Um am Puls der Zeit zu bleiben, setzen sich unsere Bäuerinnen und Bauern mit den Fortschritten aus Forschung und Wissenschaft auseinander. Zahlreiche Innovationen wurden so auf Oberösterreichs Höfen geboren. Diese Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem führt dazu, dass unsere Familienbetriebe Bestand haben“, betonte Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger, die den Agrarinnovationstag ins Leben gerufen hat, um das Innovationsfeuer in der Bauernschaft noch stärker zu entfachen. Bei den Vorträgen hochkarätiger Referenten wurden vergangene Woche in der landwirtschaftlichen Fachschule Schlierbach Impulse für neue Betriebsideen gestiftet. Denn Innovationen können dazu beitragen effizienter und kostenschonender zu produzieren oder durch Diversifikation das betriebliche Risiko zu streuen. „Eine Innovation kann vieles sein und auch vieles bewirken. Indem die Bäuerinnen und Bauern sich einen offenen Geist und den Mut Neues auszuprobieren, erhalten, können sie besser und schneller auf die sich stetig ändernden Bedingungen in Gesellschaft und Wirtschaft reagieren“, ist Langer-Weninger überzeugt. Für den Leiter der Agrarabteilung Hubert Huber (siehe auch Kommentar Seite 10) ging es vor allem darum „bewusst über den Tellerrand weit über den agrarischen Kernbereich hinauszublicken.“
„Innovation hat viele Gesichter“
Für Universitätsprofessor Rainer Haas haben Innovationen viele Gesichter. Landläufig denke man dabei zuerst an Produktinnovationen, vergesse dabei aber, dass gerade in der Lebensmittelwertschöpfungskette Prozessinnovationen sehr erfolgreich die Wettbewerbsfähigkeit von landwirtschaftlichen Betrieben und Unternehmen verbessern können. „Die Mehrzahl der Innovationen stellen schrittweise, graduelle Verbesserungen bestehender Produkte oder Prozesse dar, wie zum Beispiel laktosefreie Milch oder die längere Haltbarkeit von Milch durch das Extended Shelf Life Verfahren“, so Haas. Radikale Innovationen seien dagegen seltener, hätten dafür jedoch die Kraft, bestehende Märkte zu verändern. Als Beispiel hierfür nannte er „Red Bull“ durch dessen Markteinführung die Kategorie der Energiedrinks erfunden wurde, die es bis dahin nicht gab.
Laut dem Universitätsprofessor stehen innovativen Betriebe vier strategische Optionen zur Verfügung. Einerseits die Strategie der Marktdurchdringung, die auf sinkende Fixkosten durch Größenwachstum setzt. Diese Strategie bedinge in den meisten Fällen aber einen hohen Fremdkapitalbedarf. Die zweite Strategie der Marktentwicklung erschließt neue Vertriebswege (z.B. Direktvermarktung oder Internetverkauf) um die Abhängigkeit von einem großen Abnehmer zu reduzieren. Hier stehen geringere Umsatzmengen höheren Deckungsbeiträgen gegenüber. Die dritte Strategie der Produkt- oder Prozessinnovation entwickelt neue Produkte oder Dienstleistungen bzw. setzt neue Technologien oder Verfahren ein, um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Hier werde meist auf neue Trends aufgebaut, die oft von Quereinsteigern vorangetrieben werden. Die vierte strategische Option diversifiziert und erschließt neue Märkte.
Haas verwies in seinem Vortag auf die Vorteile von Kooperationen: „Das macht dort Sinn, wo der Einzelne nicht mehr weiterkann. Eine Neidkultur wird die Landwirtschaft nicht voranbringen. Wenn man aber den ,Kuchen‘ teilt, dann kann er auch wachsen.“
„Pflanzliche Produkte boomen“
Karl Fischer verwies auf die Marktchancen im Bereich pflanzlicher Alternativen. „Der Fleischkonsum geht kontinuierlich zurück. Eine Trendwende ist angesichts der aktuellen Diskussionen über Tierwohl und Klimaschutz kaum zu erwarten“, so der Geschäftsführer von „Fischer Agrifood“. Dagegen steige auch hierzulande die Nachfrage nach pflanzlichen Alternativen. „Die Land- und Ernährungswirtschaft ist gut beraten, ihre Kräfte nicht nur in die Verteidigung bestehender Märkte zu investieren. Die Nachfrage steigt und sie wird vom Markt befriedigt werden. Es kann daher aktuell nur darum gehen, sich in diesem neuen Marktsegment verstärkt zu engagieren und mit Innovationen regionale Angebote aus Oberösterreich für diese Kundenwünsche zu entwickeln.“
„Die Zukunft ist digital“
RWA-Vorstandsdirektor Christoph Metzker berichtete über das „Agro Innovation Lab“. Es dient als zentrale Stelle, um Innovationen zum Thema Landwirtschaft und Landtechnik zu finden, nach Österreich zu bringen und zur Marktreife zu entwickeln. „Die Digitalisierung und Automatisierung hat die Agrarwirtschaft in allen Betriebszweigen erreicht und die Auswirkungen sind für jeden landwirtschaftlichen Betrieb spürbar. Wir wollen die heimische Landwirtschaft mit Innovationen und digitalen Lösungen zukunftsfit gestalten.“
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- Beim Agrarinnovationstag: Land OÖ