Vor genau einem Jahr, mit 1. Februar 2021, hat die Bundesregierung den
Österreichischen Waldfonds ins Leben gerufen. Ab diesem Tag konnten
Waldbesitzer und Forstbetriebe angebotene Fördermaßnahmen beantragen. Dieser Tage wurde im Landwirtschaftsministerium eine erste Bilanz gezogen.

Zur Unterstützung der Forstwirtschaft hatte die türkis-grüne Regierung bei ihrem Antritt im Jänner 2020 die Einrichtung des Österreichischen Waldfonds in Höhe von 350 Millionen Euro beschlossen. Dieser Fonds ist ein Rettungs- und Zukunftspaket für unsere Wälder“, erklärte Forstministerin Elisabeth Köstinger damals. Dessen Ziele: Die Unterstützung und damit mehr Geld für die Aufforstung und Entwicklung klimafitter Wälder, die Förderung der Biodiversität im Wald und eine verstärkte Verwendung von Holz als nachwachsender Rohstoff fürs Bauen oder als Energieträger und damit ein Beitrag zum Klimaschutz. Aus dem Waldfonds erhalten Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer etwa eine Entschädigung für den durch Borkenkäfer verursachten Wertverlust. Um die weitere Ausbreitung des gefürchteten Schädlings zu verhindern, werden Wiederaufforstungen, Pflegemaßnahmen, die Errichtung von Nass- und Trockenlagern für Schadholz sowie die mechanische Entrindung als Forstschutzmaßnahme gefördert.

Bis Ende 2021 sind zu den in Summe zehn Maßnahmenbündel, rund 14.000 Anträge eingelangt. Rund 87 Millionen Euro der zweckgebundenen Gelder wurden bereits vergeben. „Die Maßnahmen, die sich direkt an die Waldbesitzer und Forstbetriebe richten, sind sehr gut gestartet. Vor allem im Bereich der Wiederaufforstung und Pflegemaßnahmen nach Schadereignissen, der Entwicklung klimafitter Wälder und der Abgeltung durch Borkenkäferschäden verursachtem Wertverlust wurden gut angenommen“, verlautete dieser Tage aus dem Büro von Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger. Auch für 2022 stünden genügend weitere Mittel zur Verfügung. Köstinges Appell an die Waldbauern: „Bitte nehmen Sie die Unterstützungen des Waldfonds an. Jeder Euro, den wir jetzt in unsere Wälder investieren, ist eine Investition in die Zukunft und unsere nächsten Generationen.“

Maßnahme 1

Wie etwa in die Wiederaufforstung und Pflegemaßnahmen nach Schadereignissen (Maßnahme 1). Diese werden auf unterschiedliche Weise gefördert: Im Rahmen der Ländlichen Entwicklung oder auch im Rahmen von Flächenwirtschaftlichen Projekten, so das BMLRT. Vor allem in Borkenkäfer-Schadgebieten seien bis Jahresende 2021 rund 2.500 Anträge eingegangen. Eine Antragstellung auf finanzielle Unterstützung ist jederzeit möglich. Wie etwa im Fall jener Waldbäuerin aus Niederösterreich mit einer Waldfläche, welche im Waldentwicklungsplan aufgrund ihrer Schutzfunktion mit der Wertziffer 2, also mittlere Schutzfunktion, bewertet wird. Extremer Borkenkäferbefall der Fichten hat diesen Wald völlig zerstört.

„Der Waldfonds ist ein effizientes Instrument, um unsere Wälder zukunftsfit zu machen“

Quelle: BMLRT
Forstministerin Köstinger ruft die Waldbauern dazu auf, die Gelder aus dem Waldfonds zu nutzen.

Mit Unterstützung des Bezirksförsters wurde ein Online-Förderantrag auf Wiederaufforstung gestellt und auf der zwei Hektar großen Wiederbewaldungsfläche wurden je 1.000 Fichten, Tannen, Ahorn, Rotbuchen und Douglasien gepflanzt. Nach Prüfung etwa der Rechnung für das Pflanzmaterial wurde der Antrag gemäß Abgeltung von Standardkosten bewilligt und gemäß des entsprechenden Förderungssatzes 11.440 Euro durch die AMA ausbezahlt.

Maßnahme 2

Geld gibt es auch für die Regulierung der Baumartenzusammensetzung (Maßnahme 2). Ziele sind hier künftig klimafitte Wälder durch Schaffung stabiler Mischbestände unter bestmöglicher Beachtung der natürlichen Waldgesellschaft, also mehr Biodiversität, sowie die Erhaltung und Verbesserung der genetischen Ressourcen des Waldes. „Die Nachfrage zu dieser Maßnahme ist sehr hoch“, so die Forstexperten des BMLRT, „bis Ende 2021 sind dazu rund 6.400 Anträge eingegangen.“ Auch hier gilt: die Antragstellung ist jederzeit möglich. So wollte ein bäuerlicher Waldbesitzer eine 0,25 Hektar große Waldverjüngungsfläche mit einem Zaun gegen Rehwildverbiss schützen. Laut Waldentwicklungsplan ist für diese Fläche in eher flachem Gelände zwar nur eine geringe Wertigkeit der Schutzfunktion ausgewiesen, nach Beratung mit dem zuständigen Förster, auch in diesem Fall ein Online-Antrag betreffend Förderung eines flächigen Zaunschutzes gestellt. Letztlich wurde eine rehwildsichere Zaunausführung über eine Gesamtlänge von 200 Laufmeter genehmigt und dafür 720 Euro Zuschuss gewährt.

Quelle: Mikeosphoto - stock.adobe.com
Abgegolten wird der Wertverlust, wenn Bäume von Schädlingen massiv befallen wurden.
Maßnahme 3

Abgegolten wird vom Waldfonds auch der Wertverlust, verursacht durch Borkenkäfer in festgelegten Schadgebieten (Maßnahme 3). Mit 2. Oktober vergangenen Jahres wurde durch die Hinzunahme der Referenzflächen des Schadjahres 2020 in weiteren Katastralgemeinden der Schwellwert von
3 Prozent überschritten. Eine aktuelle Liste dazu findet man auf der Homepage des Ministeriums. Gewährt werden Entschädigungen für den Zeitraum von 2018 bis 2020. Ein Förderantrag dazu kann bis 1. Juli 2022 eingereicht werden. Bis Ende 2021 sind laut Ministerbüro rund 4.200 Anträge eingegangen. Im Mühlviertel erhielt ein Landwirt nach einem „Kahlschlag nach Kahlfraß“ durch den Buchdrucker auf zwei Hektar Waldfläche 7.000 Euro an Entschädigung zugesprochen.

Maßnahme 4

Um nach einem Fall wie diesem die rasche Abfuhr von Schadholz aus dem Wald zu gewährleisten und die Qualität des geernteten Holzes in dazu nötigen Zwischenlagern zu sichern, unterstützt der Waldfonds auch die Errichtung von Nass- und Trockenlagern für Schadholz (Maßnahme 4), abhängig von der jeweiligen Schadenssituationen und der anfallenden Holzmengen. So erhielt ein Waldbauer gegen entsprechenden Nachweis anhand entsprechender Pauschalen eine Förderung in Höhe von 1.020 Euro für 150 fm Holz im Zwischenlager.

Quelle: Robert Kneschke - stock.adobe.com
Bisher wurden 2.500 Anträge auf finanzielle Unterstützung durch Wiederaufforstung nach Schäden durch Borkenkäfer eingebracht.
Maßnahme 5:

Geld gibt es vom Waldfonds auch für die mechanische Entrindung und andere vorbeugende Forstschutzmaßnahmen gegen rindenbrütende Insekten. Darunter fällt das Legen von Fangbäumen. Die Antragstellung ist jederzeit möglich. Für je zehn Fangbäume pro Hektar auf seiner fünf Hektar großen Waldfläche wurden einem jungen Forstbesitzer nach Bewilligung 1.200 Euro Fördergeld durch die AMA ausbezahlt. Die Antragsstellung für Unterstützung aus dem Waldfonds geht übrigens ganz einfach in wenigen Schritten online. Alle Infos zu den einzelnen Maßnahmen sowie zur Antragstellung sind auf einer eigenen Homepage zu finden.

www.waldfonds.at


Stimmen dazu:

„Der Waldfonds ist punktgenau konzipiert worden, um dort zu helfen, wo es nötig ist: Unterstützung bei Wiederaufforstung, Waldpflege, Waldbrandprävention, Forstschutz oder auch zur Errichtung von Nass- und Trockenlagern. Das Paket ist im ersten Jahr gut angelaufen. Es hat bereits umfassend Wirkung gezeigt und damit einen wichtigen Beitrag zur Anpassung der Wälder an den Klimawandel sowie zur Beibehaltung der vielfältigen Waldleistungen geleistet“, Verbandspräsident der Land&Forstbetriebe Felix Montecuccoli.

„Für die Österreichischen Bundesforste eröffnet der Waldfonds zusätzliche Möglichkeiten im Bereich der Forschung. Wir beteiligen uns bereits an einigen Projekten zu Forschungsthemen wie Wald im Klimawandel, Schutzwaldmanagement oder Baumgenetik und -herkunft, die für unsere forstliche Bewirtschaftung von höchster Relevanz sind“, so die Österreichischen Bundesforste. 

„Die Maßnahmen für die Erstdurchforstung und Stammzahlreduktion sind für Waldbewirtschafter interessant. Die grüne Masse bleibt dabei im Wald und das Industrieholz kann aufgrund des gestiegenen Preises momentan gut verkauft werden. Auch die Maßnahme zur Aufforstung mit Tannen- und Laubholzmischungen wird in unserer Region gut angenommen”, so Johannes Kiefer Sen., Waldbewirtschafter aus der Steiermark. 

- Bildquellen -

  • Forstministerin Köstinger: BMLRT
  • Holzschädlinge: Mikeosphoto - stock.adobe.com
  • Waldarbeiter: Robert Kneschke - stock.adobe.com
  • Mischwald: Knippser - stock.adobe.com
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AUTORMartina Rieberer
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