Die Preise für Fleisch oder für tierische Produkte sind generell viel zu niedrig, um die Arbeit der Bauern fair zu entlohnen und zudem eine artgerechte Tierhaltung zu gewährleisten. Es gibt aber längst neue Vermarktungsformen, um gegenzusteuern.
Dass Fleisch um ein Drittel teurer sein müsste, stellte Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger vor einigen Wochen treffend fest. Das vermeintlich billige Dumpingfleisch kommt nämlich in Wahrheit alle Beteiligten teuer zu stehen: der Landwirtschaft, der Umwelt, den Tieren und letzten Endes auch allen Konsumentinnen und Konsumenten. Immer mehr Menschen sind sich dieses Umstands bewusst und wollen mit ihrem Kaufverhalten einen Unterschied machen. Es bleibt aber nach wie vor sehr schwierig, wirkliche Transparenz über Herkunft, Haltung und Herstellung der Produkte zu erhalten. Für Bäuerinnen und Bauern, die auf eine angemessene Entlohnung für ihre Erzeugnisse auch unter Einhaltung aller Tierwohl-Auflagen und Aspekte pochen, gestaltet sich die aktuelle Situation ebenfalls besonders schwierig.
Direkthandel auch mit Leasing
Hier kommt der Direktverkauf ab Hof oder über Bauernmärkte ins Spiel, eine bewährte Strategie, seine Preise ohne Abgaben an Zwischenhändler angemessen festzusetzen. Einen Schritt weiter geht dabei Familie Stromberger aus dem Lavanttal. Sie bietet auf ihrem Bergbauernhof Hühner, Gänse, Kühe und Fische zum Leasen an. Die Philosophie dahinter ist, nicht nur regionale Produkte aus artgerechter Haltung anzubieten, sondern auch bewusst ein Zeichen gegen die anderswo zunehmende Massentierhaltung zu setzen. Denn die Tiere am Hof der Strombergers bekommen hochwertiges Futter und haben das ganze Jahr über Auslauf. Das Leasing einer Henne kostet 198 Euro im Jahr, dafür werden 20 Eier im Monat wenn nicht direkt abgeholt, auch geliefert, und das bis nach Wien, „sie kommen auch in der Bundeshauptstadt garantiert frisch an“, so das Versprechen laut Leasing-Vertrag. Dieser enthält auch weitere liebevolle Details. Kunden können etwa dem geleasten Huhn einen Namen geben, diesem jederzeit einen Besuch abstatten, und zu Ostern gibt es bunt gefärbte Eier von der eigenen Henne. Regionale Tierprodukte zu beziehen, bekommt damit auch einen emotionalen Wert für die Konsumentinnen und Konsumenten, fast so, als würden sie das Tier selbst versorgen. Damit steigt auch die Wertschätzung der Lebensmittel.
Sein eigenes Tier live beobachten
Bei den Strombergers gibt es sogar die Möglichkeit, die Hühner via Webcam zwischen 6 und 17 Uhr live zu beobachten. Diese Idee hatte auch die neue Internetplattform „Mein Schwein“. Hier können Konsumenten ihr eigenes Schwein erwerben, dessen Fütterung beeinflussen, es über Webcam beobachten und sich freuen, wenn das Tier „im Wohlfühlstall mit extra viel Platz“ heranwächst.
Sicherer Frische-Versand
Wie die Eier vom Stromberger-Hof können auch Fleischwaren oder Milchprodukte problemlos frisch in ganz Österreich ohne Qualitätsverlust verschickt werden. Die Post bietet längst eine Lebensmittelzustellung nach dem Next Day Prinzip, die gewährleistet, dass bestellte Produkte die Kunden innerhalb Österreichs am nächsten Tag frisch erreichen. Diese Lebensmittelboxen der Post sind auch mit entsprechenden Kühlakkus ausgestattet, um die Haltbarkeit der Produkte zu sichern. Immer mehr Bauern scheinen jedenfalls von dem Vermarktungskonzept Mieten statt Kaufen zu profitieren. Der direkte Absatz bei den Endkunden zu etwas höheren Preisen bringt unterm Strich höhere Erträge, und auch die Bewirtschaftung gestaltet sich effizienter. Produkte aus artgerechter Tierhaltung werden immer gefragter, denn, so sind viele Kunden überzeugt: „Man kann den Unterschied auch schmecken.“
- Bildquellen -
- Patricia Stromberger: Stromberger/Privat
- Schweinehaltung: Agrarfoto.com