„K&K“, die Polit-Entertainer

Kommentar von Prof. Hubert Wachter,
Publizist.

Erinnern Sie sich noch? An damals, 2017, als in Wels der damalige SPÖ-Star Christian Kern bühnenreif, tänzelnden Schrittes, seine kurze Kanzlerschaft im Stil eines US-Entertainers einleitete. Oder an ein paar Monate später, 2018, als Joy Pamela Rendi-Wagner auf der Parteitagsbühne mit irgendwie kindlich anmutenden Luftsprüngen dann die schon im Tiefflug befindlichen Sozialdemokratie als nächste Vorsitzende übernahm. Letzten Samstag gab es eine Art dejavu: Als nämlich Werner Kogler, der Grün zur größten politischen Auferstehung seit Lazarus führte, mit Wortkaskaden und raumgreifender Bühnenshow die zuvor räsonierende und mäkelnde Parteibasis tatsächlich zur satten 93prozentigen Koalitions-Akzeptanz mit dem türkisen Bundeskanzler Sebastian Kurz hinriss. Das war kein moralisierendes Pfadfinder-Lager mehr in Grün! Nein, das lässt – abgesehen von den unübersehbaren Differenzen beider Parteien in vielen Sachfragen – allein in der täglichen Koalitionsarbeit spannende Zeiten erwarten. Einerseits, weil dem bislang starken und ausgefuchsten Sebastian Kurz mit Werner Kogler ein offenbar ebenso geschicktes Gegenüber als Machttechniker und Vizekanzler erwächst, mit dem er die Bühne wird teilen müssen. Und anderseits, weil es sich Bundeskanzler Kurz nach seinen bisherigen Regierungsabenteuern mit SPÖ und FPÖ kaum leisten kann, dass dieser sein dritter Koalitionsanlauf womöglich ebenso fatal endet.
Zunächst aber ist es schon nett, dass das K&K-Experiment der Alpenrepublik dieser Tage europaweit fast allerorten bewundert wird. Immerhin.

wachter.hubert@aon.at

- Werbung -
Vorheriger ArtikelVereinigung zweier Welten
Nächster ArtikelSteirischer geht’s nicht!