Beim „2. John Deere Sustainability Day“ zeigte der internationale Landtechnikkonzern in der Magdeburger Börde (D), was er unter Nachhaltigkeit versteht und wie präziser, effizienter Hightech-Ackerbau in Zukunft aussehen könnte. Ein Blick auf die Highlights.
“Nothing runs like a Deere” ist ein bekannter Slogan des US-Konzerns. Zukünftig könnte er auch heißen „Nothing is as sustainable as a Deere“, also „nichts ist so nachhaltig wie ein Deere“. Denn die Firma mit dem Hirsch als Markenzeichen macht große Fortschritte in diesem Bereich, die auch gekonnt demonstriert werden.
Nachhaltigkeit wird dabei sowohl in einem ökologischen als auch in einem ökonomischen Kontext betrachtet. Gerade in Zeiten mit explodierenden Kosten für Betriebsmittel kommt dabei dem effizienten Ressourceneinsatz große Bedeutung zu. Die Konzepte und Technologien reichen von der Aussaat bis zur Ernte. Precision Farming oder auch Farming 4.0 spielen dabei wichtige Rollen.
Mähdrescher nun auch Datenernter
So geht es bei der Ernte nicht nur mehr um die Feldfrüchte, sondern „man fährt auch die Daten nach Hause“, wie es ein Produktspezialist von John Deere ausdrückte. Möglich wird das u. a. durch sensorbasierte und genau mit dem Ort verknüpfte Daten. Als Sensor hierfür steht schon länger der Nahinfrarot Sensor HarvestLab 3000 zur Verfügung. Er ist nun auch auf Mähdreschern der S- und T-Serie einsetzbar. Neben der Feuchtigkeit kann nun kontinuierlich auch bei Weizen, Gerste und Raps der Proteingehalt bestimmt werden. Darüber hinaus lässt sich bei Gerste der Stärkegehalt und bei Raps der Ölgehalt erfassen. Das hilft einerseits bei der Vermarktung bzw. Bildung von Chargen mit gleichen Qualitäten, anderseits kann mit entsprechendem Fachwissen die Düngungs- und Anbauplanung optimiert werden.
Exakte Linien
Die enorm gestiegenen Kunstdüngerpreise machen die effiziente Gülleausbringung wirtschaftlich noch interessanter. John Deere zeigte in Deutschland die Stripp-Till-Applikation zu Mais. Das Prinzip dahinter: Direkt vor der Aussaat wird die Gülle in Bändern ca. 10 bis 12 cm tief in den Boden eingebracht. Anschließend erfolgt die Maisaussaat mit einer Einzelkornsämaschine, die die Körner rund 7 cm oberhalb der Güllebänder ablegt. Eine Voraussetzung hierfür sind exakte Positionsdaten, etwa durch das AutoPath-System von John Deere. Es zeichnet bei der Gülleausbringung die tatsächliche Position der Güllebänder auf und speichert sie im Operations Center. Bei der nachfolgenden Aussaat werden die GPS-Daten für die Steuerung der Drillmaschine genutzt. Auch bei unregelmäßigen Schlägen und Kurvenfahrten sollen die Saatkörner somit immer exakt über dem Gülleband abgelegt werden können.
Selbstverständlich sind die Positionsdaten auch für spätere Arbeiten im Laufe des Jahres nutzbar. Gezeigt wurde auf dem Sustainability Day eine Hackmaschine. Die GPS-Steuerung ist so präzise, dass sie laut John Deere mit bis zu 16 km/h gefahren werden kann.
Spot-Spraying
Durch exaktes GPS-gesteuertes Anschlussfahren (AutoTrac), intelligente Teilbreitenabschaltungen (SectionControl) und die Einzeldüsen- Steuerung (ExactApply) lässt sich beim Pflanzenschutz mehr Präzision erreichen. Anhand von Drohnenüberflügen etwa lassen sich Unkrautnester lokalisieren. Bei der darauffolgenden Überfahrt mit der Feldspritze können dann mithilfe von digitalen Applikationskarten die Herbizide bedarfsgerecht ausgebracht werden.
Elektrifizierung & alternative Kraftstoffe
Auf dem Sustainability Day präsentierte John Deere erstmalig den Großtraktor 8R 410 eAutoPowr mit einem Joskin-Güllefass und Grubber. eAutoPowr ist laut Firmenangaben das erste stufenlose Getriebe mit elektro-mechanischer Leistungsverzweigung. Vorteile sollen der extrem geringe Verschleiß und die außerordentlich lange Haltbarkeit sein. Außerdem ist der Elektro-Antrieb so dimensioniert, dass er nicht nur den Fahrantrieb des Traktors versorgt, sondern zusätzlich bis zu 100 kW elektrische Leistung für externe Verbraucher bereitstellen kann. In diesem Fall für zwei Triebachsen des Fasses. Durch ihren Antrieb verringert sich der Schlupf der Traktorreifen deutlich.
Insbesondere bei Zugmaschinen mit über 100 PS wird man noch einige Zeit Verbrennungsmotoren brauchen. Der Multi-Fuel-Traktor erlaubt hier den Einsatz nachhaltiger Biokraftstoffe, wie Pflanzenölkraftstoff oder Biodiesel, und von konventionellem Diesel, auch in Mischungen. Damit dieses Konzept in Europa vermarktet werden kann, müssen allerdings, abgesehen von steuerlichen bzw. Kostenproblemen erst Anpassungen am Zertifizierungsverfahren vorgenommen werden.
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