Kommentar von Conrad Seidl,
Redakteur “Der Standard”
Verteidigungsminister haben einen undankbaren Job: So lange die Lage friedlich erscheint, wird jeder von den jeweiligen Amtsinhabern ins Militär investierte Cent für rausgeschmissenes Geld gehalten – kaum wird es aber brenzlig, müssen die Verteidigungsminister den Kopf dafür hinhalten, dass sie versäumt haben, rechtzeitig ins Militär zu investieren. „Sie schreien nach uns um Hilfe,
wenn ihnen das Wasser in das Maul rinnt, und wünschen uns vom Hals, kaum als einen Augenblick dasselbige verschwunden“, wusste schon Prinz Eugen.
Angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine wird heftig diskutiert,
wie es so weit kommen konnte, dass uns in Österreich „das Wasser
ins Maul rinnt“ und vom Eurofighter abwärts alle Waffensysteme des
Bundesheers systematisch vernachlässigt worden sind. Fachleute haben es seit Jahren gewusst, haben gewarnt – aber abgesehen von den Verteidigungsministern waren der Politik und der breiten Öffentlichkeit alle anderen Politikfelder wichtiger.
Verteidigungsministerin Klaudia Tanner zeigt sich nun entschlossen, die Defizite nicht nur zu benennen, sondern auch zu beseitigen. Und bekommt dafür breite Zustimmung, die wohl nicht ewig anhalten wird, wie man von Prinz Eugen lernen kann.
Daher gilt es jetzt, die letzten Blauäugigen zu überzeugen, die immer noch glauben, dem neutralen Österreich könne ohnehin nichts passieren.
Nein, gerade jetzt zeigt sich, dass Sicherheit auch die entsprechenden Mittel benötigt. Das Geld dafür gehört jetzt locker gemacht.