Es war kurz vor der Spargelernte 2020, als Corona alles auf den Kopf stellte. Saisonarbeiter konnten nicht mehr rasch genug auf die Höfe kommen, erhebliche Mengen nicht geerntet werden. Österreichweit musste ein Minus von 24,5 Prozent bei der Ernte verzeichnet werden.
„Corona hat uns nach wie vor im Griff. Aber die Spargel- und Gemüsebauern haben gemeinsam mit ihrer Standesvertretung Konzepte entwickelt, um die Bearbeitung und Ernte der Felder heuer flächendeckend zu ermöglichen“, erläutern Landwirtschaftskammer-Präsidentin Michaela Langer-Weninger und Agrarlandesrat Max Hiegelsberger. Die Saisonarbeitskräfte bringen bereits bei der Einreise einen negativen Antigen- oder PCR-Test mit und werden dann in Oberösterreich am ersten und am sechsten Tag erneut getestet. Auf den Betrieben müssen die Abstands- und Hygienemaßnahmen eingehalten werden. Sind mehrere Arbeiter am Betrieb, so werden diese in Teams eingeteilt.
Zu erwartende Ernte hängt ab von Sonne und Temperatur
Aktuell produzieren 17 oberösterreichische Gemüsebaubetriebe Spargel, weitere drei Betriebe haben im Vorjahr oder schon heuer eine Junganlage gepflanzt. Ab dem dritten Standjahr des Spargels können die Felder beerntet werden. Die Aufteilung von weißem und grünem Spargel ist von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich und hängt von der Bodenbeschaffenheit der Felder ab. Insgesamt sind es 131 Hektar, auf denen in Oberösterreich Spargel kultiviert wird, auf 22 Hektar davon (16 Prozent) biologisch. Für die diesjährige Ernte werden etwa 230 Tonnen weißer Spargel und 340 Tonnen Grünspargel erwartet. „Der tatsächlich erzielbare Ertrag ist aber wesentlich von der Tagestemperatur und der Sonnenscheindauer abhängig. Ein verregnetes Frühjahr oder Spätfröste können die Ernte, vor allem beim ungeschützten Grünspargel, beträchtlich reduzieren“, sagt Langer-Weninger.
Klimafreundliche Produktion in Oberösterreich
Die Weltproduktion von Spargel beträgt rund 8,9 Millionen Tonnen, wobei 88 Prozent in Asien erzeugt werden, gefolgt von Amerika (7,8 Prozent) und Europa (3,7 Prozent). Anstatt auf geheizte Ackerflächen wie in Deutschland setzen heimische Spargelbauern auf spezielle Verfrühungen. So werden die Spargeldämme mit der Spargelfräse hochgezogen und mit einer Folie abgedeckt, die über viele Jahre wiederverwendet werden kann. Durch die Folie werden Schädlinge und Unkraut unterdrückt. Eine chemische Bekämpfung ist daher bis nach der Ernte nicht erforderlich.
Beim Konsum von heimischem Spargel gibt es durchaus noch Luft nach oben. So lag der Pro-Kopf-Verbrauch in Österreich 2020 bei etwa 0,9 Kilogramm, während es in Deutschland etwas mehr als das Doppelte war. „Spargel ist ein gesundes, schmackhaftes und früh im Jahr verfügbares Gemüse. Die hohen Arbeitskosten hierzulande stellen aber zunehmend eine Herausforderung dar. Hier braucht es das klare Bekenntnis der Konsumenten, für heimische Ware auch etwas mehr Geld in die Hand zu nehmen“, sagt Agrarlandesrat Max Hiegelsberger.
Für die Arbeit am Spargelfeld werden pro Hektar fünf bis sechs Arbeitskräfte benötigt. 600 bis 650 Personen kommen in Oberösterreich allein für die Ernte und Marktaufbereitung zum Einsatz. Die Arbeiter kommen je zur Hälfte aus anderen EU-Ländern und aus Drittstaaten. „Die Tätigkeit eines Spargelernters ist anstrengend und herausfordernd. Diese Erfahrungen haben insbebesonders die freiwilligen Helfer 2020 häufig bestätigt und gesagt, dass sie diese Arbeit nicht auf Dauer machen möchten und durchstehen würden“, so Ewald Mayr, Obmann des Verbandes der OÖ Obst- und Gemüseproduzenten.
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