Ob man das Wasser aus der Leitung trinken kann, ist eine Frage, die man sich hierzulande nicht stellen muss. Nur wenige wissen aber, dass der Komfort, das „kühle Nass“ täglich frisch nach Hause geliefert zu bekommen, erst ein Jahrhundert alt ist. Was dahinter steckt ist eine riesige Infrastruktur sowie Überwachung, um den Erhalt der Spitzenqualität des „Lebensmittels Wasser“ sicherzustellen. Regelmäßige Untersuchungen und auch die Boden- und Gewässerschutzmaßnahmen in der Landwirtschaft tragen dazu bei, dass diese Lebensqualität als selbstverständlich gilt.
Hand in Hand mit der Umwelt
„Durch Maßnahmen wie etwa der bodennahen Gülleausbringung, eine Technologie, die im Übrigen eine teure Investition bedeutet, leisten die Bäuerinnen und Bauern in der Region einen wesentlichen Beitrag für den Grundwasserschutz“, so Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger. So werden 42 Prozent der gesamten österreichischen Güllemenge im veredelungsstärksten Land Oberösterreich bodennah ausgebracht. Darüber hinaus werde das Agrarumweltprogramm (ÖPUL) weiter ausgebaut und auch die neue gemeinsame Agrarpolitik (GAP) enthalte viele Gewässerschutz-Maßnahmen. Das Angebot der „Boden.Wasser.Schutz.Beratung“ (BWSB) werde innerhalb der Bauernschaft weiters sehr gut angenommen. Für Betriebe seien diese äußerst hilfreich, um ÖPUL-Maßnahmen entsprechend umzusetzen. So besteht einmal pro Woche die Möglichkeit ein Beratungsgespräch in der jeweiligen Bezirksbauernkammer in Anspruch zu nehmen. Dabei könne intensiv über einzelbetriebliche Fragen diskutiert werden. Die BWSB ist hierzulande in der Landwirtschaftskammer angesiedelt, was von einer guten Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Wasserschutz zeuge: „In vielen anderen Ländern ist diese Achse nicht gegeben“, hält Franz Überwimmer, Leiter der wasserwirtschaftlichen Planung beim Land OÖ, fest.
Wenn Boden den Acker verlässt
„Wasser hat für die Landwirtschaft eine ganz besondere Bedeutung“, so Kammer-Präsident Franz Waldenberger. Denn sowohl leistungsfähige Böden als auch sauberes Wasser sind für die landwirtschaftliche Produktion unabdingbar. Circa ein Drittel der heimischen Fließgewässer sind aktuell jedoch mit Nährstoffen wie Phosphor und feinen Sedimenten belastet. Ursache dafür ist die Erosion, die allem voran durch den Klimwandel vorangetrieben wird und fruchtbare Böden verschwinden lässt. „Wertvolle Erden zur Produktion von Nahrungs- und Futtermittel sind für immer verloren“, erklärt Überwimmer. So seien ab 2023 auch erosionsmindernde Bewirtschaftungsmethoden sowie Pufferstreifen in der GAP vorgesehen.
Im Vergleich niedrige Nitrat-Werte
Bei den Nitratwerten im Zentralraum Oberösterreichs stellt man hingegen eine positive Entwicklung fest: „Insgesamt hat sich in den Gebieten der Welser Heide, des Machlandes, des Eferdinger Beckens und des unteren Ennstales die Nitrat-Situation stabilisiert. Intensive Beratungs- und Informationsarbeit macht sich bezahlt“, hebt Waldenberger hervor. Lediglich die Traun-Enns-Platte erfordere eine gesonderte Betrachtung: „Die Nitratwerte in den Grundwasserkörpern sind hier am höchsten. Und dennoch ist der gesetzliche Höchstwert von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) nicht überschritten. Wir sind darunter“, so Überwimmer, der Mitglied des Nitratausschusses in Brüssel ist. Viele andere Länder seien hingegen bei weitem darüber und stolz wenn sie den Wert von 90 mg/l nicht überschreiten. Dies zeigt, dass man hierzulande auf einem gutem Weg ist. Als Vorzeigebeispiel ist das Projekt „Vertragswasserschutz Zirking“ im Bezirk Perg zu nennen. Dieses verfolgt das Ziel des freiwilligen Gewässerschutzes. 33 Bewirtschafter setzen hier gezielte Maßnahmen, um den Nitrat- und Pflanzenschutzmitteleintrag ins Grundwasser zu reduzieren.
„Mich freut es, wenn Dünger Pflanzen gut wachsen lässt. Denn im Wasser passiert dasselbe. Auch dort lässt Dünger alles wachsen, nur dass wir das dort nicht brauchen“, so Überwimmer. So heiße ein guter Ertrag, dass der Dünger an der richtigen Stelle ankommt – nicht im Wasser, sondern in der Pflanze.
Fehlende Seriösität von Tests
Keineswegs repräsentativ seien weiters die von der Arbeiterkammer veröffentlichten Ergebnisse von Trinkwasserproben verschiedener Hausbrunnen: „Diese wurden mit Schnellmessverfahren durchgeführt“, so Waldenberger. Den daraus abgeleiteten Schlussfolgerungen – „Die Belastung des Grundwassers mit Nitrat stammt aus der Überdüngung durch die Landwirtschaft“ – müsse widersprochen werden. Für Experte Überwimmer ist klar, dass die zu hohen Nitrat-Werte in Hausbrunnen häufig auf falsche Verdeckelungen zurückzuführen sind. So komme es zu Verunreinigungen. „Das Problem liege hier also klar bei Hausbrunnenbesitzern und nicht bei den Landwirten“, so Waldenberger.
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- Trinkende Kuh: Foto: adobestock.com - sixtus