Kommentar von Bernhard Weber,
Chefredakteur.
Österreichs Lebensmitteleinzelhändler haben 2020 ein Rekordumsatzplus und hohe Gewinne eingefahren. Angesprochen auf die auch aus diesem Grund nachvollziehbare Forderung von Vertretern der Landwirtschaft nach Preiserhöhungen, meinte der neue Spar-Chef Fritz Poppmeier dieser Tage gegenüber der Presse: „Man kann nicht die Konsumenten die strukturellen Versäumnisse in der Landwirtschaft zahlen lassen.“ Der Manager folgte zu Jahresbeginn auf Gerhard Drexel und hat als Mitglied einer der drei Gründerfamilien des Handelskonzerns auf Uralt-Diktionen aus dem nicht ausgemusterten Drexel-Fundus der Spar-Zentrale zurückgegriffen. Welche „Versäumnisse“ er beklagt, blieb jedoch offen.
Vielleicht hätte Poppmeier ja gerne billigst erzeugte Agrarprodukte aus Kolchosen mit Megaställen, die Milch abgefüllt oder weiterverarbeitet in einer großen bundesweiten Zentralmolkerei, die Tiere geschlachtet und zerlegt in einer XXL-Fleischfabrik. Der Mann steht schließlich wie er sagt „im stetigen Preiskampf mit dem günstigeren deutschen Markt“.
Wo würde sich dann aber Spar-Testimonial Miriam W. mit der kleinen Sanna treffen, um „Natur pur“ zu schlemmen? In der LPG-Kantine? Und würden Ackerbau-Kombinatsleiter oder Melker für die Bewerbung der rotweißroten Spar-Eigenmarken herangezogen? Fragen über Fragen an jemanden, der offenbar gerne mit planwirtschaftlichen Unterstellungen hantiert, selbst wenn es nur um den triftigen Wunsch der Bauern nach Preiserhöhungen geht. Man könnte auf obige Argumente gerne mit „Spar dir das“ kontern. Und die Konsumenten aufmuntern: Auch andere Ketten haben schöne Filialen!