodenschonende Arbeiten am Feld stellt sich daher nicht die Frage, ob es sinnvoll ist den Fülldruck anzupassen, sondern: Welches System der Druckanpassung passt am besten zum eigenen Betrieb?

Entscheidende Vorfragen beim Kauf von Regelungssystemen

Grundsätzlich ist es ratsam Reifendruckregelsysteme nur vom Fachhandel zu beziehen. Zuvor sollte jeder Landwirt aber betriebsspezifische Überlegungen anstellen. Vor der Anschaffung eines Regelsystems sollten insbesondere folgende Fragen durchdacht werden:

  • Mit welchen Reifen sind meine Geräte ausgestattet?
  • Welche Arbeiten führe ich mit meinen Maschinen durch?
  • Sind meine Flächen arrondiert oder muss ich längere Straßenfahrten einplanen?

Daraus kann sich ergeben, dass der Reifendruck am besten beim stehenden Fahrzeug oder bei der Fahrt angepasst werden soll. Grundsätzlich gilt: Auf der Straße braucht es einen Reifendruck von mehr als 1,6 Bar, am Feld muss er aber auf weniger als ein Bar reduziert werden. Im Folgenden werden einige Regelsysteme vorgestellt und verglichen.

Reifendruckanpassung beim stehenden Fahrzeug

Wird der Druck nur wenige Male verändert bzw. muss nur selten kontrolliert werden, sind Reifendruckregelsysteme für stehende Fahrzeuge empfehlenswert. Hier drei Varianten im Überblick:

Schnellentlüftungsventile
Das Original Standardventil ist aufgrund des kleinen Querschnitts nicht für die rasche Anpassung des Fülldruckes geeignet. Diese können aber einfach durch Schnellentlüftungsventile ersetzt werden. Somit kann nach der Straßenfahrt bei jedem Reifen der Druck mittels Manometer kontrolliert und auf den erforderlichen Felddruck abgesenkt werden. Nach Beendigung der Feldarbeit kann der Druck über die Luftdruck-Bremsanlage des Traktors wieder erhöht werden.
Etwa 60 Euro sind bei Selbstmontage für diese kostengünstige und einfache Alternative pro Rad zu veranschlagen. Dabei ist aber besondere Sorgfalt zu üben, denn das Ventil muss im Hinblick auf die Betriebssicherheit unbedingt das passende Gewinde haben.

Reifendruckset „Airbooster plus“
Dabei handelt es sich um ein transportables und äußerst robustes System zum schnellen Verstellen des Rei-fendrucks im Stand. Die Kosten pro Set liegen circa bei 220 Euro. Eine Druckänderung ist aber nur reifen-weise möglich.

Reifendruckset „Airbox mobil plus“
Dieses System überzeugt durch einfache, achsenweise Einstellung des Reifendrucks in der Bedieneinheit. Die Druckanpassung im angeschlossenen Reifen erfolgt automatisch. Als Universalsystem ausgeführt kann das Produkt für sämtliche Zugfahrzeuge und Anhänger verwendet werden. Steuerventil, Manometer, Schläuche, Ventiladapter und Anschlussschlauch sind im Set enthalten. Die Kosten liegen bei 912 Euro.

Regulierung des Reifendrucks während der Fahrt

Bei häufigen Reifendruckanpassungen sind diese zwar teuren, aber effek­tiven Systeme eine Überlegung wert. Hierbei werden an den Reifen fixe Luftleitungen installiert. Die Bedienung erfolgt bequem über ein Terminal in der Traktorkabine. Bei der Zufahrt zum Feld wird der Reifendruck kontinuierlich abgesenkt und beim Verlassen des Feldes wieder auf den Straßendruck aufgepumpt. Zusätzlich wird bei Erntemaschinen (Mähdrescher, Rübenvollernter) der Reifendruck während der Fahrt an das zunehmende Gewicht (Bunkerfüllung) angepasst.

„Airbox drive: Ein- und Zwei-Leiter“
Die Druckluftzufuhr zu den pneumatisch gesteuerten Radventilen erfolgt über außen, an den Rädern geführten Leitungen. Bei der Zwei-Leiter-Technik werden die Versorgungslei-
tungen und Drehdurchführungen außerhalb des aktiven Regelvorganges drucklos geschaltet, wodurch sich die Lebensdauer sämtlicher Dichtungen drastisch verbessert. Die Kosten hierfür: Hinterachse 3649 und Vorderachse 2415 Euro. Beim Ein-Leiter-System sind die Versorgungsleitungen dagegen über die Drehdurchführungen direkt mit den Radventilen verbunden und stehen damit ständig unter Druck. Kosten: Hinterachse: 2235 und Vorder­achse 987 Euro.

„RDS/radial Zwei-Leiter“
Bei dieser Ausführung fallen die außenliegenden Leitungen zu Gänze weg. Der Montageaufwand ist jedoch etwas höher. Die Kosten liegen bei
5036 Euro für die Hinterachse und weiteren 2415 Euro für die Vorderachse.

Regelanlagen für den Reifendruck bei Anhängern

Bei Transportanhängern oder Güllefässern ist das Last-Leer-Verhältnis meist deutlich größer als bei Traktoren. Aufgrund des hohen Gesamtgewichts beträgt der erforderliche Fülldruck für die Straßenfahrt nicht selten 3,5 bis vier Bar. Das Befahren von Feldern mit diesem hohen Druck verursachte jedoch irreversible Folgeschäden. Auch wegen dem häufigen Lastwechsel ist eine professionelle Druckregelanlage unverzichtbar. Eine nachträgliche Montage von RDS-Systemen ist aber nur bei bereits gebohrten Achsen
möglich – nachträgliches Anbohren würde die Betriebserlaubnis erlöschen lassen. In diesem Fall ist das Nachrüsten mit „Airbox drive“ eine Möglichkeit. Aufgrund des größeren
Druck- und Volumenunterschiedes zwischen Traktor und Anhänger ist meist eine eigene Luftversorgung (Kompressor an der Fronthydraulik) erforderlich.

Fazit:

Praktiker, die auf Druckregelanlagen bei ihren Maschinen setzen, schwören auf die erzielten Vorteile. Allerdings sind auch den besten Regeldruckanlagen Grenzen gesetzt. Eine nachhaltige Schonung des Bodens ist daher nur durch

  • das Befahren bei trockenen Bedingungen,
  • die richtige Reifenwahl,
  • die Anpassung des Reifendrucks sowie durch
  • die generelle Vermeidung hoher Achslasten möglich.

Die Inhalte der Bodendruck-Serie im Überblick:

- Bildquellen -

  • Guelleselbstfahrer 47 ID86497: agrarfoto.com
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