Landtechnik aus der HTL Ried

Die Maturanten der HTL Ried haben in ihren Diplomarbeiten wieder versucht, agrartechnische Prozesse neu zu denken. Die BauernZeitung präsentiert die besten Arbeiten.

Fabian Aigner und Florian Duftschmid mit ihrem modularen Frontpacker beim Praxistest (linkes Foto). Daniel Schardax und Daniel Holzapfel am Syn-Trac gemeinsam mit dem Leiter des Agrar- und Umwelttechnik-Zweiges Martin Anzengruber (rechtes Foto)

Agrartechnik ist vielseitig, herausfordernd und cool: Das bestätigten auch in diesem Schuljahr wieder zahlreiche anwendungs- und praxisorientierte Diplomarbeiten“, erklärt Martin Anzengruber, Leiter des Ausbildungsschwerpunktes Agrar- & Umwelttechnik an der HTL Ried. Er meint weiter: „Neben dem durchwegs hohen fachlichen Niveau beeindruckt die große thematische Bandbreite der Aufgaben, mit denen sich die Maturanten in ihren vorwissenschaftlichen Arbeiten im Bereich der Landtechnik auseinandergesetzt haben.“ Planung und Realisierung der Diplomarbeiten erfolgten wie in den Jahren zuvor in Zusammenarbeit mit renommierten Landtechnik-Unternehmen.

Modularer Frontpacker

Fabian Aigner und Florian Duftschmid haben es sich zur Aufgabe gemacht, einen modularen Frontpacker mit drei Metern Arbeitsbreite zu konstruieren und zu fertigen. Dieser hat sowohl mechanische als auch hydraulische Verstellungsmöglichkeiten und besitzt eine massive und funktionstüchtige Lenkung. Die Wellenlagerung ist auf Lebensdauer geschmiert, somit muss die Lagerung nicht mehr geschmiert werden. Das Parallelogramm sorgt für eine gute Höhenverstellung und Kraftübertragung auf den Rahmen. Zudem gibt es verschiedene Walzentypen und Vorwerkzeuge, welche je nach den Bodenbeschaffenheiten ausgewählt werden können.
Erste Praxistests haben bereits gezeigt, dass der modulare Frontpacker einwandfrei funktioniert.

Autonomer Fütterungsroboter

Einen autonom fahrenden Fütterungsroboter haben Johannes Kaser und Hannes Priewasser geplant und entwickelt. Als Vorlage diente ein jahrelanges selbstentwickeltes Konzept, bei dem nach einer vorgegebenen Zeit und vorgegebener Rezeptur der Rinderherde das Futter am Futtertisch vorgelegt wird. Der Roboter fährt zu einer Entnahmestelle, wo er über eine Futterküche oder mittels Frontlader befüllt wird. Über eine Mischeinheit im Futterbehälter werden nach Belieben verschiedene Futtersorten durchgemischt. Auch können ganze Silage-Rundballen mit einem Durchmesser bis 1,55 Meter aufgelöst und vermischt werden. Das Futter wird über ein Austragungsförderband auf dem Futtertisch ausgetragen. Zudem können Heu, Silage, Stroh und sonstige Rohfasern als auch Kraftfutter zerkleinert und aufbereitet werden.

Quelle: Fotos: HTL Ried, Landwirt/Weninger
Miniatur-Fütterungsroboter aus 3D-Drucker

Rezepturen, einige Prozessparameter und wirtschaftliche Statistiken können verwaltet werden. Bei der Entwicklung wurde großer Wert auf eine logische, bedienerfreundliche Steuerung gelegt. Durch den kompakten Aufbau der Maschine (3x2x2,36 Meter) und einem Ladevolumen von fünf Kubikmetern kann der Fütterungsroboter auch ganz einfach in bestehende Stallgebäuden integriert werden. Der Roboter ist zudem sehr auf Sicherheit bedacht und dafür rundherum mit vielen Sensoren ausgerüstet, um Kollisionen mit Menschen, Tieren, Gebäuden und anderen Gegenständen zu vermeiden. Die Fahrgeschwindigkeit befindet sich unter Schrittgeschwindigkeit.
Bislang wurde ein Miniaturmodell entwickelt und gefertigt welches aus einem 3D-Druck besteht und der Funktionalität des originalen Fütterungsroboters sehr nahekommt – dieser soll in naher Zukunft gebaut werden.

Innovation in der Güllebranche

Die aktuelle Situation in der Güllebranche verlangt nach Technik, die schlagkräftig und nachhaltig ist. Neue Düngeverordnungen, gesellschaftlicher Druck sowie Effizienz im Nährstoff- und Ertragsmanagement sind Punkte, die für eine ständige Entwicklung und Innovationen in diesem Bereich sorgen. Die beiden HTL-Absolventen Daniel Schardax und Daniel Holzapfel haben mit ihrer Diplomarbeit einen Teil eines Konzeptfahrzeuges realisiert, welches sich genau diesen Themen widmet.
Der Systemtraktor Syn Trac kann durch das modulare Docking-System zu einem vollständigen Gülleselbstfah­rer gemacht werden, der gleichzeitig als Zugmaschine für sämtliche andere Anbaugeräte und Anhänger aus der Pro­duktpalette dient. Somit sei dieses Fahrzeug wirtschaftlicher als konventionelle Selbstfahrer, welche ausschließlich einem Verwendungszweck dienen. Der innovative Gülleselbstfah­rer besteht dabei aus einem am Heck an­baubaren Tank und einer an der Front ankoppelbaren Pump- und Ansaugvorrrichtung mit klappbaren Saug­arm. Durch ein klappbares System mit Hydraulikzylinder und hydraulischer Drehflansche kann mit dem Saugarm Gülle sowohl aus stationären Güllelagern als auch aus Zubringerfässer ent­nommen werden. Ein weiterer Vorteil, der sich durch die Klappbewegung ergibt, ist die Freisicht. In zusammenge­klapptem Zustand verschwindet der Saug­arm im Gegensatz zu den meisten konventionellen selbstfahrenden Arbeitsmaschinen in der Gülletechnik fast zur Gänze aus der Sicht des Fahrers. Eine leistungsstarke Pumpe und ein Turbofüller sorgen für schnelle Be­füllzeiten und hohe Schlagkraft beim Ausbringen der Gülle.

- Bildquellen -

  • Miniaturprojekt: Fotos: HTL Ried, Landwirt/Weninger
  • Maturanten der HTL Ried: Fotos: HTL Ried, Landwirt/Weninger
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AUTORThomas Mursch-Edlmayr
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