BauernZeitung: 3.500 Bäuerinnen und Bauern haben am Aschermittwoch mit mehr als 1.500 Traktoren gegen die unfaire Preispolitik von SPAR demonstriert. Zufrieden?
Totschnig: Unser Protest war ein starkes Zeichen der Solidarität über alle Regionen Österreichs hinweg. Das mediale Echo hat gezeigt, dass der Bauernbund eine fixe Größe im öffentlichen Diskurs ist. Unser Handeln war angesichts der aufgestauten Emotionen vieler Landwirte an der Zeit, um deren Sorgen und zunehmende Nöte öffentlich auszusprechen.
Aber wie geht es nun weiter?
Wir stehen am Beginn eines aktiven Dialoges mit den vier Handelsriesen und werden unsere Forderungsliste in persönlichen Gesprächen auch an Rewe, Hofer und Lidl übergeben. Sie alle sind aufgefordert, mit der chronischen „Aktionitis“ bei Lebensmitteln aufzuhören, weil diese auf Kosten der Bauern geht. Es gibt keinen Rabatt auf Umwelt-, Klima- und Tierschutz. Es braucht einen „Österreich-Bonus“ auf hierzulande erzeugte Lebensmittel. Und es darf nur Österreich draufstehen, wo Österreich drinnen ist. Alles andere ist Konsumententäuschung. Also Schluss mit rotweißroten Fähnchen auf Lebensmitteln aus dem Ausland.
Was können die Bauern jetzt tun?
Zum Beispiel Produkte mit solchen Fähnchen, wie zuletzt auf frischem Vogerlsalat aus Italien und Frankreich wiederum bei SPAR gefunden, aufspüren, fotografieren und mit Angabe von Ort und Datum an uns senden (bauernbund@bauernbund.at, Anm.). Wir und die LK Österreich leiten das an den Schutzverband gegen unlauteren Wettbewerb weiter.
Gab es denn nun eine Preiserhöhung bei Milch?
Ich halte fest: Der Bauernbund hat nie Verhandlungen über Preise geführt und wird das auch in Zukunft nicht tun. Trotz vieler Gespräche und unseren Kundgebungen bleibt der Dialog mit den Organisationen und Personen des Handels das wichtigste Instrument. Erst unlängst haben wir uns mit Vertretern der Sparte Handel in der WK Österreich ausgetauscht. Weitere Gespräche werden stattfinden, um unsere drei Hauptforderungen durchzusetzen. Es geht uns nicht um die Präsentation von Preisabschlüssen. Das ist nicht unser Job. Aber der Elan der Proteste macht mir Mut und gibt uns Rückenwind. Die zuständigen Handelsmanager wissen nun, dass wir jederzeit im Stande sind, auch kurzfristig unseren Unmut medienwirksam zu äußern. Und bessere Abschlüsse für die Molkereien sind mit den Bäuerinnen und Bauern zu teilen.
Interview: Bernhard Weber