Corona-Tief: Lichtblicke sehen und Hilfe finden

Seit fast einem Jahr hält die Pandemie das gesellschaftliche Leben auf Sparflamme. Vielen fehlt es mittlerweile an Lichtblicken. Die Telefonseelsorge will und kann helfen.

Wer sich alleine mit seinen Sorgen fühlt, der findet bei der Telefonseelsorge Hilfe.

Lockdown, Vakzine, Mutationen und natürlich das berühmte C-Wort. Seit März des vergangenen Jahres hat sich der Wortschatz vieler um Begriffe erweitert auf die sie gerne verzichtet hätten. Darüber reden will aber kaum einer mehr. Denn schon zu lange bestimmt die allumfassende und omnipräsente Pandemie das Leben der Menschen. Der Ausnahmezustand ist zur Normalität geworden – eine, die für viele schwer zu ertragen ist.

Eine Ausnahmejahr und seine psychologischen Folgen

„Der erste Lockdown war für viele ein unerwarteter Schock, aber er war nach fünf Wochen vorbei. Die meisten psychisch Gesunden haben ihn gut überstanden“, schildert Katharina Glück, Vorstand der Psychiatrie am Klinikum Wels-Grieskirchen. Bei Menschen mit Vorerkrankungen kam es aber auch da bereits zu Rückfällen und Verschlechterungen. Es folgte die zweite Welle. Die Infektionszahlen schnellten in die Höhe und mit dem zweiten Lockdown die Zahl von Sucht- und psychischen Erkrankungen. „Besonders belastet waren und sind Menschen, die ihre Arbeit verloren haben oder jene, die in Kurzarbeit sind“, so Glück. Hier würden zwei belastende Umstände zusammentreffen: finanzielle Einbußen und die damit verbundenen Sorgen sowie der Wegfall der Tagesstruktur.

Besonders besorgt zeigt sich die Expertin im Hinblick auf die Gruppe der Kinder und Jugendlichen. Der Wegfall sozialer Kontakte und des geregelten Tagesablaufs wirke sich dramatisch aus. Die nunmehrige Öffnung sei zu begrüßen, aber in Summe zu wenig. „Ein relativ normales soziales Leben mit Schule, Kultur und sozialen Kontakten, wäre dringend nötig“, so Glück. Da bis dahin vermutlich noch einige Monate vergehen werden, gibt die Medizinerin einige Tipps zur psychischen Stärkung.

Tipps, um die aktuelle Situation aus- und durchzuhalten

Tagesstruktur: Zu Bett gehen vor Mitternacht, aufstehen um spätestens acht Uhr, drei Mahlzeiten am Tag und kein Mittagsschlaf. Außerdem nach dem Aufstehen raus aus dem Pyjama.
Ernährung: Auf gesunde Lebensmittel achten und wenn möglich einmal am Tag eine Mahlzeit frisch kochen.
Bewegung: Jeden Tag zumindest einmal an die Luft gehen: Je öfter und je länger, desto besser.
Nachrichten: unüberprüfte News aus den sozialen Medien sowie schlechte Meldungen maßvoll konsumieren.
■ Kontakte pflegen: per Telefon, Mail, WhatsApp oder Treffen.
Selbsthilfe: Hobbys pflegen, sich Gutes tun.
Suchtmittel: Alkohol in Maßen konsumieren, Nikotin nicht mehr als früher, andere Substanzen meiden.
Familie: aufkeimende Konflikte klären, einfach mal nachgeben oder gemeinsam lachen.
■ Anhaltende Sorgen, Schlafstörungen und Motivations- und Hoffnungslosigkeit: darüber sprechen und Hilfe suchen bei der Telefonseelsorge, dem Hausarzt oder einer Beratungsstelle.

Telefonseelsorge: offenes Ohr für jeden, rund um die Uhr

Ein Gespräch kann vieles zum Besseren verändern. Aufbauende Worte finden Hilfesuchende zum Beispiel bei der Telefonseelsorge. Unter der Notrufnummer 142 können sie mit einer neutralen Person über ihre Schwierigkeiten, Sorgen und Ängste sprechen. Und das an allen Tagen des Jahres rund um die Uhr, vertraulich und kostenlos. „Im Kontakt mit der Telefonseelsorge erfahren die Anrufer Aufmerksamkeit und Zuwendung“, so Barbara Lanzers­torfer-Holzner, eine der aufmerksamen Zuhörerinnen. Sie ist überzeugt: „Zu zweit ist es oft leichter, eine neue Pers­pektive zu finden.“ Wer lieber schreibt, den lädt sie dazu ein die Mail- oder Chatberatung in Anspruch zu nehmen.

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AUTORElisabeth Hasl
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