Almabtrieb: Keine Selbstverständlichkeit

Tirols Almwirtschaftsobmann ÖR Elmar Monz über die Bedeutung der traditionellen Almabtriebe für die Landwirtschaft und den Tourismus.

Die Heimkehr des geschmückten Almviehs hat in Tirol eine Diskussion ausgelöst.

Bunt geschmückt tritt Leitkuh Rosl den Heimweg an, ihre Herde folgt ihr auf dem Fuß. Einen langen Almsommer ohne größere Strapazen konnten die Tiere und das Almpersonal genießen – Grund genug, um im Tal zu feiern. Dass diese feierlichen Almabtriebe oftmals touristisch vermarktet werden, steht aktuell in Kritik. Dazu äußerte sich Elmar Monz, Obmann des Tiroler Almwirtschaftsvereins und Bezirksbauernobmann von Landeck.

Almabtrieb nur sinnvoll, wenn es Grund zum Feiern gibt

„An sich ist es ein gutes Zeichen, wenn Almabtriebe stattfinden. Sie sind ein Ausdruck der Dankbarkeit, dass Vieh und Almpersonal wohlbehalten von der Alm heimkehren. Und auch, dass der Tourismus von den Almabtrieben profitiert, ist nichts schlechtes. Im Gegenteil ist es ein schönes Zeichen für die funktionierende Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Tourismus“, zählt Monz die positiven Seiten der Almabtriebe auf, vergisst aber auch nicht auf die Kehrseite hinzuweisen: „Teilweise wird der Almabtrieb als Fixpunkt im touristischen Jahreskalender missverstanden. Doch er ist keine Selbstverständlichkeit.“ 

Denn die Almwirtschaft sehe sich mit großen Herausforderungen konfrontiert, ungewisse Almsaisonen stünden den Tiroler Bauern bevor. Und nur gute Almsommer ohne tragische Verluste würden feierlich begangen werden. „In unserem Nachbarland Salzburg wurden heuer teilweise die Almabtriebe abgesagt und die Kühe ohne Kopfschmuck wieder in den Stall getrieben. Grund waren Wolfsrisse, den Bäuerinnen und Bauern war nicht nach Feiern zumute“, erzählt Monz. Ein ähnliches Schicksal könnte auch Tirol drohen, denn die Großraubtiere bekümmern auch hierzulande Almbewirtschafter.

Gegenseitige Wertschätzung ist wichtig

Wie der Almabtrieb für Bauern und Touristiker zufriedenstellend ablaufen kann? Mit gegenseitiger Anerkennung und Unterstützung. „Der Tourismus profitiert Sommer wie Winter von der durch die Landwirtschaft gepflegten Kulturlandschaft Tirols. Anerkennung können die Bauern im Gegenzug durch die Abnahme der regional erzeugten Lebensmittel durch Gastronomie und Hotellerie erfahren. Von diesem kulinarischen Erlebnis profitiert auch der Gast“, meint Elmar Monz. Aber auch politisch könnte der Tourismus seine Wertschätzung zeigen und etwa beim Thema Großraubtiere die bäuerliche Position unterstützen. „Im Endeffekt ist der Almabtrieb ein Fest für alle“, so Monz. Dass das Brauchtum auch einen wirtschaftlichen Nebeneffekt hat, sei positiv zu werten, solange der Almabtrieb authentisch bleibt.

Tierwohl beim Almabtrieb nicht in Gefahr

Auch auf die Kritik, dass der Kopfschmuck und die Glocken die Kühe quälen würden, antwortet der Almwirtschaftsobmann: „Das Tierwohl wird nicht gefährdet. Die Kühe tragen den Schmuck nur sehr kurze Zeit, zudem sind die Halterungen des Kopfschmuckes für die Tiere nicht unbequem und die Glocken sind sie schon vom Almsommer gewohnt.“

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  • Almabtrieb Pertisau, Karwendel, Tirol: kacege – stock.adobe.com
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AUTORRed. HP
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